Seit gestern kursieren in den sozialen Netzen und einzelnen lokalen Gruppen sowie WhatsApp-Chats Audionachrichten eines Mannes und einer Frau von einer angeblich vergewaltigten Frau und einer möglicherweise weiteren toten Frau am Stausee Spremberg bei Bagenz. Diese Nachricht wurde ohne Quellnachweis geteilt, veröffentlicht und kommentiert. Auch soll die Polizei daraufhin die ehemalige Jugendherberge in Bagenz gestürmt und mehrere, dort lebende Asylbewerber befragt haben. Zwei von ihnen sollen geflohen sein, zwei weitere einen DNA-Abgleich verweigert haben. Weiterhin kursierten Textnachrichten mit weiteren angeblichen Details und der immer mitschwingenden Aussage “es soll nicht an die Öffentlichkeit/Medien, da es Ausländer waren.” Die Polizeidirektion Süd widersprach den Darstellungen heute. Gestern Abend griff hingegen eine Personengruppe mit den Parolen “Ausländer raus” und Pyrotechnik sowie Baseballschlägern bewaffnet, die Jugendherberge an, da sie diese Gerüchte gehört hatten. Derweil hat die AfD Brandenburg ein Statement veröffentlicht, dass die Polizei beschuldigt, die Vergewaltigung durch einen mutmaßlichen Ausländer zu verschweigen.
Gegen 22:00 Uhr näherte sich am Mittwochabend eine Personengruppe der Jugendherberge in Bagenz. Die Unbekannten waren vermummt, trugen teilweise Baseballschläger sowie Zaunlatten und warfen pyrotechnische Erzeugnisse auf das Grundstück. Dabei wurde niemand verletzt. Nach Angaben von Zeugen riefen sie noch lautstark die Parole „Ausländer raus“ und entfernten sich in unbekannte Richtung. Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen, unter Einsatz eines Polizeihubschraubers, führten zeitnah zur Ergreifung von sieben Tatverdächtigen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren. Die Personen wurden vorläufig festgenommen.
Weitere Ermittlungen hat die Kriminalpolizei der Direktion Süd übernommen.
Nach ersten Erkenntnissen beziehen sich die des Landfriedensbruchs Verdächtigen auf Meldungen in den sozialen Medien zu einer Vergewaltigung am Montag und einer in der Nähe des Stausees aufgefundenen toten Frau sowie einen angeblichen Polizeieinsatz in der Jugendherberge, bei dem zwei Ausländer „stiften gegangen“ sein sollen.
Die Polizeidirektion Süd stellt klar, dass es entgegen der Behauptungen in den sozialen Medien den Fund einer toten Frau am Stausee zu keiner Zeit gegeben hat. Richtig ist, dass die Polizei wegen des Verdachts einer Vergewaltigung am Stausee, die am 03.04.2019 begangen worden sein soll und am 08.04.2019 angezeigt wurde, gegen Unbekannt ermittelt. In diesem Zusammenhang sind auch Umfeldermittlungen in der Jugendherberge geführt worden. Falsch ist hingegen die Behauptung, zwei Flüchtlinge hätten nicht kooperiert und seien geflohen.
Ergänzung:
Die AfD Fraktion Brandenburg hat am 11.04. um 10:32 Uhr auf ihrer Facebookseite ein Statement veröffentlicht, dass die Polizei beschuldigt und schon mutmaßliche Täter identifiziert hat. Ihr stellvertretender Fraktionssprecher Thomas Jung wird zitiert: “”Polizei verschweigt Vergewaltigung – mutmaßlicher Täter: Ein Zuwanderer“”
Auf ihrer Facebookseite heißt es weiter: “Während 400 Brandenburger Polizisten am Mittwoch gegen angeblich rechtsextreme Fußballfans in Cottbus Wohnungen, Geschäftsräume und Büros durchsuchten und mit nur mageren Ergebnissen an die Presse gingen, passierte am Stausee bei Neuhausen (Spremberg) eine brutale Sexualstraftat. Eine Frau wurde vergewaltigt und musste in ein Cottbuser Krankenhaus gebracht werden. Die Tatverdächtigen sollen Bewohner der Jugendherberge Heidehof bei Bagens (Anm. der Redaktion: das Bagenz bei Spremberg wird mit “z” geschrieben) sein – ein Treffpunkt von sogenannten „Flüchtlingen“ und Saisonarbeitern. Seitens der Polizei wurde eine Nachrichtensperre verhängt, die Presse wurde über die Gewalttat nicht informiert. Erst Nachfragen der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg bei den Sicherheitsbehörden bestätigten jetzt den Verdacht einiger Anwohner.”
Der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg, Thomas Jung, erklärt dazu: „Es ist unfassbar, wie hier wieder einmal die Polizei instrumentalisiert wird, um stillzuhalten, wenn es um Gewaltdelikte von ausländischen Tatverdächtigen geht. Geht es um Rechtsextreme, gibt der rote Innenminister große Pressekonferenzen. Alle verfügbaren Polizeikräfte durchwühlen davor unzählige Wohnungen von Fußballfans, während ebenfalls im Süden des Landes eine Frau brutal vergewaltigt wird. Kriminelle Ausländer werden von Rot-Rot in Brandenburg mit Glaceehandschuhen angefasst, auch wenn sie im Verdacht stehen, brutale Sexualdelikte begangen zu haben. Für die Sicherheit der einheimischen Bevölkerung stand offensichtlich keine Polizei mehr zur Verfügung, die war im Einsatz gegen angebliche Rechtsextreme. Ich erwarte mir mehr Transparenz und energischeres Handeln gegen die Straftäter, die unser Land unsicher machen.“ Am Ende steht die Bemerkung, den Post zu kommentieren und zu teilen.
Die Polizeidirektion stellt dazu klar: Bei Vergewaltigung handelt es sich um ein höchst sensibles Thema, bei dem sich die Opfer in einer psychischen Sondersituation befinden und aus Scham oder anderen Gründen meist erst Tage oder Wochen später an entsprechende Stellen wenden und Ermittlungen beginnen können. Zudem spielt das öffentliche Interesse dabei keine Rolle, es geht einzig und allein um die Persönlichkeitsrechte der Frau, die an erster Stelle stehen.
In Königs Wusterhausen gab es im letzten Jahr einen Fall, bei dem die Polizei durch einzelne Medien verdächtigt wurde, den Fall unter Verschluss zu halten, im Nachgang stellte sich heraus, dass die Tat so nicht stattgefunden hat.