„Die alte historische Poststraße von Guben bis zur Landesgrenze nach Frankfurt (Oder)
Diese, streckenweise in die B112 eingegangene Landstraße (1836 Poststraße, 1894 Alte Post – Straße) war bis zum Bau der Märkisch – Niederschlesischen Eisenbahn der bedeutendste Verkehrsweg zwischen Guben, Neuzelle und Frankfurt/Oder und seit dem Mittelalter Teilstück einer wichtigen Fernverbindung von Böhmen über Zittau und Görlitz an die Ostseeküste. Bis Bresinchen entsprach die von Süden kommende Straße, die in alten Quellen den Namen Heerstraße (1730 an der Heer Stressen, 1597 an der Heerstraße) führt, der heutigen, dort vielfach windungsreichen Trasse der B112. Am westlichen Ortsausgang bog sie indessen nach Norden ab, erklomm nördlich des Dorfes Beresinchen die Hochfläche und verlief – jetzt noch als breiter Feldweg vorhanden – in Richtung Wellmitz weiter. Vor der Kolonie Breslack schwenkte sie – zumindest, seit der Wende des 16. Jahrhunderts – nach Nord-West, Wellmitz, das auf einem unbefestigten Seitenweg zu erreichen war, rechts liegenlassend. Von Fuhrmannsruh an ist der Verlauf der ehemaligen Heerstraße wieder weitgehend identisch mit dem der Fernverkehrsstraße nach Neuzelle – Eisenhüttenstadt. Vom Neuzeller Kloster aus gingen bereits im Mittelalter wichtige Landstraßen nach Frankfurt: Eine über Schönfließ, Pohlitz, Rautenkranz, eine weitere am Ostufer der Pohlitzer Seen vorüber nach Krebsjauche (Wiesenau) und von dort weiter nach Lossow. Sie wurde nach der Angliederung des Gebietes an Preußen im Jahre 1815 zur Poststraße ausgebaut; dabei korrigierte man den alten, auf den Flurkarten des 18. Jahrhunderts noch zu verfolgenden Straßenverlauf teilweise. Nachdem das Frankfurter Generalpostamt 1819 die Verlegung der „Posthalterei von Fürstenberg/0der nach Neuzelle“ beschlossen hatten, wurde darangegangen, den Weg Krebsjauche bis Neuzelle in gerader Richtung abzustecken und mit Bäumen zu bepflanzen. Die auf den Messtischblättern des 19. Jahrhunderts deutlich sichtbare Baumbepflanzung sollte u. a. „zur Sicherheit der Heerstraßen bey starken Schneegestöber“ dienen und verhindern, dass die Postwagen „bey der finsteren Nacht“ vom Wege abgerieten. Längere Fahrstrecken wurden durch die Anlage von Raststätten unterbrochen, woran noch heute Namen von Ausbauten erinnern: Pfaffenschenke (Breslack), Fuhrmannsruh (Wellmitz), Seelas Hof (früher Pohlitz, jetzt auf dem Gelände der EKO Stahl GmbH.
Von der „Pfaffenschenke“ bei Breslack
Am „Pfaffengrund“ unweit der Breslacker Mühle führte die alte Post- oder Heeresstraße entlang. Sie war die wichtigste Verbindung zwischen Guben und Frankfurt, zwischen Sachsen und Preußen. Auf ihr holperten die Händler und Bauern mit ihren schweren Karren, ritten Soldaten und vornehme Herren, bzw. gingen arme Leute, Bettler und Räuber zu Fuß. Viele Reisende hielten hier, tranken einen Schluck aus dem Fließ. Hier eröffnete 1822 Gottlieb Minschke seine neuerbaute Bier- und Branntweinschenke, die „Pfaffenschenke“ als Rasthaus für Reisende und ihre Gespanne.
Am 2. August 1740 gestattete der sächsische Kurfürst Friedrich August II. dem Neuzeller Abt Martinus, unweit von der brandenburgischen Landesgrenze, an einer von Guben aus über Neuzelle, Schönfließ, Pohlitz nach Frankfurt/0der führenden bedeutsamen Handelsstraße einen Gasthof anlegen zu lassen. Dieser sollte, wie der Abt sein Vorhaben begründete, die auf der „Franckfurter Straße“ reisenden ober- und niederlausitzischen Kaufleute mit bequemer Obdach und Lagerstatt, auch mit benötigtem Essen und/oder Getränken, auch Futter für die Pferde versehen. Dem neuerrichteten Wirtshaus wurde auf Anregung durch die Lübbener Landeshauptmannschaft 1741 vom genannten Abt der Name der gründe Rauten Cranz (1758 Der Rauten Cranz) zugelegt. Der bezieht sich zweifellos auf den heraldisch stilisieren grünen Laubkranz im sächsischen Wappen.
Nachdem im Krug zunächst „Fürstenbergisches Stadt – Bier“ verzapft worden war, ging man 1742 gegen den Willen der Fürstenberger Bierbrauer zum Ausschank herrschaftlichen Neuzeller Klosterbieres über.
1745 verpachtete Abt Gabriel den Gasthof an Martin Schulze aus Trebitz, dem die Erlaubnis erteilt wurde, auch Branntwein zu brennen und zu „verschäncken“.
Im Jahre 1833 gab es neben den Krug eine Kolonie sowie ein stiftsherrschaftliches Vorwerk (1840 zusammen 9 Häuser, und 43 Einwohner), 1841 auch eine Unterförsterei. Die Gebäude der früheren Revierförsterei wurden 1803 wohl als Verwaltungsgebäude des Vorwerks erbaut.
In der Nähe stehen zwei guterhaltene Lehmfachwerkscheunen sowie ein altes Backhaus. Während noch in den fünfziger Jahren eine Fähre die Verbindung zwischen Rießen und Groß Lindow sowie Wiesenau herstellte, überspannt den Kanal jetzt wieder eine Brücke, die einen schönen Ausblick auf die Wasserstraße gewährt. Die Auffahrt säumen wie ein gelbes Band Massenbestände des Mauerpfeffers.
Erst am 8. Oktober 1955 erhielt der Ortsteil im Ergebnis eines Wählerauftrages der Gemeinde Rießen an den damaligen Oberbürgermeister von Groß-Berlin Friedrich Ebert, elektrisches Licht.“
(siehe auch: www.eisenhuettenstadt.de)
Den beiden genannten Autoren ein dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für diesen wertvollen und aufschlussreichen Beitrag. Natürlich muss man das hier Vorgestellte in engem Zusammenhang sehen mit der am anderen Ende des Poetensteigs bei der Egelneißebrücke/Frankfurter Straße stehenden Kursächsischen Postmeilensäule, mit der ich mich dann im nächsten bzw. übernächsten Teil noch ausführlich befassen werde. Als Vorgeschmack darauf heute schon einmal zwei Fotos.
Für die nächsten Folgen bzw. Teile dieser Reportage bitten wir um etwas Geduld, da die Nachbereitung unserer Erkundung vom 7.6.08 in Guben/Gubin noch nicht abgeschlossen und für uns abends auch ein bisschen Fußball-EM ist. Außerdem geht die laufende Vorbereitung unsere Wanderei ja weiter. Am kommenden Sonntag sind wir z.B. in Fürst Pücklers Landschaftspark in Bad Muskau unterwegs. Mehr dazu siehe „Veranstaltungen“. Anmeldungen nehmen wir gern noch entgegen (Tel. 03542-3792).
Gerd Laeser, Gästeführer Niederlausitz, Lübbenau
(Teil V – übermorgen, Sonnabend, den 14.07.08)
Auf dem Poetensteig an der Egelneiße
Ein Stückchen weiter noch einmal auf dem Poetensteig an der Egelneiße
Die Kursächsische Postmeilensäule (richtig – Postdistanzsäule) etwas näher betrachtet. Die Bekrönung auf beiden gegenüber liegenden Seiten lässt darauf schließen, dass es sich bei dieser Säule um eine Marktsäule handelt, die ab 1728 aufgestellt wurden, im Gegensatz zu Thorsäulen oder Torsäulen, die es schon vorher gab und die vor den Stadttoren standen. Die Gubener Säule trägt über dem goldenen Posthorn ie Jahreszahl 1736, wurde also nach der Lebenszeit August des Starken aufgestellt. Mehr dazu im Teil V.