Am heutigen bundesweiten “Aktionstag gegen den Schmerz” warnte Dr. Carolin Stegemann, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Sana Kliniken Niederlausitz, vor der Zunahme chronischer Schmerzen bei jungen Patienten. Studien zeigen, dass etwa ein Drittel der 8- bis 16-Jährigen betroffen ist, wobei 350.000 Kinder und Jugendliche stark beeinträchtigt sind. Dr. Stegemann betont dabei die Notwendigkeit umfassender Diagnostik und individueller Therapien, um den vielfältigen Ursachen und Folgen, wie psychischen und sozialen Beeinträchtigungen, gerecht zu werden. Die Klinik in Lauchhammer bietet dafür spezialisierte Behandlung und Beratung, arbeitet eng mit Fachzentren zusammen und empfiehlt Eltern, Schmerz-Tagebücher zu führen, um eine präzise Diagnostik zu unterstützen.
Die Sana Kliniken Niederlausitz teilten dazu mit:
Schmerzen sind bei Kindern und Jugendlichen immer wieder ein Thema: ein akuter Infekt, ein Sturz oder manchmal auch eine Operation können dafür sorgen, dass es dem Nachwuchs vorübergehend nicht ganz so gut geht wie normalerweise. Kleine Wehwehchen und größere Auas gehören für Familien mit Kindern also zum Alltag. Aber: „Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter chronischen Schmerzen, vor allem an Bauch- und Kopfschmerzen sowie Schmerzen des Bewegungsapparates“, betont Dr. Carolin Stegemann.
Alarmierende Zahlen
Die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Sana Kliniken Niederlausitz in Lauchhammer verweist auf alarmierende Zahlen: Aktuellen Studien zufolge hat rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 16 Jahren bereits Erfahrungen damit machen müssen. Von diesen zeigen bundesweit 350.000 eine hohe Schmerzbeeinträchtigung mit starker bis sehr starker Beeinträchtigung im Alltag. Laut des Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) vom Robert-Koch-Institut haben in den vergangenen drei Monaten rund zwei Drittel aller sieben- bis 13-Jährigen und sogar vier Fünftel aller 14- bis 17-Jährigen Schmerzen beklagt. „Das Entscheidende ist, dass die Beeinträchtigungen dadurch vielfältig sind. Zum einen ist da der Schmerz an sich. Zum anderen haben Schmerzen auch psychologische Einflussfaktoren, wie Ängste und Traurigkeit. Rund 60 Prozent der Kinder mit chronischen Schmerzen erfahren psychische Beeinträchtigungen, wie Depressionen und Tendenzen zum Katastrophisieren. Und nicht zuletzt haben Schmerzen auch soziale Auswirkungen, zum Beispiel auf den Schulbesuch und Freizeitaktivitäten“, unterstreicht die Fachärztin für Pädiatrie die vielfältigen Konsequenzen, die in Summe zu Lasten der Lebensqualität gehen.
Zeit für Diagnostik und Beratung
Die umfassende Diagnostik, Beratung und Behandlung von jungen Patientinnen und Patienten ist ein wichtiger Teil der Arbeit des Teams der Kinderklinik in Lauchhammer. Die Ärztinnen und Ärzte nehmen sich Zeit, um Ursachen zu erforschen, Krankheitsbilder abzuklären und den Kindern sowie ihren Familien dann mit individuellen Therapien und Beratungen möglichst optimal zu helfen. Allein aus den vergangenen Wochen hat Dr. Carolin Stegemann verschiedene Beispiele dafür parat, wie Kindern und Teenagern mit chronischen Schmerzen stationär geholfen werden konnte. Eine Betroffene ist eine Jugendliche, die ursprünglich nur für einen Atemtest ins Krankenhaus gekommen war. „Das Mädchen hatte aber seit mehr als einem Jahr Oberbauchschmerzen – zuletzt so stark, dass sie sogar nachts davon aufwachte. Für uns Mediziner ist das ein klares Warnsignal“, schildert die Chefärztin. Dem Klinikteam war sofort klar: Hier braucht es eine dezidierte Symptomanalyse und Diagnostik. Schließlich entschlossen sich die Ärzte aufgrund deutlicher Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Nahrungsmittelaufnahme zu einer Magen-Darm-Spiegelung. „Dabei haben wir festgestellt, dass die Patientin eine Gastritis hat und sich seit mehr als einem Jahr mit Schmerzen aufgrund einer Erkrankung quält, die gut behandelbar ist“, berichtet Dr. Carolin Stegemann.
Für Dr. Carolin Stegemann, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, ist die umfassende Diagnostik, Zeit für Beratung und eine individuelle Behandlung der jungen Patienten ein wichtiger Teil der Arbeit ihres Teams in Lauchhammer.
Kombination aus verschiedenen Therapieoptionen
Der Fall ist ein Beispiel für chronische Krankheitsverläufe, die nach einer vernünftigen Diagnostik gut heilbar sind. So einfach ist es allerdings nicht immer. Das zeigt der Fall eines kleinen Jungen, der mit wiederkehrenden Bauchschmerzen in die Kinderklinik kam und bereits mehrere Wochen nicht mehr zur Schule gehen konnte. „Der Junge und die Familie hatten einen hohen Leidensdruck. Wir haben durch eine umfangreiche Anamnese und Diagnostik festgestellt, dass das Kind eine chronische Verstopfung, also eine Obstipation, hat, die sich wahrscheinlich in Folge eines Magen-Darm-Infekts vor vier, fünf Monaten entwickelt hat“, erklärt die Kinderärztin. In diesem Fall begleitet die Klinik den jungen Patienten und seine Familie auf dem längeren Behandlungsweg – mit umfangreicher Aufklärungsarbeit, einer medikamentösen Therapie, Toilettentraining und der Vermittlung einer Online-Selbsthilfegruppe. „Es dauert Wochen bis Monate, um aus dem Teufelskreis aus Schmerz, Angst und Vermeidung herauszukommen“, weiß Dr. Carolin Stegemann aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Spezialistin für Kindererkrankungen.
Guter Draht zu Fachzentren
Trotz guter Ausstattung und viel Erfahrung reichen in manchen Fällen die umfangreichen Möglichkeiten und die fachliche Kompetenz des Klinikteams in Lauchhammer jedoch nicht aus. Das zeigt das Beispiel eines jungendlichen Mädchens, das mit chronischen Schmerzen nach einer länger zurückliegenden Knieoperation ins Krankenhaus kam. „Das Mädchen hatte bereits vielfältige ambulante und stationäre Vorstellungen in der Region hinter sich. Sie hatte inzwischen ein sogenanntes Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) entwickelt, mit einer sensorischen Störung, aufgrund der es normale Reize bereits als Schmerz empfindet“, beschreibt die Chefärztin und betont: „Ein solches Krankheitsbild gehört in ein stationäres Kinderschmerzzentrum, da in diesen komplexen Fällen nur eine multimodale Therapie langfristig Hilfe verschaffen kann und neben Medikamenten vor allem Physiotherapie, elektromedizinische Reizstromtherapie (TENS), Aquatraining, aber auch psychologische Begleitung und vieles mehr notwendig werden.“ Da es nur fünf solcher Spezialzentren in Deutschland gibt, sind die Wartelisten lang. Bei der Vermittlung und der Begleitung hin zu einer solchen Therapie unterstützt die Lauchhammeraner Kinderklinik mit Kontakten und vermittelt junge Patienten dorthin weiter, wo eine solche komplexe Therapie spezialisiert organisiert und absolviert werden kann.
Partner für niedergelassene Kinderärzte
„Wir haben hier bei uns in der stationären Versorgung in Lauchhammer vielfältige diagnostische Möglichkeiten und nehmen uns die nötige Zeit zur Ursachenforschung und Aufklärung. Wir sehen uns als Partner für niedergelassene Kinderärzte, die ihre Patienten mit chronischen Schmerzen jederzeit zu uns überweisen können. Oft können sich unsere Kollegen in der Niederlassung aufgrund des hohen Patientenaufkommens gar nicht die notwendige Zeit für eine umfangreiche Analyse und Diagnostik nehmen. In solchen Fällen sind die Kinder bei uns in der stationären Versorgung bestens aufgehoben. Wir sind da, um zu helfen“, sagt Dr. Carolin Stegemann. Die Fachärztin rät Eltern, aufmerksam zu sein und ihre Kinder ernst zu nehmen, wenn sie über Beschwerden klagen. Ihr Tipp bei länger anhaltenden Schmerzen: Mindestens zwei, drei Wochen Tagebuch führen und darin festhalten, wie oft, wann und wie stark die Schmerzen auftreten, wie lange sie anhalten, ob Auslöser erkennbar sind und was eventuell lindernd wirkt und hilft. „Alle Informationen, die wir bekommen, unterstützten uns dabei, das Schmerzbild genauer einzuordnen und den Kindern und Jugendlichen möglichst schnell und langfristig helfen zu können“, so die Chefärztin.
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsticker
Mehr News, Content und Videos aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht–>> Hier zur Übersicht
Red. / Presseinformation