Die Niewitzer Blasmusikanten versprachen Vereinschefin Manuela Filko kräftig gegen den Regenhimmel anzublasen. Bis zur Kaffeezeit gelang ihnen das auch halbwegs, dann ließ wohl die Puste nach. Die Urlauber und Gäste nahmen es gelassen hin, sie waren mit Schirm und Cape darauf eingestellt. Die Veranstalter und besonders der Förderverein Lehde e.V. ärgerte dies schon eher, denn ein Freiluftfest lebt nun mal vom schönen Wetter. Das traditionelle Heuschobern fand noch unter guten Bedingungen statt, ebenso das Heuballen-Wetttragen, an dem auch Urlauber und Gäste sich versuchten. Es war gar nicht so einfach, mit seinem Partner einen schweren Heuballen auf zwei Stangen über die sumpfige Wiese so schnell es ging zum Ziel zu tragen. Kräftiger Applaus war zumindest jedem Teilnehmer sicher. Manuela Filko: „Wir gestalten auch in diesem Jahr wieder unser Fest so, dass Traditionelles auf unterhaltsame Weise und zum Mitmachen dargeboten wird. Für Kinder haben wir diesmal sogar noch etwas mehr im Programm als früher.“ Gleich neben dem Schober wühlten die Allerkleinsten im Heuhaufen nach versteckten Süßigkeiten. Valentin Noack aus Calau traute sich anfangs gar nicht, die gefundenen Sachen anzunehmen, erst nach Ermutigung durch Mama Anja griff er zu. Die Größeren versuchten sich im Torwandschießen. Aber nicht mit dem Ball, sondern mit Kartoffel, Zierkürbis und Apfel sollte das jeweilige Loch getroffen werden. Betreut wurde der Stand von der Neu-Lehderin Anita Peters. Die Senftenberger Sozialarbeiterin zog vor einem Jahr in das Spreewalddorf. „Ich will mich gern in das Dorf- und Vereinsleben einbringen, und das ist heute mein erster Einsatz.“
Das Pukalle-Schießen für die Erwachsenen war stets dicht umlagert. Besonders die Auswärtigen amüsierten sich köstlich und wetteiferten um die besten Trefferquoten. Der Berliner Jörg Redde versuchte es immer wieder aus der Hüfte heraus, die Blechbüchsen abzuschießen: „Das ist einfach cool, so etwas habe ich noch nie gesehen. Da macht es gar nichts, dass nicht ein einziges Mal getroffen habe.“ Beim Pukalle-Schießen wird Naturmunition, die aus Kalmuswurzeln gewonnen wird, mit einer Art Luftbüchse verschossen: Der Stöpsel kommt in ein Rohr aus Holunder und wird mit durch einen Kolben unter hohem Druck bei lautem Knall in Richtung Ziel abgeschossen.
Immer wieder legen Kähne an und entlassen Hunderte Besucher in das Festgeschehen. Darunter auch Erica Concalves aus Brasilien. „Ich kann mich gar nicht satt sehen, überall so viele Dinge, die ich gar nicht kenne. Schade nur, dass es gleich weiter geht.“ Die Malaysierin Joanita Schick lebt zwar schon viele Jahre in Heidelberg, war aber noch nie im Spreewald. „Diese wunderschönen Trachten sind einfach herrlich. Und dazu diese schöne stille große Landschaft – hier komme ich noch einmal her und bringe mehr Zeit mit“, schwärmt sie.
Im Freilichtmuseum kochte Peter Franke gegen die Mücken an, die sich wohl ebenso von den Köstlichkeiten am offenem Herd angezogen fühlten, wie viele andere hungrigen Besucher auch. „Hier bekommen Sie Kürbissuppe mit Mückenklein“, bewarb er sein Produkt, das die „ehrwürdigen Gäste doch bitte auch recht gut mit ihren ‚Mücken‘ bezahlen sollten“, so der humorige Koch aus Werben.
Im Festzelt wurde es immer voller, die Niewitzer unterhielten tapfer weiter ihre Gäste, obwohl sie den Kampf gegen den Himmel verloren hatten. Jung und Alt machte beim Tanz das Beste aus der Situation und ließ sich vom Wetter nicht den schönen Tag verderben.
Die Geisterfahrt musste aus Sicherheitsgründen dann doch abgesagt werden, denn die Elektrik für die Beleuchtung und Regen passen nun mal nicht zusammen. Der Kahnkorso am Sonntag wurde aber durchgeführt. Die Lehder hatten mit viel Liebe ihre Kähne gestaltet. Diese Mühe sollte auch öffentlich ihre Anerkennung finden, wenn auch der eine oder andere Regenschauer sicherheitshalber eingeplant wurde.
Heuballen-Wettragen
Pukalle-Schießen
Franke kocht Kürbissuppe – mit Mückenklein für alle und einer Extra-Portion Kürbiskörner für die Männer 😉