Christina Grätz aus Jänschwalde (Spree-Neiße) ist „Unternehmerin des Landes Brandenburg 2016“. Ihr Unternehmen Nagola Re GmbH beschäftigt sich mit dem Erhalt, der Herstellung beziehungsweise Wiederherstellung artenreicher Lebensräume. Stefanie Rogall und Ulrike Oberthür aus Petershagen (Märkisch-Oderland) teilen sich den erstmals vergebenen Preis „Existenzgründerin des Landes Brandenburg 2016“. Die von ihnen gegründete Kristallkinder Intensivpflege GmbH ist die erste Wohngemeinschaft in Brandenburg zur ganzheitlichen Versorgung schwerstkranker Kinder und Jugendlicher. Die Preise wurden heute im Rahmen des 10. Unternehmerinnen- und Gründerinnentag (UGT) unter dem Motto „Frauen. Stärken. Wirtschaft.“ in der Potsdamer Staatskanzlei vergeben.
Ministerpräsident Dietmar Woidke, Arbeitsministerin Diana Golze und Wirtschaftsminister Albrecht Gerber würdigten die Frauen als ideenreiche und durchsetzungsstarke Unternehmerinnen, die sich in Brandenburg nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich in vielfältiger Weise einsetzen. Zugleich betonten sie den großen Anteil von Frauen am wirtschaftlichen Erfolg Brandenburgs. In Brandenburg gibt es rund 42.000 selbstständige Frauen.
Ministerpräsident Woidke lobte in seiner Festrede das Stehvermögen und die Courage von Unternehmerinnen im Lande. „Sie haben den Mut, sich auf ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu verlassen und ihre Stärken zu entwickeln. Sie trauen sich zu, aus eigener Kraft etwas Besonderes zu schaffen. Der Erfolg ihrer Unternehmungen zeigt: ihre Ideen werden gebraucht.“ Nach den Worten von Woidke bietet Brandenburg ein gutes Klima für Unternehmen. Er verwies auf das breite Beratungsnetz für Gründungswillige. Wichtig sei auch, dass sich Frauen in Brandenburg wesentlich stärker auf eine gute Kinderbetreuung verlassen können als in vielen anderen Bundesländern. Woidke: „Mit fast 57 Prozent der Betreuungsquote für die unter 3-Jährigen liegen wir im bundesweiten Vergleich auf dem 2. Platz. Für die Wirtschaft im Lande ist dieser Faktor wichtig. Es lohnt sich, in die Kinderbetreuung zu investieren, um den Müttern Gestaltungskraft für ihre wichtigen Unternehmungen zu ermöglichen und damit wiederum einen Beitrag zur Wirtschaft des Landes zu leisten.“
Arbeitsministerin Diana Golze sagte in ihrer Eröffnungsrede: „Brandenburg hat viele mutige und ideenreiche Unternehmerinnen, die mit ihrer Kreativität, ihrem Wissen und Engagement einen unverzichtbaren Beitrag zur Wirtschaftskraft leisten. In Brandenburg sind heute bereits mehr Frauen selbstständig als im Bundesdurchschnitt. Und bei der Frauenerwerbsquote, wozu auch Unternehmerinnen beitragen, belegt Brandenburg sogar einen Spitzenplatz in ganz Europa. Dennoch wagen noch immer deutlich mehr Männer als Frauen den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Brandenburg braucht mehr Gründerinnen und Unternehmerinnen, braucht mehr Frauen in Führungspositionen. Mit ihrer Innovationsfähigkeit schaffen sie viele neue Arbeitsplätze. Mit den Preisen möchten wir deshalb noch mehr Brandenburgerinnen ermutigen, ihre Ideen im Rahmen einer Existenzgründung zu verwirklichen. Die heutigen Preisträgerinnen zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich Frauen in den unterschiedlichsten Branchen sind und die Wirtschaft stärken.“
Wirtschaftsminister Albrecht Gerber sagte in seiner Rede: „Jede Unternehmerin, die mit ihrem Betrieb erfolgreich am Markt ist, stärkt die Wirtschaftskraft unseres Landes. Ob es Frauen sind, die eine Firma neu gegründet haben, oder ob sie einen bestehenden Betrieb übernommen haben: Sie alle haben viel Zeit, Kraft und Ausdauer investiert und unternehmerischen Mut bewiesen. Mit der Auszeichnung der Unternehmerin des Jahres würdigt die Landesregierung das große Engagement dieser Frauen. Unser Wettbewerb trägt dazu bei, die Leistungsfähigkeit der märkischen Unternehmerinnen sichtbar zu machen sowie ihre Erfolge zu dokumentieren. Die Landesregierung steht Unternehmerinnen in jeder Phase zur Seite: von der Gründungs- über die Wachstumsphase bis zu dem Zeitpunkt, wenn es um den Übergang geht.“
Der Preis „Unternehmerin des Landes Brandenburg“ wird seit 2003 alle zwei Jahre im Rahmen des Unternehmerinnen- und Gründerinnentag (UGT) vergeben. Zweitbeste Unternehmerin wurde Dorothee Tüshaus, Chefin der „Zwergenkantine“ in Schöneiche bei Berlin (Oder-Spree). Der dritte Platz ging an Antje Biewald-Blumenthal. Sie ist die Geschäftsführerin des Hotels Stadt Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Zum ersten Mal vergeben wurde der Preis „Existenzgründerin des Landes Brandenburg“. Für beide Preise wurden zusammen 100 Bewerbungen eingereicht. Zum 10. UGT kamen 200 Gäste in die Staatskanzlei. Schirmherr der Veranstaltung ist Ministerpräsident Woidke.
Die Diplom-Biologin Christina Grätz gründete die Nagola Re GmbH (www.nagolare.de) im Jahr 2011. Sitz ist Jänschwalde im Lausitzer Braunkohlerevier. Der Erhalt wie die Wiederherstellung der naturräumlichen Identität ihrer vom Bergbau beeinflussten Heimat war Grätz von ihrer Jugend an ein besonderes Anliegen und führte zur Unternehmensgründung. Das Unternehmen beschäftigt sich mit dem Erhalt, der Herstellung und Wiederherstellung artenreicher und wertvoller Lebensräume sowie dem Schutz von Arten. Dabei entwickelt und optimiert Nagola Re eine neuartige Kulturtechnik, die unter innovativen wirtschaftlichen Gesichtspunkten Lebensräume von Pflanzen und dadurch auch von Tieren wiederherstellt oder neu erschafft. Heute ist das Unternehmen führender Anbieter für naturnahe Begrünungen in Brandenburg und über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Nagola Re GmbH wurde im vergangenen Jahr Bundessieger im Wettbewerb KfW-Award GründerChampions 2015. Grätz erhält für den 1. Preis 3.000 Euro.
Dorothee Tüshaus, die Zweitplatzierte, gründete die Zwergenkantine „Bio-Vollwert-Catering für Kids“ im Jahr 2010 (www.zwergenkantine.de). Das Bio-zertifizierte Unternehmen verwendet ausschließlich Lebensmittel aus nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft. Sämtliche Gerichte werden bedarfsgerecht für Kinder in Eigenrezeptur hergestellt. Statt billiger Massenverpflegung für Kinder setzt Tüshaus ganz auf Qualität. So bietet die Zwergenkantine ernährungsbewussten Eltern und Kitas die Möglichkeit, gesunde und ausgewogene Ernährung als wichtigen Bestandteil in ihr pädagogisches Konzept zu integrieren. Ehrenamtlich engagiert sich Tüshaus in der Flüchtlingshilfe Schöneiche und organisiert dort u.a. Willkommen-Treffs im Café International. Tüshaus erhält für den 2. Preis 1.500 Euro.
Die Drittplatzierte Antje Biewald-Blumenthal, gelernte Hotelfachfrau und Hotelkauffrau, eröffnete das Hotel Stadt Wittstock im Jahr 2008 (www.hotel-stadt-wittstock.de). In ihrem Hotel nahe der Dosse herrscht eine gemütliche familiäre Atmosphäre. Gäste sollen sich hier wie Zuhause fühlen. Das Haus ist seit 2011 mit dem Qualitätssiegel „Brandenburger Gastlichkeit“ ausgezeichnet. Als Unternehmerin unterstützt Biewald-Blumenthal besonders Jugendlichen mit Behinderungen bei der Berufsorientierung. Es bestehen intensive Kooperationen mit der Mosaikschule Wittstock (spezialisiert auf die Förderung von Jugendlichen mit körperlicher und geistiger Behinderung), der Nestor Bildungsinsitut GmbH und der Schule mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“ Wittstock. Vier der insgesamt 14 Beschäftigten des Hotels sind Menschen mit Behinderungen. Biewald-Blumenthal erhält für den 3. Preis 1.000 Euro.
Brandenburgs beste „Existenzgründerinnen“ Stefanie Rogall und Ulrike Oberthür, sie erhalten ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro, wagten im Jahr 2013 den Schritt in die Selbstständigkeit: Sie gründeten die Kristallkinder Intensivpflege GmbH (www.kristallkinder-intensivpflege.de). Hier erhalten bis zu sieben Kinder mit einem besonderen medizinischen und pflegerischen Betreuungsbedarf besondere Unterstützung – vorübergehend oder auch ein Leben lang. Das Unternehmen ist auf schwerstkranke, beatmete und intensivpflegebedürftige Kinder und Jugendliche spezialisiert. Als erste Kinderintensiv-Wohngemeinschaft in Brandenburg kann hier die ganzheitliche Versorgung mit 24-stündiger Behandlungspflege gewährleisten werden. Damit ist es gelungen, eine Versorgungslücke zu schließen und alternative Wohnformen im Bereich der Kinderintensivversorgung im Land Brandenburg anzubieten. Die Kristallkinder Intensivpflege GmbH wurde im Jahr 2015 mit dem Existenzgründerpreis Oderland ausgezeichnet.
Das Arbeitsministerium verlieh bereits zum siebten Mal den Preis „Unternehmerin des Landes Brandenburg“. Bewerben konnten sich Unternehmerinnen, die mindestens 25 Prozent der Geschäftsanteile halten und die Geschäftsführungsfunktion innehaben, Kleinstunternehmerinnen, Freiberuflerinnen und Solo-Unternehmerinnen sowie Existenzgründerinnen, die ihren Geschäftssitz im Land Brandenburg haben. Kriterien für die Jury-Bewertung waren u.a. Unternehmensdarstellung, Nachhaltigkeit und ehrenamtliches Engagement. Bedingung für die Bewerbung um den neuen Preis „Existenzgründerin des Landes Brandenburg“ war: Die Existenzgründung durfte nicht vor dem 1. Dezember 2013 erfolgt sein.
Quelle: Staatskanzlei Brandenburg
Fotos: medienlabor GmbH/Adam Sevens