Nach den hochsommerlichen Tagen macht auch uns das Wandern wieder mehr Spaß. Wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, laden alle interessierten Wanderfreunde aus Nah und Fern ein, uns am Sonntag, den 6. September 2009, im südöstlichsten Zipfel der deutschen Niederlausitz zu begleiten.
Aus organisatorischen Gründen haben wir diese Tour vom 5.9. (wie in den e-Medien und in unserem Programm angekündigt) auf den 6.9.09 verlegt.
Gewandert wird auf einem Rundkurs westlich der Neiße zwischen Zelz – Bahren und Jerischke in der Gemeinde Neiße-Malxetal. Vor 1945 gehörte dieses Gebiet zum Landkreis Sorau. Im Reiseführer vom Trescherverlag „Die Lausitz entdecken“ findet man dazu auf Seite 124: „Das Heidedorf Jerischke liegt exakt in der Mitte des Faltenbogens… Im kleinen Ort Preschen klettern die Temperaturen im Hochsommer besonders stark. Am 30. Juli 1994 wurde hier der brandenburgische Hitzerekord mit 39,9 Grad Celsius aufgestellt, an diesem Tag auch deutschlandweit die höchste gemessene Temperatur. Der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann betreibt hier und in den Nachbardörfern Mattendorf und Groß Schacksdorf das dichteste Messnetz an Messstationen in Deutschland. Die Leute beobachten die Klimaextreme hier seit Jahrhunderten, der Volksmund weiß: ’Preschen, Jerischke und Zschorne schuf Gott im Zorne.’“
Wer diese Gegend aber kennen und schätzen gelernt hat, der kommt auch zu der Überzeugung, dass der liebe Gott gute Laune gehabt haben muss, als er diesen Landstrich schuf mit Unterstützung einer ganz irdischen Angelegenheit – einer Eiszeit…
Diese Tour ist Bestandteil unserer internationalen Wanderserie „Westlich und östlich der Neiße – zwischen Forst und Bad Muskau“. Möglich wurde diese unsere private Initiative durch den Bau der Neißetalbrücke zwischen den Orten Zelz auf deutscher Seite und Siedlec auf polnischer Seite der Neiße, die vor 1945 beide ein ganzheitliches Gemeinwesen waren – Zelz.
Höhepunkte dieser Tour sind im doppelten Sinn des Wortes der Jerischker Weinberg und der Lissberg. Über den Jerischker Weinberg erfährt man auf einer Hinweistafel vor Ort: Lehmige Endmoränenkuppe (142 m ÜNN) der Radener-Jerischker-Rückzugsstaffel (Warthe-Stadium der Saale-Eiszeit) mit steilem Südhang zum Jerischker Tal, die in früheren Jahren als Weinanbaugebiet genutzt wurde. Seit dem 5. Mai 2008 wird hier wieder Wein angebaut. Dazu hieß es zeitnah in einer Presseinformation des MLUV Brandenburg: “Brandenburg wird immer mehr zum Weinland – vorerst im bescheidenen Umfang, was die 14 Hektar landesweite Rebfläche anbelangt. Auf der anderen Seite machen sich an etlichen Orten hochengagierte Vereine und Initiativen um den Weinbau in Brandenburg verdient, zum Beispiel in Werder, Schlieben, Welzow, Senftenberg, Guben-Grano, Neuzelle, Templin-Densow oder Baruth. Nun kommt die Lausitz mit Neiße-Malxetal am Muskauer Faltenbogen dazu, wo Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) am (…) (5. Mai) zur feierlichen Weinpflanzung kommt.
Nach langen Vorbereitungen durch das Ehepaar Marbach wird der bis 1890 genutzte, historische Weinberg Jerischke wieder mit Reben bestockt. Auf zwei Hektar finden 10.000 Weinstöcke Platz – nicht mehr in Handarbeit gesetzt, sondern mit einer hochmodernen, GPS-gesteuerten Pflanzmaschine. Gepflanzt wird die Sorte Carballet Cortis, die auch Lausitzer Frosttage überstehen kann. 2011 könnte der erste Wein gekeltert werden. Zudem ist ein kleines Weingut geplant, für das Studenten der Fachhochschule Lausitz bereits einen Architekturentwurf vorgelegt haben.“
Über den Lissberg, dem Berg „wo der Fuchs lebt“ und auf dem zu dieser Jahreszeit die Besenheide (Calluna vulgaris) besonders üppig blüht, haben wir im vergangenen Jahr Anfang September bei der Erkundung dieser Tour auf einer Info-Tafel an der Pusack-Straße Folgendes lesen können: „Der Lissberg, der seinen Namen dem slawischen Wort „lis“ (Fuchs) verdankt, ist eine Erhebung von 150 m NN in der naturräumlichen Einheit Cottbuser Sandplatte. Dabei handelt es sich um eine flachwellige Grundmoränen- und Geschiebesandplatte von etwa 75 bis 155 m Höhe. Sie entstand aufgrund der glättenden und Wellen aufpressenden Kraft des einige hundert Meter mächtigen Eises der Eiszeit. Von der höchsten Stelle des Lissberges bietet sich bei entsprechendem Wetter ein vorzüglicher Fernblick, der die Oberflächengestaltung im weiteren Umkreis erkennen lässt. Nach Norden fällt das Gelände zum Forster Becken ab. Im Osten ist über die Neiße hinweg ein Teil des Ostschenkels des Muskauer Faltenbogens in der Gegend von Triebel, jetzt Trzebiel, zu sehen… Auf ihm lassen sich hin und wieder Feuersteine mit Kalkeinlagerungen, fossile Donnerkeile und auch andere Steine finden, die vom Eis aus dem Norden mitgebracht wurden.“
Ein Besuch des Info-Zentrums Geopark Muskauer Faltenbogen beim Schullandheim Jerischke ist angedacht, muss aber bei entsprechender Resonanz für die Wandertour noch organisiert werden.
Diese Tageswanderung wird etwa 14 Kilometer lang sein.
Treffpunkt und Beginn werden bei der Anmeldung bekannt gegeben. Eine Einkehr ist nicht vorgesehen. Bitte an Rucksackverpflegung denken. Keine Teilnahmegebühr. Um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern. Weitere Fotos über das Wandergebiet findet man hier unter www.niederlausitz-aktuell.de „Bilder der Region“ Spree-Neiße : Neiße-Malxetal : Zelz oder Jerischke.
Anmeldungen spätestens bis zum Vorabend unter der Rufnummer 03542-3792.
Die temporäre Straßensperrung der Landstraße K7101 zwischen Döbern-Eichwege und Jerischke müsste seit dem letzten Wochenende aufgehoben sein. Im Verzeichnis der Straßensperrungen des Landkreises SPN ist sie nicht mehr aufgeführt. Eine nochmalige selbständige Information vor der Anreise wird trotzdem empfohlen.
Foto zum Text: Die Neiße zwischen Zelz und Bahren
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
In Zelz: Auffahrt zur Neißetalbrücke – davor links der Abzweig des Neiße-Radwegs in Richtung Bahren – Forst (Lausitz)
Schullandheim in Jerischke – mit auf dem Gelände, aber nicht im Bild, das Info-Zentrum über den Geopark Muskauer Faltenbogen
Auf dem Lissberg – Blick in Richtung Norden