Vor einem Jahr hatten Thoralf Haß, Heiner Stephan sowie Chris und Dirk Ruhbach die Idee, kulturell in der Rosenstadt Forst etwas auf die Beine zu stellen, was die Vielzahl und Schönheit der alten Fabrikgebäude in der Stadt präsentieren könnte.
Forster Industriekultur
Der Zufall wollte es, dass das Kulturministerium kreative Mitstreiter suchte und zum Ideenwettbewerb ‘Kulturelle Heimat Lausitz‘ aufrief. Der Prozess des Strukturwandels – und auch des kulturellen Wandels sollte gefördert werden. Das Organisationsteam traf sich fortan regelmäßig, schmiedete Ideen und bewarb sich letztendlich, am Förderprogramm teilnehmen zu können.
Gegenwärtig gibt es ein reges Interesse an der Entdeckung verfallener Orte, dessen Historie Romantik und auch Neugier wecken. In längst verlassenen Fabrikgebäuden wachsen Bäume im Innern der Gebäude, werden von Urbexern fotografisch festgehalten und es entwickelte sich ein eigenes Genre der Fotokunst. Da die Neißestadt vom Tuchmacherhandwerk geprägt war, bot sich das Vorhandensein alter Fabrikgebäude förmlich an, Austragungsort für ein atemberaubendes Fotoprojekt zu werden. Es hat geklappt, die Forster Industriekultur-Foto-Tage wurden gefördert und die erste Ausgabe dieses Events ist an diesem Wochenende erlebbar. Auf rote Teppiche und eine große rauschende Abendgala musste aufgrund noch vorherrschender Pandemiebeschränkungen verzichtet werden.
Test an exklusiven Orten
Die Veranstalter sehen es als einen Testballon, haben die Veranstaltung nicht öffentlich gemacht. Nur einer Gruppe ausgewählter Fotografen wurde es ermöglicht, an exklusiven Orten Aufnahmen von kostümierten Darstellern anzufertigen. So bot sich die Stadtkirche St. Nikolai als passend für barock gekleidete Damen an. Auch Pfarrer Simon Klaas schlüpfte in ein historisches Kostüm.
Das Avellis-Heizwerk lieferte die perfekte Kulisse für Endzeit-Fotografie. Hier hatte Heiner Stephan Models aus Berlin, Dresden und Hamburg organisiert, welche mit selbst angefertigten, teils gruselig aussehenden Kostümen zu Hauptdarstellern wurden.
Am Wahrzeichen der Stadt, dem Wasserturm, warteten die Ravenchilds mit Gewändern aus der Steampunk-Szene auf die Fotografen.
Sonntag gibt es in der Traumfabrik – der ehemaligen Tuchfabrik Noack/Bergami – viel Fantasy für die Lichtbildner. Mary Krahe vom „Atelier Trotzdem“ zeigt außerdem historische Kleider, welche unter ihrer Nadel entstanden sind.
Zurück bleibt die Hoffnung, dass all diese liebevoll arrangierten Orte im nächsten Jahr für die Öffentlichkeit zur Fortsetzung der „Forster Industriekultur-Foto-Tage“ erlebbar sein werden.