Ist Europa eine Trutzburg, eine Festung gegen „Überfremdung“? Eine Oase des Wohlfühlens? Wer darf es sich in Europa gemütlich machen, wer muss leider draußen bleiben?
Vom Göttervater Zeus wird das schöne Mädchen Europa aus dem Libanon entführt. Bei der Überfahrt über das Mittelmeer blickt Europa noch zuversichtlich und ohne Angst nach vorn. Auf Kreta aber wird sie von Zeus brutal vergewaltigt. Europa will sterben, doch Aphrodite gelingt es, sie von einem zukünftigen Leben in Freiheit zu überzeugen: „Glaub an die Zukunft, an Sicherheit, an das Ende von Gewalt.“
Konstantin Küspert vereint in Europa verteidigen drei Erzählstränge: Mythologie, Monologe von Zeitgenossen im Hier und Jetzt sowie geschichtliche Schlaglichter kriegerischer Auseinandersetzungen. Dabei stehen Zeitgenossen der Mythologie, der Geschichte und Gegenwart auf der Bühne, sind Sprecher für unterschiedliche Positionen und Generationen, seien es Zeus, Hera, ein Legionär oder Jonathan, der sich seiner Position zu Europa nicht ganz sicher ist. Im Gegensatz zum Förster Heinrich, der als junger Mann eingezogen wurde als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er weiß genau, was er von der EU halten soll.
Er, der 96-jährige Greis, findet sie großartig: Sein Sohn musste nicht töten, wurde nicht getötet, weil ein beispielloses multilaterales Abkommen gegenseitige Sicherheit und Wohlstand in Europa garantiert. Aber nicht alle teilen seine Meinung … Was bedeutet die Idee von Europa für uns heute? Welche Verantwortung hat jeder Einzelne für das Ganze? Im Wechselspiel zwischen Mythologie, zeitgenössischen Monologen sowie Schlaglichtern aus einer bewegten europäischen Historie wird ein gedanklicher Raum um die europäische Idee eröffnet, die Europa als Gemeinschaft auf den Prüfstand stellt.
Foto: Steffen Rasche / Wikipedia CC30
pm/red