Eisenhüttenstadt gehört zu den diesjährigen Gewinnern des Deutschen Städtebaupreises. In der Kategorie Sonderpreis gab es eine Belobigung für das Thema „Stärkung der Innenstadt – Wohngebiete im Wandel“. Über 100 Projekte wurden eingereicht. Die Ergebnisse des Wettbewerbes werden nun in einer Ausstellung präsentiert, die von allen Interessierten bei der Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) angefordert werden kann.
Begründung zur Preisvergabe:
Eisenhüttenstadt wurde ab 1951 als Modellstadt mit fächerförmigem Stadtgrundriss für die Arbeiter des neuen Stahlstandortes „Eisenhüttenstadtkombinat Ost“ errichtet. Die zwischen 1951 und 1961 errichtete Kernstadt repräsentiert die städtebaulichen und gesellschaftlichen Vorstellungen der Gründungsjahre der DDR in herausragender Weise. Nach 1989 erfolgte schrittweise eine komplexe Modernisierung und Instandsetzung bei gleichzeitig erheblichem Einwohnerrückgang. Die innerstädtischen Wohnkomplexe WK I–III mit der Lindenallee als Hauptgeschäftsstraße wurden mit ihren rund 100 ha Flächen als Denkmalbereich ausgewiesen. In den letzten Jahrzehnten hat die Stadt erhebliche Anstrengungen unternommen, dieses historische Ensemble mit seinen das Stadtbild prägenden Bildungs und Kultureinrichtungen zu sichern und mit neuem Leben zu füllen. Trotz teilweise erheblichen Leerstandes gelang durch die Modernisierung der Bestände unter Beachtung des Denkmalschutzes und durch schrittweisen Zuzug aus den Abrissgebieten ein Erhalt der frühen innerstädtischen Wohnkomplexe.
Aufgrund des noch relativ jungen Baualters standen und stehen Fördermittel aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ nicht zur Verfügung. Dies zwang die Stadt, neue Ideen für die Modernisierung und Instandsetzung des Wohnungsbestandes im Denkmalbereich zu entwickeln. Die Stadt meisterte zudem die Herausforderung, für 13 zumeist öffentliche Bildungs und Kultureinrichtungen, die sich als Einzeldenkmale fast alle im kommunalen Eigentum befanden, zeitgemäße Nutzungskonzepte und teilweise neue Trägerschaften zu entwickeln, um so einen Abriss verhindern zu können. Zu den besonders stadtbildprägenden öffentlichen inrichtungen zählen u.a. mehrere Kindereinrichtungen, Schulen, das FriedrichWolfTheater, das Rathaus und das Krankenhaus. Besonders hervorzuheben ist, dass bei diesen Planungen, Umbauvorhaben und Revitalisierungen ausschließlich lokale bzw. regionale Partner zum Zuge kamen. Insbesondere die Schulen und das Dokumentationszentrum für Alltagskultur der DDR sind zu aktiven Orten der Auseinandersetzung mit Fragen der Gesellschafts und Stadtentwicklung geworden.
Der Erhalt und die Aufwertung der sozialen und kulturellen Einrichtungen haben in den letzten Jahren zur verstärkten Nachfrage nach Wohnungen im Innenstadtbereich geführt. Perspektivisch bemüht sich die Stadt weiterhin um Impulse für ergänzende Angebote im Innenstadtbereich durch die Entwicklung individueller Wohnangebote sowie eine Diversifizierung im Dienstleistungs-, Bildungs- und Kulturbereich. Gewürdigt wird die langfristige und beharrliche Strategie der kleinen Schritte für den Erhalt und die Transformation der aus einem anderen gesellschaftlichen Konzept stammenden Kultur und Bildungseinrichtungen als Teil einer zeitgenössisch integrierten Stadtentwicklung.
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