Dort, wo einst für die Bergleute der Arbeiterkolonie Bekleidung von Schuhen bis zur Bluse kauften, kann man nach der Ära des Bergbaus in eine künstlerische Welt abtauchen. Es ist alles vorbereitet, man braucht sich nur darauf einlassen. Am Wochenende hatte man dazu Gelegenheit. Wer es wollte, konnte zu Gast bei den Künstlern Yana Arlt und Wolfgang Wache sein. Konnte in Gesprächen viel über die literarische und künstlerische Motivation und Begeisterung der beiden erfahren. Manche der Besucher waren erstaunt, dass es in dieser Region so ein Kleinod der Kunst gibt.
Im Gespräch mit der Künstlerin Yana Arlt über ihre Landart-Projekte erfuhren die Besucher auch, dass die Lausitzerin mit großer Leidenschaft daran interessiert ist, künstlerische Prozesse voranzutreiben. Sie ist dabei weitherzig, will, dass viele Mitmenschen Zugang zu den schöngeistigen Künsten finden. Sie ist eine Vermittlerin. Es ärgert sie schon sehr, wenn sie merkt, dass ihrer künstlerischen Botschaft der Zugang in das tägliche Leben ihrer Mitmenschen versperrt wird, weil leider nur wenige erkennen, dass unser Leben aus mehr als nur aus materiellen Werten besteht. Das macht sie zuweilen auch wütend. Manchmal kann man diese Erregungen in ihren Texten wiederfinden. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich als Künstlerin dafür einsetzt, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene einen Raum für ihre Kreativität und für die Bildung ihrer Gestaltungskompetenz finden. Yana Arlt wird weiterhin experimentelle Kurse, Workshops, Werkstätten und Projekte anbieten. An diesem Wochenende konnten die Besucher feststellen, dass ihre Bücher und Landartprojekte eine Einladung an alle sind, ihr dorthin zu folgen, wo sie ankommt, um nicht bleiben zu können.
„Warum wählten Sie gerade die Kornblumen?“, ist eine Frage, die dem Künstler Wolfgang Wache immer wieder gestellt wird. „Fünf Jahre wollte ich unter Begleitung der blauen Blüten, die am Rand von Getreidefeldern zu finden sind, verschiedenen Fragen auf den Grund gehen und eigene künstlerische Ideen umsetzen.“, so der Schriftsteller, Vereinsvorsitzende des Literaturzentrum „Ich schreibe!“ e.V. und Verleger aus Senftenberg/ Brieske. Nun sind es fast 10 Jahre geworden, in denen er sich diesem künstlerischen Thema stellt. Durchaus erfolgreich zog der 68 Jährige am vergangenen Wochenende die Bilanz für seine künstlerische und kunstvermittelnde Arbeit der vergangenen Jahre. Die Schwierigkeiten, die sich in den Bereichen der Kunst und Kulturellen Bildung ergeben, sind immer die gleichen: zu wenig Geld, Selbstausbeutung, erdrückende administrative Verpflichtungen und fehlende Lobby. So wundert es nicht, dass Wolfgang Wache voller Nachdruck mit seinem „Bekenntnis zur Poesie“ das Projektresümee „Kornblumen gießt man nicht“ beginnt. Schon in den folgenden Ausführungen erkennt man den Kampfgeist des Marganers, der das Wort „Rentner“ immer mit „Sterben in Raten“ vergleicht. „Der Blick ist nach vorn gerichtet“ und „Ich träume von einem Kompetenzzentrum für Schreibende“ sind zwei Texte, die in den vergangenen Jahren für den Internetblog des Vereins „Ich schreibe!“, für den Newsletter „NLZettel“ und für seinen eigenen Blog entstanden sind. Wolfgang Wache verfolgt eine klare Linie, die auch in einem Filmportrait wiederzuerkennen ist, das das Regionalfernsehen kurz vor seinem 65. Geburtstag mit ihm erstellt hatte. Wolfgang Waches Herz schlägt seit seiner Kindheit für spannende Geschichten und poetische Erzählungen, später fand er im eigenen literarischen Schaffen Schritt für Schritt zur einfachen, stark verdichteten Form. In seinem Text „Wird schon werden“ lässt er in knappen Sätzen ganze Lebensdramen ertstehen, vergleichbar einem Maler, der mit wenigen, exakt positionierten Pinselstrichen Landschaften und Menschen auf die Leinwand bringt. Wolfgang Wache arbeitet mit ähnlichem Purismus in einer ganz anderen künstlerischen Ausdrucksform – der Federzeichnung. Zu seinen Texten entstanden in den vergangenen Wochen ein gutes Dutzend Grafiken, die er auf Wunsch der Autorenkollegin Yana Arlt beim Tag des offenen Ateliers vorstellte. Oft reden die beiden über das Schreiben, die Literatur und sie entwickeln gemeinsam neue Programme, um in Schulen und sogar in Kindergärten die Jüngsten fürs Lesen, Erzählen und Schreiben zu begeistern. Die Gäste des offenen Ateliers bekamen viele neue Gedanken mit auf den Weg und erfuhren, dass Yana Arlt und Wolfgang Wache voller Elan und Visionen stecken.