Unsere letzte Tour per pedes vor dem Weihnachtsfest führt uns, Die Niederlausitzer Wandergurken, am 4. Advent in den äußersten Süden des Brandenburger Landes. Ganz herzlich laden wir dazu alle interessierten Wanderfreunde ein, besonders aus der Niederlausitz und Nordsachsen, uns am Sonntag, den 20.12.2009, vom Großkmehlener Ortszentrum mit Schloss, Kirche, Pfarrhaus, Grundschule und Schmiede bei einer hoffentlich winterlichen Tour quer durch die Kmehlener Berge und das nordwestliche Umland zu begleiten.
Im Mittelpunkt steht dabei der Aufstieg auf den Kutschenberg, seit einer Neuvermessung im Jahre 2000 mit 200,7 m ÜNN der höchste Berg im Land Brandenburg und 0,46 m höher als der bis dato Höchste, der Hagelberg im Fläming, mit 200,24 m ÜNN ist. Auf der Website des Amtes Ortrand kann man zu diesem Sachverhalt lesen: „Bis zur politischen Wende 1989/90 in der DDR galt für den Kutschenberg bei Ortrand eine Höhe über von 202 m über N.N. Nach umfassenden Aktualisierungen 1989 und der Neuherausgabe der topographischen Karte 1:25 000 (4648 Ortrand) 1992 lag seine amtliche Höhe nunmehr nur noch bei 199,7 m. Heimattreue Anwohner nahmen sich dieses Gipfelschwundes an. Sie erahnten, dass selbiger im Zusammenhang mit dem Hagelberg bei Belzig stehen könnte, da dieser mit 200 m über N.N. als höchsten Berg des Landes Brandenburg statistisch ausgewiesen war.
Bisher nur mündlich, so wurde der Verdacht 1995 in der Heimatliteratur fixiert. 1997 begannen daraufhin Neuvermessungsarbeiten, die im Ergebnis am 5. Juni 2000 zu der schriftlichen Erklärung des Direktors des Landesvermessungsamtes Land Brandenburg führten, dass diese „den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen. Danach hat der Kutschenberg die Höhe von 201.0 m, der Hagelberg 200,2 m.“ Somit ist der Kutschenberg bei Ortrand der höchste Berg des Bundeslandes Brandenburg und ist als Mittelgebirge auszuweisen. Seither steht der Kutschenberg als höchster Berg des Bundeslandes Brandenburg im Statistischen Jahrbuch festgeschrieben. (KR)“ (www.amt-ortrand.de)
An Höhe übertroffen werden beide jedoch noch kurioserweise von der Heidehöhe mit 201,4 m ÜNN auf der Brandenburger Seite des Heideberg, dessen Gipfel sich allerdings mit 206,1 m ÜNN durch einen künstlich aufgeschütteten Hügel nur ganz wenige Schritte in Sachsen befindet. Deshalb wird die Heidehöhe als höchste Erhebung Brandenburgs bezeichnet und der Kutschenberg eben als höchster Berg – worüber die Leute in der Nähe der Heidehöhe natürlich nicht sehr froh sind. Dafür haben sie aber mit dem neuen Aussichtsturm auf der Heidehöhe seit August 2009 eine Attraktion bekommen, welche die beiden anderen Höhen so nicht aufzuweisen haben.
Über die Pfarrkirche Stankt Georg in Großkmehlen können wir auf einer Info-Tafel am Kircheneingang zu Beginn der Wanderung lesen: Ihre früheste Erwähnung findet sie 1205. Durch ihr Patrozinium steht sie im engen Zusammenhang zum nahen Schloss. Burgkapellen wurden im Mittelalter mit Vorliebe dem Heiligen Georg als Schutzpatron der Krieger, Ritter und Reisenden geweiht. Der heutige Baukörper selbst entstand im Chorbereich im 15. Jh.
Die kreuzförmige Anlage geht u.a. auf ein Gutachten des Erbauers der Dresdner Frauenkirche, George Bähr, zurück und wurde 1716 bis 1718 errichtet. Im Innern der Kirche haben sich wertvolle Ausstattungsstücke vom 15. Jh. an erhalten: ein Niederländischer Schnitzaltar, Epitapien der Familie von Lüttichau und die in den Jahren 1717/1718 von Gottfried Silbermann gebaute Orgel.
Jährlich stattfindende Konzerte an der Silbermannorgel: Beginn 1. Pfingsttag (weitere Informationen: Ev. Pfarramt: 035755/363).
Wenn wir dann zu Beginn der Wanderung eine Runde durch den kleinen Schlosspark drehen, kommen wir vor dem Schloss an einer weiteren Info-Tafel vorbei, auf der zu lesen ist: Die heutige Renaissance-Anlage ist aus einer mehrgliedrigen frühdeutschen Wasserburg, welcher der Grenzschutz zwischen der Mark Meißen und der Oberlausitz anvertraut war, entstanden. Der Einfluss Konrad von Westfalens ist an den Türgewänden mit den Stabüberschneidungen, den Vorhangbogenfenstern und dem Zellengewölbe ablesbar. Im Inneren haben sich wertvolle Stuckdecken des 16./17. Jhs. erhalten. Vom 14. bis zum 18. Jh. war das Schloss der Mittelpunkt einer Herrschaft der zum meißnischen Uradel zählenden Herren von Lüttichau. Diese waren u.a. Amtmänner, Geheime Räte und Kanzler der wettinischen Landesherren. Seit 1412 bis 1930 trat eine Zweiteilung des Besitzes ein. Von 1845 bis 1894 an war der „Alte Teil“ im Eigentum des international bedeutenden Rechtsgelehrten Dr. Karl Eduard Zachariae von Lingenthal. Der Park ist gleichfalls im 16.Jh. entstanden und kontinuierlich dem Zeitgeschmack angepasst worden. In der ersten Hälfte des 20. Jh. sollte er unter Einbeziehung der nahen Anlage von Lindenau sowie der umgebenden Auenlandschaft durch die fürstliche Familie zu Lynar beträchtlich erweitert werden.
Während einer Wanderung im Frühjahr 2009 haben wir beide Bauwerke auch innen besichtigen können. Da beide jetzt am Tag unserer Wanderung jedoch nicht beheizt sind, nehmen wir davon Abstand, uns diesmal zum Betreten derselben einladen zu lassen.
Gewandert wird am 4. Advent auf einem von ortskundigen Wanderleitern erarbeiteten und markierten, jedoch durch uns im letzten Viertel etwas modifizierten Rundwanderkurs: Pfarrkirche – Schloss mit Jägerhaus und Schlosspark (Lusthäuschen) – Blochwitzer Straße – Oberweg – Wachtberg 171,8 m – Kutschenberg 200,7 m – Grenzweg (Hohlweg) – Mittagsberg – Kuckucksberg 192,2 m. Von hier Abstecher ins Sächsische zum Huttenberg 212,1 m ÜNN und auf der Blochwitzer Straße zurück bis zum Grenzweg. Auf dem Dienstweg weiter entlang der Grenze (Grenzsteine) am Dietzenberg 190,6 m vorbei zum Schafberg 195,2 m mit der alten Sprungschanze. Zurück in die Pulsnitzniederung führt der Weg über die Pfaffenberge 147,5 m und dann über die Landstraße L 59 nach Frauwalde. Wie dieser Ortsname entstand, erfahren unsere Wandergäste an der Pulsnitzbrücke. Von hier führt der Fahrweg dann zurück in Richtung Süden bis nach Großkmehlen zur Dorfschmiede. Auf seiner Website im Internet wirbt Schmiedemeister Werner Kleinig mit dem Slogan „Für Sie haben wir immer ein Eisen im Feuer!“. Wenn wir am 4. Advent aus nicht vorhersehbaren Gründen auch nicht in der Skihütte einkehren können, hatten wir bei unseren bisherigen Besuchen den Eindruck, dass dieser Spruch durchaus für die Gastfreundschaft des gesamten Ortes eine zutreffende Charakteristik ist…
Die gesamte Strecke ist etwa 13 Kilometer lang.
Wenn wir dann am 4. Advent nach unserer 88. Tour in diesem Jahr die Wanderrucksäcke wieder vom Rücken nehmen, werden wir 1.488 Kilometer in den Beinen haben.
Treffpunkt und Beginn werden wir wie immer bei der Anmeldung bekannt geben. Bitte auch an Rucksackverpflegung und Getränke für den „Stehimbiss im Freien“ unterwegs denken. Keine Teilnahmegebühr. Um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern.
Wir werden auch unser Wanderprogramm 2010 wieder mitbringen, vorstellen und anbieten – diesmal sogar mit 93 Tourenvorschlägen und 1500 Wanderkilometern in der deutschen und polnischen Niederlausitz! Über 70 davon haben inzwischen schon ihre Besitzer gefunden…
Anmeldungen werden erbeten bis zum Vorabend unter Tel. 03542 – 3792.
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Foto zum Text: Stele auf dem Kutschenberg mit der Aufschrift Kutschenberg 201 m ü.NNN
Weitere Bilder hier in niederlausitz-aktuell.de „Bilder der Region“ Oberspreewald-Lausitz : Großkmehlen
Blick auf das Wasserschloss von Süden, was so nur in der Zeit laubfreier Bäume möglich ist
Blick vom Schloss auf die Pfarrkirche, den Friedhof und das Pfarrhaus
Das Lusthäuschen im Schlosspark