Gestern wurde in Kerkwitz das Büro der Lokalen Agenda 21 der Gemeinde Schenkendöbern eröffnet. Die Agenda 21 ist ein Bündnis von Vertretern der Gemeinde und engagierten Bürgern zum Erhalt der Heimat.
Etwa 100 Bürger und Gäste waren zur Eröffnung erschienen.
Der Kerkwitzer Ortsbürgermeister Roland Lehmann begrüßte die Gäste und rief den Ablauf der Ereignisse seit dem 18.9.2007 in Erinnerung.
Am 18.9.2007 wurden die geplanten neuen Tagebaue bekanntgegeben, darunter Jänschwalde Nord. Atterwasch, Grabko und Kerkwitz würden bei einem Aufschluß weggebaggert und die 900 Einwohner müßten ihre Heimat verlassen.
Peter Jeschke, Bürgermeister von Schenkendöbern, betonte in seinen Begrüßungsworten, daß mit dem Verlust von Atterwasch, Grabko und Kerkwitz die Existenz der Gemeinde Schenkendöbern zur Disposition stehe. Schenkendöbern sei eine der wenigen Gemeinden in Brandenburg, die ‘schwarze Zahlen’ schreibe.
“Seit dem 18.9.2007 gehen die Uhren in Schenkendöbern anders”, sagte er.
Er bedankte sich bei den Unternehmen und Bürgern, die durch Spenden und aktive Mithilfe die renovierung des Agendabüros möglich gemacht haben.
Elisabeth Schroedter, Abgeordnete des EU-Parlaments (Bündnis90/Die Grünen), bedankte sich für die Einladung zur Eröffnung des Agendabüros und nannte das Büro einen ‘Ort der Vernunft’ und einen ‘Ort der Hoffnung’.
“Das Büro dient dem Kampf für Vernunft und Nachhaltigkeit”, sagte sie.
Die Entscheidung der Landesregierung bezeichnete sie als ‘Allianz zwischen der Landesregierung und einem Konzern’. Es sein ein ungleicher Kampf, ein Kampf David gegen Goliath.
Sie verwies darauf, daß die Entscheidungen über die Emmissionszertifikate in der EU getroffen werden und deshalb die Kohle deutlich teurer werde.
Carolin Steinmetzer-Mann, umweltpolitsche Sprecherin der Linken und Mitglied des Landtages, sagte: “Die Eröffung des Agendabüros ist ein besonderes Zeichen und setzt die Idee fort, die 1992 in Rio de Janeiro begann”.
( Die Agenda 21 ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, ein Leitpapier zur nachhaltigen Entwicklung, beschlossen von 179 Staaten auf der „Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen“ (UNCED) in Rio de Janeiro (1992). An dieser Konferenz nahmen neben Regierungsvertretern auch viele nichtstaatliche Organisationen teil. Nachhaltige Entwicklung – und damit die Agenda 21 – ist vielerorts zur Leitlinie öffentlichen Handelns geworden. )
Frau Steinmetzer-Mann erinnerte an die bis gestern vorliegenden 26.011 Unterschriften zur Volksinitiative gegen neue Tagebaue, die am 15.5.2008 um 11:00 an den Landtagspräsidenten des brandenburger Landtages Gunter Fritsch (SPD) übergeben werden.
Stanisław Drobek, Bürgermeister von Trzebiechów, der polnischen Partnergemeinde von Schenkendöbern, sagte: “Wir fühlen die Sorgen der Lausitzer. Mit dem Herzen sind wir bei euch, in guten und in schlechten Tagen”.
Er überreichte eine Palme für das Büro, ‘damit immer etwas Grün dort sei’.
Rene Schuster von der Grünen Liga verwies auf die Eröffnungsausstellung mit Grafiken eines unbekannten Künstlers aus den 1980er Jahren.
Diese kritischen Grafiken seien nach wie vor aktuell.
Monika Schulz (CDU), Abgeordnete im Landtag Brandenburg, verwies darauf, daß sie als Einwohnerin Betroffene sei. Zugleich sei sie Politikerin und verwahre sich dagegen, ihre Einstellung zur Braunkohlepolitik nur in diesem Zusammenhang zu sehen.
Sie appellierte an alle, gemeinsam für den Erhalt der Heimat zu streiten.
Egbert Piosik, Sprecher der ‘Klinger Runde’, bemerkte, daß in Schenkendöbern 900 Menschen aber in allen neu geplanten und erweiterten Tagebauen in der sächsischen und brandenburger Lausitz etwa 4.500 Menschen von Umsiedlung betroffen seien.
Nur der gemeinsame Widerstand könne zum Erfolg führen.
Er erinnerte an die Erklärung der ‘Klinger Runde’ zum Erhalt der Heimat im vergangenen Herbst, die von Vertretern von 43 Orten unterschieben wurde.
Bild 2 – Stanisław Drobek, Bürgermeister von Trzebiechów, der polnischen Partnergemeinde von Schenkendöbern
Bild 3 – Monika Schulz (CDU), Abgeordnete im Landtag Brandenburg
Bild 4 – Egbert Piosik, Sprecher der Klinger Runde