Die Lausitzer Füchse stehen vor einer unsicheren Zukunft: Die Stadt Weißwasser hat den Mietvertrag für die Eisarena zum 30. April 2025 gekündigt – mit einem Verweis auf die angespannte Haushaltslage. Für die Lizenzierung in der kommenden DEL2-Saison ist jedoch ein neuer Vertrag erforderlich. Zudem müssen bis August 2025 verpflichtende Umbauten wie die Installation von Flex-Banden und LED-Beleuchtung umgesetzt werden. Weitere Gespräche zwischen Stadt und Vereinsführung sollen nun Klarheit schaffen. Die Stadt Weißwasser hat auf die Kritik an der Kündigung des Mietvertrags für die Eisarena reagiert. Laut Oberbürgermeisterin Katja Dietrich sei die Kündigung notwendig gewesen, um finanzielle Handlungsspielräume für die Haushaltsplanung 2025 zu sichern. Gleichzeitig betonte sie, dass Weißwasser weiterhin als Sportstadt hinter den Lausitzer Füchsen und dem Eissport stehe. Die Kündigung sei kein Signal gegen den Profisport, sondern eine Maßnahme, um mögliche Einsparungen oder Einnahmeerhöhungen zu prüfen. In der Haushaltsplanung sind bereits Mittel für die dringend benötigte Flex-Bande und LED-Beleuchtung vorgesehen, allerdings fordert die Stadt eine Mitfinanzierung durch Dritte, da eine alleinige Kostenübernahme durch die Kommune als unverhältnismäßig angesehen wird. „Jetzt heißt es, gemeinsam Lösungen zu finden“, so Dietrich abschließend.
Die Lausitzer Füchse teilten dazu mit:
Sportlich gesehen liegen die Füchse auf Kurs und auch die GmbH ist trotz schwierigster Rahmenbedingungen wirtschaftlich stabil. Klassenerhalt und Lizenzierung für die neue Saison sind daher realistisch. Doch mitten in der vermeintlich besinnlichen Weihnachtszeit hat der Geschäftsführer der Lausitzer Füchse die Kündigung der Verträge über die Nutzung der Eisarena zum 30.04.2025 von der Oberbürgermeisterin erhalten. „Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Auswirkungen auf den Haushalt“ muss neukalkuliert werden, heißt es in ihrer Begründung.
Was genau dahinter steckt, kann man nur vermuten. Fakt ist, dass eine Reihe von Gesprächen, beginnend in der nächsten Woche mit den Verantwortlichen der Stadt und dem EHC-Geschäftsführer anstehen. Ausgang offen, wobei es für den Eishockeystandort Weißwasser nur ein Zukunftsziel geben darf. Denn für das Profiteam, die GmbH, für den Traditionsverein und eine ganze Region steht eine Menge auf dem Spiel. Erst vor anderthalb Jahren wurde nach langen intensiven Verhandlungen ein neuer Mietvertrag zwischen der Stadt und der Spielbetriebs GmbH geschlossen und brachte mit über 70.000 Euro Mehrkosten – einer Steigerung von 110 %! – schmerzliche finanzielle Einschnitte für den Proficlub. Sponsoren mussten dafür gefunden werden, um zu kompensieren – und das mitten in einer Wirtschaftskrise.
Was die nun avisierte Neukalkulation der Kosten für Miete und Nutzungsentgelte für den EHC bedeutet, wird sich zeigen. Aber um für die kommende Saison eine Spielberechtigung in der Profiliga zu erhalten, steht neben der Erfüllung der Auflagen für eine Lizenzierung bis zum 20.05.2025, zu denen unbedingt ein abgeschlossener Mietvertrag für die Spielstätte gehört, auch die Erfüllung geforderter Sicherheitsbedingungen. Dazu muss die Eisarena in Weißwasser/O.L., wie jede andere Spielstätte in der DEL2 zwingend mit einer sogenannten Flex-Bande und einer umgerüsteten LED-Beleuchtung ausgestattet sein, und zwar bis August 2025. Die Flex-Banden sind in Grenzen beweglich und stellen beim Aufprall einen weicheren Kollisionspartner dar und bieten dadurch mehr Sicherheit. Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich das Verletzungsrisiko damit um 29 Prozent verringert. In neuen Eisarenen müssen diese flexiblen Sicherheitsbanden bereit seit Oktober 2017 nach den Vorschriften der DIN 18036 installiert werden. In der DEL gilt diese Bedingung seit 2020/2021 als verpflichtende Maßnahme für eine Spielberechtigung.
“Wenn die Arena bis August keine flexible Bande erhält, bedeutet das das Aus für die Lausitzer Füchse in der DEL2.”
Für die DEL2 und damit auch für die Spielstätte der Lausitzer Füchse gab es dafür eine Übergangszeit von 5 Jahren. Schon im September 2019 hieß es aus dem Rathaus, dass die Stadt Weißwasser/O.L. als Eigentümerin der Eisarena dafür Vorsorge trifft. Doch wie genau das passiert ist, offenbart sich jetzt. Dirk Rohrbach, der diese Problematik von Anfang an zum Thema, u.a. in den monatlichen Arbeitsgesprächen „Eisarena“, gemacht hat, musste ernüchternd zur Kenntnis nehmen, dass diese zwingende Maßnahme zweimal von den Stadträten aus dem Haushalt gestrichen wurde. Die finanzielle Situation der Stadt ist heute nicht anders, eher noch angespannter, weiß auch der Stadtrat Dirk Rohrbach. Aber wenn die Arena bis August keine flexible Bande erhält, bedeutet das das Aus für die Lausitzer Füchse in der DEL2.
Im Januar muss sich der Stadtrat dazu grundsätzlich positionieren. Bei einem positiven Votum bleibt effektiv nur ein halbes Jahr bis zur Umsetzung. „Das ist ein großer zu stemmender Aufwand, denn die alte Bande muss entsorgt werden, für die neue Bande müssen neue Bohrpunkte gesetzt werden. Erst dann kann die neue Spielfeldumrandung eingebaut werden. Und ggf. müssen auch noch die Spieler- und Strafbänke Veränderungen erfahren. Das Spielfeld selbst wird mit der neuen Bande geringfügig kleiner, allerdings nicht auf dem Format der nordamerikanischen Profiliga NHL“, weiß Dirk Rohrbach.
Unterstützende Optionen prüft der EHC-Chef seit Langem. Ob am Ende der von vielen Akteuren, Fans und Unterstützern mit Herzblut und riesigem gesellschaftlichen Engagement geführte Traditions-Verein auch von regionalwirtschaftlicher großer Bedeutung eine Erfolgsgeschichte und stolzer Repräsentant für die Stadt Weißwasser/O.L. und die gesamte Lausitz bleibt, liegt nun mehr denn je in der Hand kommunaler Entscheidungsträger.
Stellungnahme der Stadt Weißwasser
Die Stadt Weißwasser reagiert in einer Mitteilung auf der Website wie folgt:
“Der Eissport in Weißwasser ist mit dem Nachwuchs und den Füchsen eines der bedeutendsten Aushängeschilder der Stadt und ihrer Geschichte. In einer heute veröffentlichten Presseinformation des EHC Lausitzer Füchse wird in der Überschrift suggeriert, die von städtischer Seite ausgesprochene Kündigung des Vertrages mit dem EHC gefährde die Lizenz. Das ist missverständlich. Denn es ist für die Kommune eine Neukalkulation für die Eisarena und deren Betrieb zwingend nötig. Die Stadt muss aufgrund der knappen finanziellen Mittel und der schlechten Finanzprognose für die Folgejahre ab 2025 alle Möglichkeiten der Ausgabenverringerung oder Einnahmenerhöhung in Betracht ziehen. Die Kündigung des EHC-Vertrages zum Jahresende war nötig, um bei der Haushaltserstellung 2025 und der Anpassung des Haushaltssicherungskonzeptes zumindest die Möglichkeit zu haben, noch reagierten zu können. Ohne die Kündigung wäre diese Option verwirkt gewesen. Die Pflicht der Verwaltung ist es, möglichen Schaden von der Kommune abzuwenden und dem Stadtrat die Möglichkeiten einer Entscheidungoffen zu halten. Deshalb ist vor der Kündigung mit dem Geschäftsführer der Lausitzer Füchse gesprochen worden, um nicht die bloße Kündigung schriftlich zu übermitteln.
Weißwassers Oberbürgermeisterin Katja Dietrich betont in diesem Zusammenhang: „Weißwasser ist eine Sportstadt – und dazu gehören die Profis und natürlich der Nachwuchs der Lausitzer Füchse, die Hobbymannschaften und alle Nutzer der Eisarena. Wir arbeiten intensiv daran, dass diese Erfolgsgeschichte fortgesetzt wird.“
Über die dringend notwendige Flex-Bande und die moderne LED-Beleuchtung ist seitens der Stadt in vielen Arbeitsberatungen mit dem EHC Lausitzer Füchse und dem Eissport Weißwasser beraten und diskutiert worden, um eine Lösung für diese beiden großen Investitionen zu finden – welche vom Liga-Verband des Eissports gefordert werden. In der Haushaltsplanung sind diese Positionen berücksichtigt, die Vorplanung wurde schon 2024 ausgelöst, um bis zur nächsten Saison die Flex-Bande installieren zu können. Oberbürgermeisterin Katja Dietrich: „Allerdings muss ich als Betreiber der Eisarena auch feststellen, dass es unverhältnismäßig ist, eine Entscheidung der Profiliga allein einfach auf Kosten der Kommune umsetzen zu lassen. Ohne Förderung oder den Zuschuss Dritter ist die Komplettfinanzierung durch die Stadt und ihre Steuerzahlen unverhältnismäßig. Denn derzeit brauchen nur die Liga-Vereine diese Bande.“ Und gerade in der jüngeren Vergangenheit seien schon große Investitionen in die Halle – auch wegen des Profieissports geflossen. Im Jahr 2023 etwa die neue Eismaschine für 170.000 Euro. Und auch die im Haushalt 2024 und in der Planung 2025 eingestellten Mittel für die Flex-Bande und die neue Beleuchtung bilden die Grundlage für die Umsetzung der Liga-Forderungen für den Profisport. Die Oberbürgermeisterin setzt deshalb fest darauf, das zeitnah mit dem EHC eine Lösung gefunden wird. „Die Termine dazu sind gemacht, jetzt heißt es, gemeinsam Lösungen zu finden.“
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsüberblick
Mehr Infos und News aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region sowie Videos und Social-Media-Content von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht
Red. / Presseinformation