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NIEDERLAUSITZ aktuell

Ein berühmter Burger ist verstorben: Günter Gollasch

21:22 Uhr | 15. März 2011
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Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

Vom Spreewaldjungen zum Welt-Klarinettisten
„Ich hätte keine Mark verwettet, dass aus dem einmal was wird!“ Diesen wenig schmeichelhaften Satz ließ sein ehemaliger Burger Lehrer Wilhelm Bähro (1902 – 1988) über Günter Gollasch Ende der siebziger Jahre während einer gemeinsamen Kahnpartie fallen. Das DDR-Fernsehen hatte Günter Gollasch, zu jener Zeit schon Leiter des „Rundfunk-Tanzorchester Berlin“, zu Dreharbeiten in dessen Spreewälder Heimat eingeladen. „Ich hätte ja nicht mal selbst gewettet“, gibt er heute zu „denn ich war außer in Musik und Turnen ein ganz mittelmäßiger Schüler, ich habe viel lieber am häuslichen Karpfenteich gesessen oder bin durch den Spreewald gezogen!“
Der als fünftes und letztes Kind in Burg Kauper Nr. 50 am 8. März 1923 geborene Günter ist wendischer Abstammung. Der in Brahmow bei Werben geborene Vater Wilhelm Gollasch war Landwirt und Gemüsehändler, die Mutter, eine geborene Buckwar, war eine Burgerin. Im Haus wurde zwar nie wendisch gesprochen, aber mit den Nachbarn verständigten sich die Eltern öfter in dieser Sprache. „Bei der Meerrettichernte hatten wir mehrere Helfer, die oft wendisch sprachen und dabei herzhaft lachten – auch eine Methode, Kinderohren vor Unerlaubtem zu schützen“, erinnert sich Günter Gollasch an diese Zeit. „Von den Erntehelfern habe ich viel gelernt, manches sogar fürs Leben: Einmal habe ich im Alter von sechs Jahren heimlich einem Helfer seine frisch gestopfte Pfeife entwendet und gleich mehrere kräftige Züge gemacht. Danach war mir hundeelend und ich habe zeitlebens nie mehr geraucht!“
Mit der Teufelsgeige zum Zampern
Günter entdeckte an sich schon frühzeitig musikalische Fähigkeiten, sicherlich auch durch den sangesfreudigen Vater und den älteren Bruder inspiriert, die beide ganz aktive Mitglieder im Burger Gesangsverein Concordia waren. Er baute sich Teufelsgeigen, wie sie auch zum Zampern verwandt wurden. „An das Zampern denke ich gern zurück, es war eine schöne Zeit. Wir bekamen Speck, Schinken und Eier und verspeisten das dann im Gasthaus ‚Wendenkönig’ bei Musik und Tanz“, weiß er sich zu erinnern. „Überhaupt wurde das Brauchtum damals sehr gepflegt. Ich war schon als Fünfzehnjähriger erstmals beim Hahnrupfen dabei und wurde sogar einmal Kral, die wendische Bezeichnung für König. Meine Schwestern zogen eisern schweigend, wie es der Brauch verlangte, zum Osterwasserholen und auch sonst waren die wendischen Sitten und Bräuche alltäglich, obwohl mein Vater es ablehnte, als Wende bezeichnet zu werden. Aber dies war wohl eher den nationalistischen Umständen geschuldet, in denen das Deutschtum befördert und Nichtdeutsches unterdrückt wurde.“
In Günters Burger Jugend spielte auch die Spinnte eine Rolle. Die Kauper-Mädchen trafen sich im Winter zu Handarbeiten in der Stube eines Bauern. „Wir Jungen haben dann abends unsere Streiche mit ihnen gespielt. Meine Idee war es, Zwirnsfäden vor die Fenster straff zu spannen und daran zu zupfen – ein ziemlich unangenehmes Geräusch sollte den Mädchen das Gruseln lehren – so bildete ich es mir damals ein. Irgendwann wollten die Mädchen dann auch nicht mehr stricken und häkeln und ließen uns in ihre warme Stube. So manche Bekanntschaft oder gar mancher Bund fürs Leben wurde wohl damals geschlossen. Nur bei mir hat es nicht gefunkt, ich war in solchen Dingen ein Spätzünder“, gesteht er heute ein.

Burger Fleischsalat und Straupitzer Leinöl
Günter durchlebte eine schwere, aber auch schöne Kindheit. „Es war für uns Kinder damals völlig normal, im Elternhaus mitzuhelfen. Ich musste oft die Milch zur Molkerei bringen, im Winter manchmal mit dem Schlitten. Von Kauper bis zum Bahnhof, in dessen Nähe die Molkerei war. Ein weiter Weg und das frühmorgens, vor der Schule, die damals noch in Kauper war. Im Sommer musste ich mit dem Pferdegespann die Heuernte einbringen – ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen bei den großen Schlaglöchern und bei dem Anlauf, den wir immer vor den hohen Brücken, die über die Fließe führten, nehmen mussten. Ich hatte schon manchmal Angst um Fuhre und Pferde!
Gern bin ich allerdings mit dem Fahrrad nach Straupitz gefahren. Meine älteste Schwester hatte dorthin geheiratet und wollte oft den köstlichen Fleischsalat vom Burger Fleischermeister Franke haben. Von der georderten Menge ist aber nie alles angekommen – meine Schwester hatte wirklich einen guten Geschmack! Auf dem Rückweg wurde immer Leinöl von der Straupitzer Mühle mitgenommen, ein sehr köstliches Öl. Bei keinem Besuch im Spreewald habe ich es später versäumt, mir welches mit nach Berlin zu nehmen, leider war es nicht immer zu bekommen. Mein Lieblingsessen ist aber immer noch Pellkartoffeln, Leinöl und Quark.“
Weniger gern erinnert er sich an die letzten Lebensjahre seines Vaters, der 1941 an Speiseröhrenkrebs verstarb: „Vater hatte als Gemüsehändler immer viel Geld dabei, das er den Bauern für deren Waren auszahlte. Manchmal blieb er aber in einer Kneipe hängen und Mutter schickte mich dann, ihn zu suchen. Wahrscheinlich wusste er schon, wie schlimm seine Krankheit war und er versuchte, seinen Kummer wenigstens mal für eine Weile zu vergessen.“
Gute Noten in Musik – aber nur dort
Günter, der gerne naschte und von Mutters Buttercremetorte begeistert war, wollte erst Konditor, später Autoschlosser werden, da er für das neue Motorrad seines älteren Bruders Begeisterung gefunden hatte. Heimlich machte er mit diesem als Vierzehnjähriger mal eine Spritztour durch den Spreewald, aber keiner hat’s gemerkt!
Mit seinem Bruder fuhr er dann auch zur Berufsberatung nach Cottbus. Eine Stelle zu bekommen, schien aber aussichtslos, es waren zu viele und wohl auch bessere Bewerber da. „Du hast ja gute Noten in Musik, bewirb dich doch mal bei der Orchesterschule ‚Friedrich Schreiber’, hier in der Berliner Straße 118“ war damals die Antwort des Beraters. Ohne lange zu überlegen, meldete sich Günter dort an und begann am 1. April 1938 eine Ausbildung als Streicher und später als Klarinettist. „Wir waren die ‚Schreiberstifte’ oder auch die ‚Stadtpfeifer’, wie uns die Cottbuser nannten. Von Burg fuhr ich manchmal mit dem Fahrrad, manchmal mit der Kleinbahn nach Cottbus. Im Winter bin ich auch schon mal bei einer meiner dort lebenden Schwestern geblieben.“ In der Cottbuser Zeit hatten die talentierten jungen Musiker auch schon einige „Muggen“, sie fuhren mit Fahrrädern und den Instrumenten auf dem Rücken bei jeder Witterung zu den Tanzlokalen der Stadt oder in der Umgebung und spielten dort auf.
Im letzten Ausbildungsjahr durfte er mehrmals als Aushilfsmusiker im Cottbuser Stadttheaterorchester helfen.

Verlobung am Bismarckturm
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Günter Gollasch im Oktober 1941 zum Reichsarbeitsdienst geholt und konnte dort ab Mai 1942 zunächst seine musikalische Laufbahn in einem Luftwaffenorchester fortsetzen, bevor er Ende 1942 zum Frontdienst einberufen wurde. Ein geplanter Einsatz im Afrikacorps der Wehrmacht kam wegen der dortigen Verluste und des Rückzuges nicht mehr in Betracht, seine Einheit wurde deshalb zuerst in Italien, später in Frankreich stationiert. Dort geriet er am 7. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung 1948 kam er, wieder einmal bei einer Schwester, in Berlin unter. Die Versorgungslage war extrem schwierig, aber Günter schwang sich einfach aufs Fahrrad und fuhr in den Spreewald zur Mutter. Mit vollem Gepäckträger und Rucksack kam er am nächsten Tag zurück nach Berlin und konnte sich dann ganz gut „durchs Leben tauschen“.
Günter bewarb sich im gleichen Jahr mit einem Probespiel beim Philharmonischen Orchester Berlin und auch an der Komischen Oper, wo er gelegentlich als Aushilfe mitwirkte. Dies war der Beginn einer beispielslosen Musikerkarriere: Schon 1950 wurde er Mitglied im eben neu gegründeten „Großen Tanz- und Unterhaltungsorchester“.
Im gleichen Jahr heiratete der nun schon Siebenundzwanzigjährige das Berliner Model Brigitte Knospe in Burg(Spreewald). Kennen gelernt hatte er sie bei einem Konzert in der Capri-Bar im Herbst 1949. „Der hat mich immer so angeguckt, das war schon richtig aufdringlich“, gesteht sie später in einem Fernsehinterview anlässlich des 80. Geburtstages ihres Gatten. Die Verlobung fand dann im Sommer 1950 nachts gegen 2 Uhr „ganz feierlich“ auf der Brücke am Bismarkturm statt. „Meiner Mutter hatte ich Brigitte schon vorgestellt, auch meine Geschwister haben mir zugeraten und da habe ich mir ein Herz gefasst!“ Mit ihr ist er durch alle „Hochs und Tiefs einer Musikerehe gegangen, aber wir blieben unzertrennlich“ gesteht er später anlässlich seines 85. Geburtstages einer Boulevardzeitung. Tochter Silvia kam 1951 auf die Welt, sie wurde Keramikerin und Malerin.
Der Beifall ist oft größer als die Gage
Mit seiner Saxophongruppe gründete er 1953 die „Kapelle Günter Gollasch“, die Aufnahmen für den Berliner Rundfunk, für die Schallplattenfirma Amiga und für den Deutschen Fernsehfunk einspielte. Daraus entwickelte sich die Formation, die dann ab Februar 1956 als „Tanzorchester des Berliner Rundfunks“ fest angestellt wurde. Günter Gollasch war bis 1981 ihr Chefdirigent. Besonders ins Gedächtnis verblieb sein »Onkel Stanislaus«. Mit Gelfrisur, Zwirbelbart und Frack interpretierten er und die Jazz-Opas Schlager im Stil der Zwanziger. Heute tritt er nur noch selten und meist solistisch auf: „Es ist einfacher, nur für seine Klarinette verantwortlich zu sein, als für ein ganzes Orchester!“ Günter Gollasch kann mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart bezeichnet werden, Tausende Aufnahmen und ungezählte Live-Konzerte im In- und Ausland kennzeichnen den musikalischen Lebensweg des gebürtigen Spreewälders. Selbst nun schon im hohen Rentenalter befindlich stellt er seine geliebte Klarinette nicht in die Ecke. „Ich habe immer noch Auftritte, oft in Seniorenclubs, wo ich begeistert gefeiert werde. Der Applaus ist dann immer größer als die Gage, aber darauf kommt es mir nicht an: Es ist mein Publikum, gemeinsam sind wir gealtert, gemeinsam haben wir schöne Zeiten erlebt.“
Wenn er auch nicht mehr so oft in seine Spreewälder Heimat kommt, so hat er doch seinen Wohnsitz seit 1975 am Ufer der Spree im Berliner Hessenwinkel: „Hier fließt das Wasser meiner Heimat vorbei, hier fühle ich mich wohl!“ Sein sehnlichster Wunsch ist es, noch einmal in seiner Burger Heimat aufzutreten, wenn man ihn einlädt: „Schließlich begann hier mein Erfolgsweg, hier sind die Menschen, die mir ein ganzes Leben lang Aufmerksamkeit schenkten. Mein Leben war durch Zufälligkeiten, aber auch Notwendigkeiten geprägt, wie es in der Nachkriegszeit nun mal so war! Den jungen Spreewäldern möchte ich auf den Weg geben, am Ball zu bleiben. Nicht auf Gelegenheiten hoffen, sondern Gelegenheiten schaffen, und nicht bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten aufgeben. Mit diesen Gedanken bin ich nun noch öfter in meinem Spreewald und bei den Menschen, wissend, dass ich einer der ihren, ein Wende bin.“
Im Herbst 2010 ereilte ihn eine schwere Krankheit, an der er nicht mehr genesen sollte: Am 10. März 2011 verschloss der berühmte Burger für immer die Augen. Sein letzter Wunsch, noch einmal im Spreewald aufzutreten, sollte ihm verwehrt bleiben.
Aus: Peter Becker, Die Spreewälder und deren (geheimen) Tipps aus Küchen, Garten und Fließ, Limosa-Verlag 2011 (erscheint im April im Buchhandel)

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