In Cottbus werden am Carl-Thiem Klinikum bald Mediziner ausgebildet. Mindestens 650 Millionen Euro will das Land Brandenburg in eine Medizinische Hochschule in Cottbus investieren, das Geld stammt aus Strukturfördermitteln, die Brandenburg vom Bund im Zuge des Kohleausstiegs erhält. Am Freitag hatten Bundestag und Bundesrat den Weg dafür bereitet. Für den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis 2038 erhält Brandenburg zehn Milliarden Euro, um eine Zukunft nach der Kohle gestalten zu können. Damit ist jetzt sicher: das ‚Innovationszentrum Universitätsmedizin‘ Cottbus ist nicht mehr nur ein Gedankenspiel, es wird Realität und damit verbunden sind bis zu 4.000 neue Arbeitsplätze in der Stadt und Region.
In unserem Videopodcast #1 am 02.08.2019 haben wir mit dem Geschäftsführer des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus, Dr. med. Götz Brodermann, über die aktuellen Herausforderungen im deutschen Gesundheitsbereich, den anstehenden Strukturwandel als große Chance für das geplante Universitätsklinikum sowie das digitale Krankenhaus der Zukunft gesprochen. Zu sehen im Titelvideo.
Freude beim Carl-Thiem Klinikum
„Wir freuen uns sehr, dass mit dieser Entscheidung eines der Kernprojekte für die Strukturstärkung bestätigt worden ist. Mit dem Aufbau einer medizinischen Fakultät in Cottbus für 1.500 Studenten werden voraussichtlich nicht nur bis zu 2.000 direkte Arbeitsplätze geschaffen und noch einmal so viel indirekte. Wir sehen so vor allem die Chance, dem Fachärztemangel hier bei uns im ländlichen Raum entgegen zu wirken. Denn vor allem Unikliniken haben immer einen gewissen „Klebeeffekt“, das heißt es wird Ärzte geben, die hier eine Familie gründen und sich in der Lausitz niederlassen werden. Wir sind bereit, gemeinsam mit der Landesregierung an die konkreten Planungen zu gehen“, so Dr. Götz Brodermann, Geschäftsführer des Carl-Thiem-Klinikums in Cottbus.
Mit der Entscheidung des Bundesrats kann nun auch ein zweites CTK-Projekt aus dem Strukturwandel auf den Weg gebracht werden: „Smart Hospital“. Das Carl-Thiem-Klinikum soll zu einem digitalen Leitkrankenhaus ausgebaut werden. Damit sollen auch neue digitale Versorgungsmodelle im medizinischen Bereich geschaffen werden. Die im Dezember 2019 gegründete Thiem-Research GmbH arbeitet bereits an ersten Projekten.
Weitere Reaktionen
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle begrüßte die Entscheidung: „Das ist ein Meilenstein. Damit bekommen wir endlich Planungssicherheit, um Wissenschaft, Forschung und Kultur in der Lausitz weiter voranzutreiben. Von zentraler Bedeutung ist, dass es gelungen ist, das Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus im Gesetz zu verankern. Es soll als Kern der Modellregion ‘Gesundheit Lausitz‘ aufgebaut werden. In dem Zentrum sollen Forschung, Lehre und Versorgung in neuartiger Weise unter Nutzung der Digitalisierung verknüpft und in einem ‘Reallabor‘ für digitale Gesundheitsversorgung umgesetzt werden. Zugleich sollen die Medizinerausbildung neu strukturiert und die Gesundheitsversorgung neu gedacht werden. Weitere Wissenschafts-, Forschungs- und Kultur-Projekte, die wir über das Strukturstärkungsgesetz finanzieren wollen, sind derzeit in der Vorbereitung. Damit wollen wir die Strukturentwicklung weiter befördern, die Zukunft der Region gestalten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort stärken.“
Michael Schierack, hochschul- und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU Fraktion: „Ich freue mich besonders, dass ein Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus entstehen wird. Es soll als Kern der Modellregion ‘Gesundheit Lausitz‘ aufgebaut werden. In dem Zentrum sollen Forschung, Lehre und Versorgung in neuartiger Weise unter Nutzung der Digitalisierung verknüpft und in einem ‘Reallabor‘ für digitale Gesundheitsversorgung umgesetzt werden. Zugleich sollen die Medizinerausbildung neu strukturiert und die Gesundheitsversorgung neu gedacht werden. Weitere Wissenschafts-, Forschungs- und Kultur-Projekte, die über das Strukturstärkungsgesetz finanziert werden soll, sind derzeit in Vorbereitung.“
Strukturwandel beschlossen
Deutlich länger als erhofft haben die Menschen und Akteure in der Lausitz auf diesen Tag gewartet, um die Prozesse im Zuge des Strukturwandels anschieben und umsetzen zu können. Rund eineinhalb Jahre nach dem Abschlussbericht der sogenannten Kohlekommission hat der Bundestag heute entscheidende Weichen für den Kohleausstieg bis spätestens 2038 und für eine neue Zukunft der Kohlereviere gestellt. Gegen 12:15 Uhr wurde im Bundestag das Kohleausstiegsgesetz gekoppelt mit dem Strukturstärkungsgesetz mehrheitlich verabschiedet. Für „Ja“ stimmten 314 Abgeordnete, auf „Nein“ fielen 237 Stimmen und es gab drei Enthaltungen. Doch ein erkennbares Ergebnis der Abstimmung gelang dem Bundestag erst durch den sogenannten Hammelsprung, bei dem die Abgeordneten durch die jeweiligen Türen eintreten, die symbolisch für ihre Stimme stehen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sprach in einer Pressekonferenz von einem historischen Tag für Deutschland. In diesem Artikel sammeln wir die Reaktionen aus unserer Region. -> Weiterlesen