Über 250 Teilnehmer begleiteten heute einen Waldspaziergang der Grünen Liga am Rand des Tagebaus Jänschwalde. Ziel der Wanderung durch bereits abgeholztes Gelände war ein Waldstück, das von Enteignung für den tschechischen Braunkohlebergbaubetreiber LEAG bedroht ist. „Wir wollen unseren Wald nicht für den Tagebau hergeben. Er soll für mehr Abstand der Grube zu meinem Heimatort Taubendorf sorgen, damit das Leben dort erträglich bleibt. Dass eine Enteignung zugunsten zweier tschechischer Multi-Milliardäre, denen der Kohlekonzern gehört, dem Gemeinwohl dienen soll, ist absurd.“ sagt Grundeigentümer Jens Gebke, der ebenfalls den Waldspazierganges begleitete.
„Spätestens seit dem Bericht der Kohlekommission ist klar, dass auch genehmigte Tagebaue verkleinert werden müssen, weil nicht mehr sämtliche Kohle gebraucht wird. Diese Kohle muss dort liegen bleiben, wo dadurch Dörfern und Natur besser geschützt werden können.“ sagt René Schuster von der GRÜNEN LIGA.
Für einen früheren Stopp des Tagebaus hat sich auch der Gemeinderat der zuständigen Gemeinde Schenkendöbern in einem bereits 2017 gefassten Beschluss ausgesprochen.
Gegen die aktuelle Betriebsplangenehmigung des Tagebaus Jänschwalde geht derzeit ein Klagebündnis aus Deutscher Umwelthilfe und GRÜNE LIGA beim Verwaltungsgericht Cottbus vor, weil der Tagebau durch seine Grundwasserabsenkung umliegende europäische Schutzgebiete be-einträchtigt und die in solchen Fällen vorgeschriebene Verträglichkeits-prüfung nicht durchgeführt wurde.
Die Cottbuser GRÜNE LIGA Gruppe hat die heutige Wanderung organisiert und bei den Behörden angemeldet. René Schuster dazu: „Beim Spaziergang an der Grubenkante erleben unsere Gäste eindrucksvoll, wie sich der Tagebau durch die Landschaft frisst und erfahren viel über die Hintergründe.“
„Gerade mit Blick auf den beginnenden Kohleausstieg sind Enteignungen für die Braunkohle nicht mehr zeitgemäß. Die Verkleinerung von genehmigten Tagebauen darf auch in Brandenburg kein Tabuthema mehr sein; die Kohlekommission hat für frühere Ausstiege explizit Entschädigungszahlungen empfohlen“, regt die energiepolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Heide Schinowsky an. Den Planungen zufolge soll der Tagebau Jänschwalde ohnehin nur noch bis 2023 laufen.
Bis zum 30. Juni 2020 sollen laut Abschlussbericht der Kohlekommission einvernehmliche Lösungen mit den Betreibern gefunden werden, wenn Braunkohlekapazitäten nicht mehr in Anspruch genommen werden. „Das würde nicht nur dem Klimaschutz helfen, sondern auch dem Wunsch der Anwohner hier entsprechen“, sagt Schinowsky. „Würde der restliche Wald erhalten bleiben, bliebe mehr Abstand von der Grube zum Ort Taubendorf. Die Entschädigungszahlungen könnte die LEAG in den Aufschluss neuer Geschäftsfelder investieren, um Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Das wäre eine Win-Win-Situation für die Lausitz“, meint Schinowsky.
pm/red