Am Dienstagmittag wurde im vom Braunkohletagebau bedrohten Dorf Proschim ein Apfelbaum gepflanzt, den Vertreter aus der Lausitz vom bundesweiten Treffen „Zukunft statt Braunkohle“ aus dem rheinischen Braunkohlenrevier mitgebracht hatten. Bereits am Sonntag pflanzten Lausitzer Bergbaubetroffene und die Umweltgruppe Cottbus im vom Tagebau Garzweiler bedrohten Ort Kuckum die Apfelsorte „Gubener Warraschke“. Im Austausch brachten sie eine „Rheinische Schafsnase“ mit in die Lausitz.
„Der Gedanke von Luther liegt in der Luft“, sagte Hannelore Wodtke von der Grünen Zukunft Welzow andächtig. „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen“ soll der Reformator vor etwa 500 Jahren gesagt haben „Ein Baum steht für das Leben und für die Hoffnung. Und so verwundert es nicht, dass Luther als unbeugsame Kämpfernatur ein Apfelbäumchen pflanzen wollte – einer möglichen Sintflut zum Trotz“, sagte Wodtke. Der Welzower Pfarrer Hans-Christoph Schütt sprach anschließend ein Gebet für den neuen Baum.
„Der Baum soll ein Symbol des Widerstandes gegen die Dörfervernichtung durch fehlgeleitete Politik in Ost und West sein“, erklärt Karin Noack. In Tschechien – dem Heimatland der neuen Eigentümer der Kohlesparte – ist die Enteignung und Umsiedlung von Dörfern gegen den Willen der Bevölkerung untersagt. Davon sind wir in Brandenburg noch weit entfernt, kritisiert Karin Noack. Eine dementsprechende Regelung ist in Deutschland mehr als überfällig.
„Wir fordern endlich eine Absage der Landesregierung an neue Tagebaue in Brandenburg“, sagte die Proschimerin Darena Kapelle. „Die ideologischen Durchhalteparolen vom SPD-Minister Albrecht Gerber sind mittlerweile unerträglich geworden. Jeden Tag aus Potsdam hören zu müssen, dass wir der Kohle weichen sollen obwohl der Strom nicht mehr gebraucht wird, ist nur schwer zu ertragen. Herr Minister. Stoppen sie ihre unsägliche Katastrophenrhetorik. Hier wohnen Menschen“, forderte Kapelle.
Der neue Apfelbaum in Proschim stammt der Obstwiese des BUND Nordrhein-Westfalen im Abbaugebiet des Tagebaues Garzweiler. Die Obstwiese war zugunsten des dortigen Tagebaubetreibers RWE enteignet und zerstört worden. Später stellte das Bundesverfassungsgericht klar, dass diese Enteignung grundgesetzwidrig war. Von den rechtzeitig vor der Zerstörung geschnittenen Edelreisern wurden seitdem die „Garzweiler Zukunftsbäume“ an vielen Orten im rheinischen Revier gepflanzt. Nun gibt es erstmals einen Austausch von Apfelbäumen mit dem Lausitzer Revier am anderen Ende Deutschlands, berichtete Rene Schuster von der Umweltgruppe Cottbus bei der Pflanzung.
Foto: v.l.n.r.: Günter Jurischka, Christian Huschga, Karin Noack, Darena Kapelle