Es gab sicher schon viele ruhigere Wochenenden in Calau. Diesmal aber knatterte, dampfte und röhrte es beim „Langen Tag der Motoren“ in vielen Ecken Calaus. Den geringsten Lärm machten dabei noch die Dampfmaschinenmodelle des Optikers Kossatz. Enkelin Ellen musste allerdings bei der Bedienung die Erfahrung machen, dass Dampf heiß ist und dieses Spielzeug mit gewisser Vorsicht zu benutzen ist. In der „Mobilen Welt des Ostens“, passend zum Namen in der Straße der Freundschaft gelegen, erfuhren die Besucher von Rainer Schmattloch Details zu den 200 Fahrzeugen aller Art und Herkunft. „Dieses Museum ist eine Sensation, es zeigt viel mehr, als der Name verspricht“, war immer wieder aus den Besuchern herauszuhören. Der Radduscher Motorenfan und Treckerbastler Dieter Weißhahn kam mit Familie und Enkel und wurde gar nicht fertig mit erzählen: „Den habe ich schon gefahren und den. Den habe ich mir selbst zusammengebaut und den …“
Draußen durfte sich die Jugend an getunten „Schwalben“ probieren und mit den Kult-Mopeds auf dem Parkplatz Kreise ziehen. Wem das alles noch nicht reichte, der machte sich nach Altenau auf. Die freundliche Fahrerin Marina Galle vom Shuttle-Service pendelte mit den Motorenfans zwischen dem Gewerbegebiet und Bareinz’s hin und her. Dort wurde es noch lauter, besonders dann, wenn Klaus Dannenberg aus Uelzen seine drei mitgebrachten Motoren startete. Darunter ein Z37-Sternmotor aus einem tschechischen Agrarflugzeug. Der Neunzylinder überdröhnte alles andere. Daneben ein uralter Diesel mit Zündaussetzregulierung. Jedes mal, wenn er abzusterben drohte, erweckte er wie von selbst zu neuem Leben. Die umstehenden älteren Herren rieben sich am Kinn und versuchten sich gegenseitig die Funktionsweise dieses eigentümlichen Motors zu erklären. Hausherr Reinhard Bareinz setzte seine Motorbesessenheit mit einer gewissen „Verrücktheit“ gleich: „Anders kann ich das nicht bezeichnen. Mich lassen diese Dinger einfach nicht los!“ Sein ganzer Stolz ist ein amerikanischer „Amanco-Motor“, der seit 1902 relativ leise vor sich hin blubbert. Söhne und Enkelsöhne müssen das Motoren-Gen geerbt haben: Die jüngsten der Familie, Paul (5) und Hannes (3), tuckerten in Schrittgeschwindigkeit mit dem Selbstbautraktor ihres Vaters Frank Bareinz über die benachbarte Wiese. Paul musste sich dabei lang machen, um mit seinen kurzen Beinen an die Pedalen zu kommen. Hannes Bareinz strahlte über das ganze Gesicht, denn er durfte als Beifahrer neben seinem Bruder sitzen. „Ich war auch schon Mähdrescherfahrer und Bauarbeiter“, verkündete er stolz.
Wesentlich ruhiger ging es an der alten Bockwindmühle zu. Hier waren es mehr die Haustiere, die angesichts der Besucher lärmten. „Die Mühle selbst ist zwar in gutem Zustand, arbeitet aber nicht mehr“, erklärte des Müllers 13-jähriger Enkel Maximilian Schneider.
Am Marktplatz führte der Senftenberger Auto-Modell-Club seine 1:5-Modelle der DTM-Wagen vor und lies sie funkferngesteuert hinter dem Rathaus auf und ab donnern. Dort ein sichtlich zufriedener Bürgermeister Werner Suchner: „Die Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing hat etwas Gelungenes auf die Beine gestellt. Trotz der Großbaustelle in der Stadt kann den Besuchern an allen Ecken und Enden etwas geboten werden. Den eher Technikbegeisterten ebenso, wie den eher auf Shopping ausgerichteten Ehefrauen“, ließ er schmunzelnd verlauten. Kathrin Weiner vom gleichnamigen Café: „Wir sind total im Stress, aber das wollten wir ja so“, erzählt sie und reicht dabei Tüte für Tüte Quarkkeulchen aus ihrem mobilen Backstand an die Kunden. Erst als am späten Nachmittag, als die schon lange am Himmel bedrohlich anwachsenden Wolken nicht mehr anders konnten und die ersten Tropfen zur Erde schickten, wurde es wieder etwas ruhiger. In den Geschäften und Gaststätten ging es noch eine ganze Weile weiter – ein erlebnisreicher Tag für die Calauer und ihre Gäste.
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