Ab ins Moor
Die Radduscher Touristiker haben kürzlich einen Moorlehrpfad eröffnet. Über 13 Kilometer kann der Besucher in dem bisher kaum von Urlaubern erschlossenen Gebiet auf einsamen Wegen zurücklegen. Er taucht dabei in den tiefsten Spreewald ein, er bekommt die Natur in ihrer Ursprünglichkeit, fern menschlicher Ordnungsbemühungen, zu sehen. Das Gebiet liegt im Dreieck Burg, Boblitz, Raddusch und stellte touristisch bisher einen weißen Fleck dar. Der naturkundlich interessierte Urlauber trifft an ausgewählten Streckenpunkten auf kleine Schilder, auf denen nur die Moorbezeichnung und der QR-Code stehen. Undine Ast vom Radduscher Tourismusverein, dem Initiator: „Wir haben ganz bewusst auf eine dezente Beschilderung gesetzt, denn schließlich bewegen wir uns im Naturschutzgebiet. Gleichzeitig regen wir die Besucher an, die modernen Medien zu benutzen: Einmal das Smartphone drauf halten und schon gelangt der Gast zu den entsprechenden Informationen auf der Homepage, in der die Moore ausführlich erklärt werden.“ Daneben gibt es noch den klassischen Flyer, der bei der Streckenfindung hilft. Mit Schülern der Burger Oberschule wurde zusätzlich noch ein GPS-Track aufgenommen. Wer möchte, kann sich die Daten von der Webseite auf sein Mobilgerät laden und es zur Navigation durch die Wildnis benutzen. Manch Großstädter fühlt sich dann nicht mehr so einsam und hilflos in einer alles dominierenden Natur.
Eher unerwartete Schwierigkeiten ergaben sich bei der Bezeichnung der Moore. In der Erstellungsphase der Route wussten sich die Macher noch mit solchen Formulierungen zu behelfen wie: „Das Moor links nach der Kurve rechts am Krummen Wehrfließ …“ Es mussten treffendere Bezeichnungen her, aber woher nehmen? In alten Unterlagen, sofern zugänglich, spielten die Moorflächen kaum eine Rolle. Weil nicht nutzbares Land, fanden sie auch keine Beachtung – weiße Flecken eben. Anders bei den ehemaligen Torfstichen. Einer wurde nach dem angrenzenden Fließ benannt: Schoschkoa oder Schorschkoa, wie der Radduscher Chronist Manfred Kliche in Erfahrung bringen konnte. „Früher wurden viele Flächen nach den Fließen benannt. Meist wurde das auch nur mündlich überliefert, die Schreibweise kann manchmal abweichen“, so der Heimatkundler.
Der Pfad ist nun für die naturkundlich interessierten Urlauber freigeben. Mancher Einheimische nutzt ihn auch für seinen Sonntagsfamilienausflug, wie erste Beobachtungen zeigen. Natur- und Heimatgeschichte verbinden – den Radduscher Touristikern ist das gelungen. Deren weiteres Ziel ist es, die Moore durchgängig Wendisch zu bezeichnen, aber da muss noch viel Zeit investiert und Hilfe von außen geholt werden.