Im Industriepark Schwarze Pumpe soll ein Referenzkraftwerk auf Wasserstoffbasis entstehen und so eines der wegweisenden Projekte im Zuge des Strukturwandels in der Lausitz und der Energiewende in ganz Deutschland werden. Alle Projektpartner haben dazu jetzt eine Absichtserklärung unterschrieben, Fördergelder vom Bund in Millionenhöhe sind zugesichert. Das Speicherkraftwerk soll aus erneuerbarem Strom Wasserstoff produzieren, welcher entweder an andere Sektoren wie Verkehr oder Industrie abgegeben oder gespeichert für eine spätere Stromproduktion genutzt werden kann. Das Projekt zählt zu den Siegern des deutschen Ideenwettbewerbs „Reallabore der Energiewende“ und soll die Nutzbarkeit und Wirtschaftlichkeit unter realen Bedingungen erforschen und verbessern. Insgesamt fließen dafür rund 100 Millionen Euro, wovon ca. 75 bis 80 Prozent gefördert werden. Ziel ist es, 2025 mit einer Leistung von 10 MW ans Netz zu gehen. Die Projektpartner, darunter auch die LEAG und ENERTRAG, sehen in dem Projekt ebenso große Chancen, um gut bezahlte Arbeitsplätze in der Region für die Zukunft zu sichern.
Mehr Infos m Projekt gibt es in den Videointerviews mit Vertetern von ENERTRAG (imTitelvideo) und der LEAG sowie mit Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier.
Dazu teilte die ASG Spremberg mit:
Als Hauptpartner beteiligt sind der Zweckverband „Industriepark Schwarze Pumpe“ Spremberg und der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG) Cottbus mit Energiequelle GmbH Zossen und Enertrag AG Gut Dauerthal auch zwei Unternehmen aus der Branche der erneuerbaren Energien. Wissenschaftlich beteiligt sind das Steinbeis Technologietransferzentrum Rostock, das Centrum für Energietechnologie Brandenburg e.V. und GmbH Cottbus (Cebra). Mit eingebunden sind ebenfalls die Lausitzrunde, Siemens AG, Ontras GmbH und 50 Hertz Transmission GmbH. Das Projekt hatte sich beim bundesweiten Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ des Bundeswirtschaftsministeriums unter einer Vielzahl von Bewerbern durchgesetzt; eine Förderzusage in Millionenhöhe wurde bereits erteilt.
Im Gespräch mit Hubertus Altmann (Vorstand LEAG – Kraftwerke):
Das Projekt Referenzkraftwerk Lausitz wird ein Speicherkraftwerk auf Wasserstoff-Basis sein. Es soll wegweisend für die Energiewende in Deutschland sein.
Bei laufender Wertschöpfung sollen phasenweise in mehreren Etappen Musterlösungen für die Anwendung von Schlüsseltechnologien praktisch umgesetzt werden.
Das Ziel ist letztendlich ein modernes Kraftwerk unter Nutzung von erneuerbaren Energien und damit der Bereitstellung von „grünem Wasserstoff“, dessen Rückverstromung praktisch zu entwickeln und umzusetzen. Das Referenzkraftwerk Lausitz beinhaltet das strategische Ziel, die künftige Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger und Wasserstoff als chemischen Speicher am Industriestandort Schwarze Pumpe abzubilden.
Es hat die Aufgabe, alle für einen sicheren und stabilen Betrieb des elektrischen Energieversorgungssystems nötigen Systemdienstleistungen jederzeit in vollem Umfang zu erbringen und dabei aber auch noch die Energiespeicherung mit Wasserstoff zu betreiben. Wasserstoff soll hierbei automatisch so ein- und ausgespeichert werden, dass sowohl ein Leistungsüberangebot aus Anlagen der erneuerbaren Energien als auch ein zeitbegrenzter Leistungsmangel beherrscht werden kann.
Zudem soll das Kraftwerk so ausgelegt werden, dass es im Black-Out-Fall zum Netzwiederaufbau herangezogen werden kann. Die Musteranlage in Schwarze Pumpe wird eine überschaubare Leistung von bis zu zehn Megawatt haben und die Wasserstoff-Technologie praktisch testen. Die Erfahrungen daraus dienen dann Bau größerer Kraftwerke, die an allen Standort, wo Kraftwerke bislang auf fossile Brennstoffe setzen, betrieben und damit komplett ersetzt werden können.
Im Gespräch mit Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier:
Weitere Schritte bis 2030
Die nächsten Schritte werden, auch was die Festlegung des genauen Standort des Referenzkraftwerkes im Industriepark betrifft, im ersten Halbjahr 2020 vollzogen werden. Einen wichtigen Faktor zur Unterstützung des Referenzprojektes stellt auch der für April vorgesehene Start des Kompetenzzentrums für Gründer und Gewerbe (KGG) im in Schwarze Pumpe dar. In diesem Zentrum soll es um industrienahe und wissenschaftsbasierte Unternehmungen gehen, die sich mit dem Geschehen im Industriepark synergetisch entwickeln.
2022 soll die Planung für das Referenzkraftwerk beendet sein, 2023 bis 2024 wird das Kraftwerk errichtet, für 2025 ist die Inbetriebnahme avisiert. Bis 2030 dann erfolgen diverse Prüfungen auf Marktfähigkeit und zur Technologieanpassung; schrittweise soll eine Hochskalierung der Leistung auf bis zu 100 Megawatt erfolgen. 600 bis 800 Arbeitsplätze sollen allein für die Testphase dieser Technologie am Standort entstehen.
Die Gesamtinvestitionssumme für das RefLau-Projekt liebt bei etwa 100 Mill. Euro. Etwa 75- bis 80 Millionen übernimmt davon der Bund, die weiteren Kosten tragen die Projektpartner.
Stimmen aus Wirtschaft und Politik
Christine Herntier, Bürgermeisterin von Spremberg und Sprecherin der Lausitzrunde und damit eingebundener Projektpartner, ist sehr erfreut über die Vereinbarung: „Ein besseres Projekt als dieses kann es für uns nicht geben. Von Beginn unseres Engagement an wollten wir immer nicht nur Kritiker, sondern Teil der Lösung sein. Die regionale Komponente war und ist uns wichtig. Die Kommunen stehen hinter dem Projekt. Nun werden die Techniker den größten Beitrag zu leisten haben.“ Herntier sieht ihre Region gar als zukünftigen Standort für Industrietourismus. Manfred Heine, Bürgermeister der Gemeinde Spreetal und Chef des Zweckverbandes Industriepark Schwarze Pumpe ergänzt: „Wir haben Respekt vor der großen Aufgabe, aber keine Angst.“ Gerhard Hänel von der ASG Spremberg GmbH, die auch das Industriepark-Management verantwortet, ist Projektkoordinator: „Alle wissen, wo wir aussteigen. Wir beschäftigen uns hier ganz konkret damit, wo wir einsteigen. Mit dem Referenzkraftwerk schaffen wir anfassbare Realität.“ Hänel war treibender Motor der Arbeitsgruppe „Ideenschmiede Lausitz“, die bereits 2017 der diskutierten Klimaziele wegen in Schwarze Pumpe gegründet wurde und um reale Alternativen für herkömmliche Kraftwerke rang. Besprochen wurden dort dann nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die damit zusammenhängenden energetischen und sozialen Themen. Von Beginn der AG an Wasserstoff ein Thema.
Hintergrund
Die deutsche Energiewende erfordert zwingend eine tiefgreifende strukturelle Neuausrichtung der bisherigen Kraftwerks- und Industriestandorte in kurzer Zeit. Ein geradezu dramatischer Umbruch steht bevor. Nur die schnellstmögliche Nutzung von Innovationen, insbesondere im technologischen Bereich, kann diesen Strukturwandel bei langfristiger Sicherung von Arbeitsplätzen und regionaler Wertschöpfung ermöglichen.Die Lausitz mit ihren Kraftwerks- und Industriestandorten, allen voran der Verbundstandort Schwarze Pumpe, muss sich insbesondere im Bereich der Energieversorgung den Herausforderungen stellen und grundlegend erneuern. Als Pilotanlage für die Energieversorgung der Zukunft mit Verwertung für andere Kraftwerks- und Industriestandorte, stellt das Referenzkraftwerk Lausitz eine integrierte Lösung dar, um wesentlichen Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu begegnen.
Zum einen ist es technisch so ausgelegt, dass es die Funktionen eines konventionellen Kraftwerkes voll und ganz übernehmen kann – inklusive aller relevanten Systemdienstleistungen und voll flexiblem Betrieb nach Fahrplan. Zum anderen bietet es die Möglichkeit über die Erzeugung von grünem Wasserstoff über den Rückverstromungsbedarf hinaus auch die Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie zu dekarbonisieren.
Ein solcher hochintegrierte und innovativere Ansatz entspricht in besonderer Weise den ursprünglichen Kriterien der Reallabore der Energiewende.
Allerdings hängt die Umsetzungsfähigkeit eines solchen Konzeptes kritisch davon ab, dass die Reallabore in ihrer Umsetzung nun auch tatsächlich einen Rahmen schaffen, der solchen Projekten eine Existenzmöglichkeit verschafft.
red/Pressinfp
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