Nach den diskriminierenden und rassistischen Vorfällen an der Grund- und Oberschule in Burg, wollen Vertreter, Vereine und Institutionen der Spreewaldgemeinde nun in einem Video-Statement Position für Vielfalt, Weltoffenheit, Respekt und Toleranz beziehen. Unter dem Motto “#WIRsindBurg #SMY Bórkowy” sollen so die Vorfälle, die deutschlandweit für Schlagzeilen sorgten und das Thema in eine neue breite Diskussion stellten, verurteilt werden. Zu den Protagonisten im Video zählt auch der ehrenamtliche Bürgermeister von Burg, Hans-Jürger Dreger: “Meine Werte sind gegen Rechtsradikalismus, Diskriminierung und Ausgrenzung […] Wenn solche Vorfälle nochmal passieren sollten, bitte ich jeden, der darunter leidet, sich sofort beim Amt oder bei mir zu melden. Ich trete mit meiner ganzen Kraft ein und werde daran arbeiten, dass Burg ein Ort der Toleranz und Mitmenschlichkeit ist”. Die Botschaft ist heute online gegangen (Hier anschauen). Erst gestern veröffentlichte das Magazin “Kontraste” weitere Recherchen über Rechtsextremismus und seine Strukturen in Südbrandenburg. Das Bündnis “Schule für mehr Demokratie”, welches Anfang Mai bereits zu einer Demonstration vor dem Cottbuser Schulamt (wie berichtet) aufgerufen hatte, nahm zu der Kontraste-Sendung heute ebenfalls Stellung.
Das Amt Burg (Spreewald) teilte dazu mit:
Die Gemeinde Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota) ist aufgrund rechtsextremistischer Vorfälle an der Grund- und Oberschule „Mina Witkojc“ bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Amtsdirektor Tobias Hentschel und viele Burgerinnen und Burger zeigen sich erschüttert über die Geschehnisse, die den demokratischen Grundwerten widersprechen. Im gemeinsamen Diskurs entstand die Idee, per Video ein Statement abzugeben, und den Vereinen und Institutionen damit eine Möglichkeit zu geben, sich laut gegen Extremismus, Rassismus und Diskriminierung zu positionieren. „Einerseits war es uns wichtig, die Vorfälle scharf zu verurteilen. Außerdem möchten wir zeigen, dass es hier in Burg (Spreewald) zahlreiche Menschen gibt, die sich engagiert für Werte wie Respekt und Toleranz einsetzen,“ so Martin Libutzki, Vorsitzender des SG Burg (Spreewald) e. V.. „All jenen möchten wir mit unserem Video eine Stimme geben.“
Eine Stimme geben möchte Schulsozialarbeiterin Sophie Schüler auch Kindern und Jugendlichen der Grund- und Oberschule „Mina Witkojc“. In einer Vorbesprechung zum Dreh, an der unter anderem Schülerinnen und Schüler teilnahmen, wurde deutlich, dass sie sich ganz klar von jeglicher Form von Extremismus distanzieren wollen und den Videodreh unterstützen.
„Bei uns ist jeder herzlich willkommen.“ sagt Annemarie Schröter, Jugendchefin der Domowina Jugend Burg (Spreewald), im Video. Dieser Satz gilt nicht nur für die Burger Jugend, sondern für viele andere Bereiche des Spreewaldortes. „Insbesondere im Tourismus sind Werte wie Weltoffenheit, Gastfreundlichkeit und Vielfalt Voraussetzung, um unsere Gäste angemessen im Kurort willkommen zu heißen“, erläutert Veit Anders, Vorsitzender des Tourismusvereins Burg (Spreewald) und Umgebung e. V., „umso wichtiger ist für uns, dass auch wir als Verein uns gegenüber den Vorfällen klar positionieren.“ Dass der Tourismus Begegnungsräume zwischen den unterschiedlichsten Menschen schafft, und damit dazu beiträgt Ressentiments abzubauen und ein respektvolles, offenes Miteinander zu fördern, davon ist die Leiterin des Sachgebietes Tourismus im Amt Burg (Spreewald), Jessica Ziebe, die selbst Teil des Videos ist, überzeugt.
Neben den Protagonisten des Videos haben sich zahlreiche Vereine hinter dem Video und einem Positionspapier versammelt. „Es war schön zu sehen, wie schnell und wie positiv sich die Vereine auf die Anfrage zurückmeldeten“, so die Gleichstellungsbeauftragte und Pressesprecherin des Amtes, Kerstin Möbes, die als Kommunikator zwischen den Vereinen fungierte.
“WIR sind Burg! SMY Bórkowy! Wir stellen uns gegen jede Form von Extremismus, Rassismus und Diskriminierung. Die rechtsextremistischen Vorfälle an der Burger Schule verurteilen wir auf das Schärfste. Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota) ist vielfältig, weltoffen, tolerant und gastfreundlich.”
Erstmals öffentlich aufgeführt wird das Video bei der Spreewälder Sagennacht vom 27. bis 29. Mai, auf dem Schlossberg, der größten Veranstaltung der Gemeinde Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota). Außerdem wird das Video auf den Webseiten des Amtes Burg (Spreewald) veröffentlicht und allen beteiligten Vereinen, interessierten Unternehmen und Institutionen der Gemeinde zur Verfügung gestellt.
Kontraste-Bericht zu Rechtsextremismus in Südbrandenburg
In der Ausgabe vom 25. Mai 2023 berichtete das ARD-Magazin “Kontraste”, dass die rechtsextremistischen Vorfälle an der Burger Oberschule längst keinen Einzelfall im Raum Cottbus darstellen. Die Recherchen sprechen von “rechtsextremen Netzwerken”, der Verfassungsschutz von einer “toxischen Mischung” aus organisierten Strukturen, Neonazis und Kampfsportlern. ->> Hier ansehen
“Schule für mehr Demokratie”: “Die Recherchen decken sich mit unseren Erfahrungen”
Das Bündnis “Schule für mehr Demokratie”, welches Anfang Mai bereits zu einer Demonstration für Vielfalt vor dem Cottbuser Schulamt (wie berichtet) aufgerufen hatte, nahm zu der Kontraste-Sendung Stellung:
Die Recherchen von ARD-Kontraste zu Rechtsextremismus an Schulen in Brandenburg decken sich mit den Erfahrungen des Bündnisses “Schule für mehr Demokratie”. Das Bündnis hat bei seiner Kundgebung am 9. Mai 2023 gemeinsam mit den Verfasser*innen des Brandbriefes vor dem Schulamt in Cottbus deutlich gemacht, dass Burg kein Einzelfall ist, sondern das Rechtsextremismus ein übergreifendes Problem an Schulen und in der Region ist.
Für Alex Kulik vom Bündnis “Schule für mehr Demokratie” bestätigen die Recherchen von ARD Kontraste, was Lehrer*innen und Eltern seit langem berichten: “Hitlergrüße an unseren Schulen sind das Symptom eines umfassenden Problems. Gewalttätige Faschisten können vor Gericht mit Straffreiheit rechnen, organisierte Neo-Nazis führen erfolgreiche Unternehmen und Bürgermeister*innen und Landräte schweigen aus Angst vor schlechter Presse oder persönlicher Bedrohung.”
Im Bündnis “Schule für mehr Demokratie” haben sich darum zahlreiche Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern und Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Orten in Südbrandenburg zusammen getan. “Was es jetzt braucht ist ein entschiedenes Handeln aller staatlichen Institutionen. Wenn die extreme Rechte eine ganze Region dominieren kann, dann untergräbt das jedes Vertrauen in unsere Demokratie. Der Staat muss zeigen, dass er handlungsfähig ist”, betont Alex Kulik.
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Red. / Presseinformation