Bei herrlichstem Kaiserwetter hatte der alle überragende Dorfgendarm viel zu tun: Die Leute kamen in Heerscharen, waren entspannt und erfreuten sich an dem Dargebotenen. Gendarm Harry Lierka führte die Fremden bis in die entlegensten Winkel des Freilandmuseums und musste dabei immer wieder für die Fotoapparate aus aller Welt posieren; seine Pickelhaube war Leuchtturm und Orientierungspunkt.
Zum Zwanzigsten das goldigste Besucherwetter! Das war auch ganz nach dem Geschmack des Museumsdirektors vom Landkreis OSL, Stefan Heinz: „Unser Konzept ist aufgegangen: Viele Erlebnisplätze laden zum Mitmachen ein und das nicht nur heute. Auch an jedem anderen Tag können sich Kinder im Heu wälzen, das Pieken erleben oder wie ihre Urgroßeltern Seilhüpfen, Büchsenwerfen und Stelzengehen probieren. Jeder der will, kann in Holzpantoffeln laufen und sich so die Geschichte des Spreewalddorfes förmlich ergehen.“ Stefan Heinz eröffnete an diesem Tag auch die neueste Errungenschaft des Freilandmuseums, das Haus „Carl Richter, Kahnbauer. Lehde Nr. 81“. Am originalen Standort können sich die Besucher von der Kahnbautradition in Lehde überzeugen. Fotos und Urkunden spiegeln authentisch Leben und Arbeiten der Richters und später der Koals wider. Das Band zum Eingang dieses Museumsteils zerschnitt der vierjährige Daniel Wendland. „Dieses Haus haben wir für unsere nachfolgenden Generationen hergerichtet, deshalb darf Daniel auch als Erster den Raum betreten“, erklärte Stefan Heinz, der mit seiner Schere noch ein wenig nachhalf.
Im Museumsdorf blieb wohl kein Quadratmeter ungenutzt: Viele Stände mit traditionellem Handwerk, darunter eine Hanfseilerei, Netzstricker und Kinderspielzeug. Originell der Handwagen der Neu Zaucher Gärtnerei Staritz: Küchen- und Arzneikräuter sollten am Geruch erkannt werden. Plins- und Kuchenbäcker versorgten die Gäste nicht nur zur Kaffeezeit. Der Waschplatz war die Mitmach-Gelegenheit schlechthin. Viele Kinder, besonders die Mädchen, probierten unter fachlicher Anleitung der Museumsmitarbeiterinnen Wurzelbürste und Waschbrett. Die Erwachsenen konnten beim Heuschoberbau mithelfen.
Auf der Bühne erlebten die Zuschauer ein ständig wechselndes Programm, die Niewitzer Blasmusikanten füllten die Zeiten zwischen dem sorbischen Liederpoeten Pittkunings, der Spreewaldplauderin Marga Morgenstern oder den „Spreewaldkindern“ aus Leipe.
Ein dicht umlagerter Höhepunkt war die Ankunft der Kähne des Lübbenauer Rubisco-Vereins. An den Sagengestalten des Spreewaldes ausgerichtet, erlebten die Besucher den Teufel, der seine sturen (Holz-)Ochsen antrieb, den Wassermann, die Mittagsfrau und das Wendenkönigspaar, gefolgt von den dienstbaren Geistern, den Lutkis.
Die japanischen Austauschschülerinnen Hano Megumi und Sagya Narumi kamen bei so viel Traditionellem nicht aus dem Staunen und vergaßen dabei das Fotografieren. Als ihnen der Seiler die selbst gedrehten Stricke um den Hals legte, erstarrt mal kurz das Dauerlächeln. Ihre Burger Freundinnen Tanja und Anja klärten sie aber schnell über das Erinnerungsgeschenk auf. Partha Sarathi aus Indien macht in Burg Urlaub. Mit seiner Familie besuchte er das Fest und zeigte sich beeindruckt: „Ich liebe Europa, mag am meisten Deutschland und seit heute den Spreewald mit seiner Geschichte zum Anfassen!“