Zwischen Lübbenau und Lübben am Westrand des Spreewaldes gelegen, möchte der Lübbenauer Ortsteil natürlich auch von seiner Spreewaldnähe profitieren. Bescheiden verweisen die Ragower darauf, dass sie ein „Türchen“ zum Spreewald sein möchten. Sie wissen, dass sie mit den Einfallstoren in der Nachbarschaft, in Lübben und Lübbenau, nicht mithalten können. Der kleine Hafen, ein Häfchen, gelegen an der Wudritz, bietet Kahnfahrgästen Gelegenheit, auch von hier in den Spreewald zu gelangen. Roland Scherz, Jens und Werner Rosenberger bieten den Kahnfahrservice an. Den Ortsvorstand ärgert der Zustand des alten Flusslaufs der Wudritz, der trockengefallen ist, aber gerade wohl deswegen von einigen Ragowern als Sammelplatz für ihre Gartenabfälle geeignet scheint. „Wir haben die Sorge, dass bei Starkniederschlägen das Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Da könnte der trockene Flusslauf als Auffangstrecke dienen“, erklärt der Ortsvorsteher Eberhard Richter. Der seit einem Jahr im Amt Befindliche setzt sich mit seinen Ortsbeiratsmitgliedern Ingrid Kühnel und Michael Köhler für die Umsetzung des Regenwasserkonzeptes ein. Ragow liegt an der Ostseite einer kleinen Hügelkette, aus der große Wassermengen in den Ort strömen könnten. Neben der mangelhaften Entwässerung plagen die Ortsverantwortlichen auch noch andere Sorgen. Das große Gelände der ehemaligen LPG-Gärtnerei wird nur teilweise genutzt und ludert vor sich hin. Nahezu gefährlich ist der Lagerplatz des ehemaligen Bauunternehmens Rüffrek am Ortseingang, inzwischen eine illegale Mülldeponie. Und noch gefährlicher ist die Brandruine der Wallnuss, einer Gaststätte inmitten der Ortslage. Seit dem Brandtag, dem 13. März 2011, verfällt das 1849 eingeweihte Haus. Es besteht die Sorge, dass sich Kinder Zugang verschaffen und verunfallen könnten. Die Stadt Lübbenau ist dran am Thema, kann aber (noch) nicht viel ausrichten. Bürgermeister Helmut Wenzel: „Verkehrssicherungspflicht ist Eigentümerpflicht. Dennoch haben wir eine Anzeige bei der Unteren Bauaufsicht erstattet und werden den Bauhof veranlassen, eine Absicherung vorzunehmen.“
Die Ragower plagen aber nicht nur Sorgen, sie können sich auch über die vielen Lichtblicke im Ort freuen. Der Sportverein mit über 70 Mitgliedern, die Feuerwehr mit 60 Mitgliedern, der Radfahr- und der Anglerverein sind fürs Dorf da. Gemeinsam wird das jährliche Dorffest vorbereitet und durchgeführt. Die Erlöse kommen der Betriebskostenabdeckung des 2010 erbauten Sportlerheimes, eine Art Vereinshaus für alle, zugute. Das Gebäude entstand durch Landesfördermittel, Erwirtschaftung der Eigenanteile (Verkauf der alten Schule) und mit sehr viel Eigenleistung. Ortsbeirat und Vereine wollen den Spritzenplatz umgestalten. Das dortige Wiegehäuschen soll saniert und als technisches Denkmal hergerichtet werden. Der ganze Stolz der Ragower ist die „Villa Sonnenschein“, eine kürzlich sanierte Kindertagesstätte, die beinahe vor der Schließung stand. Über 30 Kinder aus dem Umland und Lübbenau genießen nun die Vorzüge dieser ländlich geprägten Einrichtung. „Dass wir aber immer noch keinen ordentlichen Fuß- und Radweg entlang der vielbefahrenen Straße hinbekommen, ist ein Ärgernis. Neben dem immensen finanziellen Aufwand ist hier aber auch die starre Haltung einiger Anwohner zu nennen, die nicht bereit waren, Teile ihres Grundstückes der Allgemeinnutzung zu überlassen“, ärgert sich der Ortsvorsteher. Eltern müssen ihre Kinder auf der Straße zur KITA bringen, bei Schnee, Eis und Glätte. Auch der Weg zum Friedhof führt nur über die vielbefahrene Straße. Ein weiteres Problem sehen die Ragower auch in der schlechten Verkehrsanbindung. „Wenigstens die Stadtlinie könnte uns anfahren“, fordert Eberhard Richter. Stolz ist der Ortsbeirat auf die 2014 erfolgte Straßenerneuerung Richtung Klein Radden und auf die Erneuerung der Straßenbeleuchtung in der Berliner Chaussee.
Infobox:
Ragow (von wendisch „rog“ – die Ecke, Winkel) hat aktuell 530 Einwohner, es gibt einen kleinen Bäckerladen, der von Pretschen aus beliefert wird, Werkstätten, deine Zimmerei, einen Fuhrbetrieb, ein Nagelstudio und das Modeatelier von Sarah Gwiszcz. Das Atelier ist die Wiege des Labels Wurlawy („wilde Spreewaldfrauen“), einer Mode, die sich an den traditionellen Trachtenelementen orientiert. Zur örtlichen Traditionspflege gehören Fastnacht mit Zampern und Spinnte. Beim Osterreiten ist in Ragow die Mittagsstation. Das Dorffest am 3. Augustwochenende stellt den jährlichen Höhepunkt dar.