Als Einwohner von Atterwasch, dem Dorf, das neben Kerkwitz und Grabko durch Vattenfalls Tagebauplanungen für das Feld Jänschwalde- Nord bedroht wird, hoffte ich in dieser Woche auf eine richtungsweisende Entscheidung aus Stockholm – Vattenfall bekennt sich endlich zum Ende der Braunkohlenverstromung.
Am Dienstag trat Vattenfallchef Øystein Løseth vor die Mikrofone der Weltöffentlichkeit, um zu verkünden, wie der Energiekonzern die jüngst ausgegebene Direktive seines Eigners, dem Schwedischen Staat, umzusetzen gedenkt. Grüner soll Vattenfall werden. Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Energieerzeugung schrieb die schwedische Regierung Vattenfall ins Hausaufgabenheft und Løseths Aufgabe war und wird es sein, dies in die Firmenrealität umzusetzen.
Aber Konzernchef Øystein Løseth schludert wohl gern, wie ein Pennäler, der nur widerwillig seine Freizeit an fleißraubenden Schularbeiten verschwendet. Denn Løseths Vortrag zur Grünwerdung Vattenfalls hinterlässt mehr Fragen, als er Antworten liefern kann. Der Konzernchef schwärmte zwar drauf los von Biomasse und Windenergie, von Kern- und Wasserkraft, er spricht über Konsolidierung, einem Ende des Zukaufs neuer Geschäftsfelder und massive Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens.
Als er aber auf die Kohlekraftwerke in Deutschland zu sprechen kommt, verblasst plötzlich Løseths Versuch, Vattenfall einen umweltfreundlichen Anstrich zu verpassen. Denn nach seinen Worten wolle man unbedingt an Deutschland und den hiesigen Braunkohlenstandorten festhalten.
Wie jetzt? – Grüner ja, aber nur mit Braunkohle? Wird die nicht in schmutzigen und ineffizienten brandenburgischen Wärmekraftwerken verbrannt, deren gigantische CO2-Ausstoßmengen an der Spitze der europäischen Kraftwerke rangieren?
Angesichts dieser offensichtlich paradox anmutenden Versuchsanordnung möchte man Herrn Løseth gern zurufen: Thema verfehlt! Aber nicht so die brandenburgische Landesregierung. Matthias Platzeck und sein kohleaffiner Wirtschaftsminister Ralf Christoffers klatschen eifrig Beifall, den klar erkennbaren Widerspruch gönnerhaft übersehend. Für sie zählt nur, dass Vattenfall vorerst in Brandenburg bleibt, denn damit bleibt vorerst auch für sie alles beim Alten und gut.
Oder nicht gut, jedenfalls – wenn alles beim Alten bleibt, wozu dann der ganze Aufstand in der Stockholmer Vattenfallzentrale? Selbst Øystein Løseth sollte zu der Erkenntnis gelangen können, dass man mit schwarzer Farbe eben keinen grünen Pinselstrich hinterlässt. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass in der neuen Konzernstrategie nur wieder die Farbe des Geldes eine tragende Rolle spielt, sehr vermutlich wegen der knapp eine Milliarde Gewinn, die die hiesige Braunkohlenverstromung bisher jedes Jahr in die schwedische Staatskasse spülte.
Im Grunde könnte es mir egal sein. Normalerweise, wenn ich kein Einwohner von Atterwasch wäre, würde ich mich mir wohl kaum den Kopf darüber zerbrechen, ob die neue(alte) Richtung Vattenfalls, in die Konzernchef Øystein Løseth deutet, sinnvoll oder doch eher weniger überzeugend sein kann.
Aber mir kann es nicht egal sein, denn meine Zukunft, die Zukunft meiner Familie, meiner Kinder und die meiner Heimat hängen daran, was Løseth auf einer Pressekonferenz in Schweden sagt oder eben nicht sagt. In meinen Ohren klingen seine jetzigen Worte wie: Kann sein, dass eure Häuser und Gärten in Atterwasch abgebaggert werden und eure Heimat vernichtet wird – kann aber auch nicht sein. Dann, wenn Vattenfall irgendwann feststellt, dass die Braunkohlenverstromung unrentabel wird.
Noch liefert die brandenburgische Braunkohlenverstromung Gewinne in Schweden ab, aber mit dem, was in den kommenden Jahren auf Vattenfall zukommt, wird sich dies schon sehr bald ändern: CO2-Zertifikate ab 2013, CCS-Forschung und -Erkundung, CCS-Anlagen, CO2-Verpressung, CO2-Pipelines, Kraftwerksneubau, Tagebauaufschlüsse, Umsiedlung von Dörfern, Spundwänden, Ausgleichmaßnahmen für abgebaggerte und beeinträchtigte FFH-Schutzgebiete, Erhalt des grubennahen Grundwassersystems, weiterer Imageverlust des Unternehmens – dies und mehr steht auf Vattenfalls Braunkohlenagenda und wird gewaltige Summen verschlingen, entgegen dem nun ausgerufenen Sparkurs des Unternehmens. Dazu kommen, dank der Verlängerung der Atomlaufzeiten, sieben, zehn oder mehr deutsche Atomkraftwerke, die billigen und bereits überschüssigen Strom in das europäische Verbundnetz einspeisen.
Wer braucht dann noch teuren Braunkohlenstrom?
Deshalb kann es nicht angehen, dass Herr Platzeck und Herr Christoffers eifrig Beifall klatschen, anstatt kritische Fragen in Richtung Schweden zu stellen. Sie sind die gewählten Volksvertreter Brandenburgs und nicht die heimischen Cheflobbyisten Vattenfalls. Denn hier geht es nicht nur um Kerkwitz, Grabko und Atterwasch, sondern auch um die Beschäftigten in der Braunkohlenindustrie, die wohl auch gern wüssten, wohin die Konzernreise geht.
Zukunft und Lebensplanung Tausender hängt von Vattenfalls weiteren Zielen ab, ganz besonders in den von Abbaggerung bedrohten Orten, für die mehr noch als ein Arbeitsplatz auf dem Spiel steht. Ich bin der Meinung, dass diese Menschen ein Recht auf klare Antworten haben, denn nicht mehr oder weniger als ihr Lebensfriede hängt davon ab.
Eine Wischi-Waschi-Ansprache, wie sie Øystein Løseth in dieser Woche ablieferte, mag für einen Konzern in Ordnung gehen, der darüber befinden muss, ob er nun schwarze Stühle oder doch lieber grüne Tische herstellt. Aber für einen Konzern, der ungefragt tief in die Zukunft und die Lebensplanung Tausender Menschen eingreift, reichen vage Antworten nun mal nicht aus.
Herr Platzeck, vergessen sie bei aller Beglückung nicht die Menschen, die sie gewählt haben!
Deutlicher als auf diese Weise können SPD und Linke im Brandenburger Landtag nicht zeigen, dass es ihnen tatsächlich um das Wohl Brandenburg geht, nicht aber um das des Schweden Staates.
Und in Bezug auf Herrn Øystein Løseth bleibt mir nur zu sagen – Fünf, setzen!
Foto 1: Kraftwerk Jänschwalde
Foto 2: Kirche in Atterwasch
Fotos: Archivbilder
Als Einwohner von Atterwasch, dem Dorf, das neben Kerkwitz und Grabko durch Vattenfalls Tagebauplanungen für das Feld Jänschwalde- Nord bedroht wird, hoffte ich in dieser Woche auf eine richtungsweisende Entscheidung aus Stockholm – Vattenfall bekennt sich endlich zum Ende der Braunkohlenverstromung.
Am Dienstag trat Vattenfallchef Øystein Løseth vor die Mikrofone der Weltöffentlichkeit, um zu verkünden, wie der Energiekonzern die jüngst ausgegebene Direktive seines Eigners, dem Schwedischen Staat, umzusetzen gedenkt. Grüner soll Vattenfall werden. Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Energieerzeugung schrieb die schwedische Regierung Vattenfall ins Hausaufgabenheft und Løseths Aufgabe war und wird es sein, dies in die Firmenrealität umzusetzen.
Aber Konzernchef Øystein Løseth schludert wohl gern, wie ein Pennäler, der nur widerwillig seine Freizeit an fleißraubenden Schularbeiten verschwendet. Denn Løseths Vortrag zur Grünwerdung Vattenfalls hinterlässt mehr Fragen, als er Antworten liefern kann. Der Konzernchef schwärmte zwar drauf los von Biomasse und Windenergie, von Kern- und Wasserkraft, er spricht über Konsolidierung, einem Ende des Zukaufs neuer Geschäftsfelder und massive Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens.
Als er aber auf die Kohlekraftwerke in Deutschland zu sprechen kommt, verblasst plötzlich Løseths Versuch, Vattenfall einen umweltfreundlichen Anstrich zu verpassen. Denn nach seinen Worten wolle man unbedingt an Deutschland und den hiesigen Braunkohlenstandorten festhalten.
Wie jetzt? – Grüner ja, aber nur mit Braunkohle? Wird die nicht in schmutzigen und ineffizienten brandenburgischen Wärmekraftwerken verbrannt, deren gigantische CO2-Ausstoßmengen an der Spitze der europäischen Kraftwerke rangieren?
Angesichts dieser offensichtlich paradox anmutenden Versuchsanordnung möchte man Herrn Løseth gern zurufen: Thema verfehlt! Aber nicht so die brandenburgische Landesregierung. Matthias Platzeck und sein kohleaffiner Wirtschaftsminister Ralf Christoffers klatschen eifrig Beifall, den klar erkennbaren Widerspruch gönnerhaft übersehend. Für sie zählt nur, dass Vattenfall vorerst in Brandenburg bleibt, denn damit bleibt vorerst auch für sie alles beim Alten und gut.
Oder nicht gut, jedenfalls – wenn alles beim Alten bleibt, wozu dann der ganze Aufstand in der Stockholmer Vattenfallzentrale? Selbst Øystein Løseth sollte zu der Erkenntnis gelangen können, dass man mit schwarzer Farbe eben keinen grünen Pinselstrich hinterlässt. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass in der neuen Konzernstrategie nur wieder die Farbe des Geldes eine tragende Rolle spielt, sehr vermutlich wegen der knapp eine Milliarde Gewinn, die die hiesige Braunkohlenverstromung bisher jedes Jahr in die schwedische Staatskasse spülte.
Im Grunde könnte es mir egal sein. Normalerweise, wenn ich kein Einwohner von Atterwasch wäre, würde ich mich mir wohl kaum den Kopf darüber zerbrechen, ob die neue(alte) Richtung Vattenfalls, in die Konzernchef Øystein Løseth deutet, sinnvoll oder doch eher weniger überzeugend sein kann.
Aber mir kann es nicht egal sein, denn meine Zukunft, die Zukunft meiner Familie, meiner Kinder und die meiner Heimat hängen daran, was Løseth auf einer Pressekonferenz in Schweden sagt oder eben nicht sagt. In meinen Ohren klingen seine jetzigen Worte wie: Kann sein, dass eure Häuser und Gärten in Atterwasch abgebaggert werden und eure Heimat vernichtet wird – kann aber auch nicht sein. Dann, wenn Vattenfall irgendwann feststellt, dass die Braunkohlenverstromung unrentabel wird.
Noch liefert die brandenburgische Braunkohlenverstromung Gewinne in Schweden ab, aber mit dem, was in den kommenden Jahren auf Vattenfall zukommt, wird sich dies schon sehr bald ändern: CO2-Zertifikate ab 2013, CCS-Forschung und -Erkundung, CCS-Anlagen, CO2-Verpressung, CO2-Pipelines, Kraftwerksneubau, Tagebauaufschlüsse, Umsiedlung von Dörfern, Spundwänden, Ausgleichmaßnahmen für abgebaggerte und beeinträchtigte FFH-Schutzgebiete, Erhalt des grubennahen Grundwassersystems, weiterer Imageverlust des Unternehmens – dies und mehr steht auf Vattenfalls Braunkohlenagenda und wird gewaltige Summen verschlingen, entgegen dem nun ausgerufenen Sparkurs des Unternehmens. Dazu kommen, dank der Verlängerung der Atomlaufzeiten, sieben, zehn oder mehr deutsche Atomkraftwerke, die billigen und bereits überschüssigen Strom in das europäische Verbundnetz einspeisen.
Wer braucht dann noch teuren Braunkohlenstrom?
Deshalb kann es nicht angehen, dass Herr Platzeck und Herr Christoffers eifrig Beifall klatschen, anstatt kritische Fragen in Richtung Schweden zu stellen. Sie sind die gewählten Volksvertreter Brandenburgs und nicht die heimischen Cheflobbyisten Vattenfalls. Denn hier geht es nicht nur um Kerkwitz, Grabko und Atterwasch, sondern auch um die Beschäftigten in der Braunkohlenindustrie, die wohl auch gern wüssten, wohin die Konzernreise geht.
Zukunft und Lebensplanung Tausender hängt von Vattenfalls weiteren Zielen ab, ganz besonders in den von Abbaggerung bedrohten Orten, für die mehr noch als ein Arbeitsplatz auf dem Spiel steht. Ich bin der Meinung, dass diese Menschen ein Recht auf klare Antworten haben, denn nicht mehr oder weniger als ihr Lebensfriede hängt davon ab.
Eine Wischi-Waschi-Ansprache, wie sie Øystein Løseth in dieser Woche ablieferte, mag für einen Konzern in Ordnung gehen, der darüber befinden muss, ob er nun schwarze Stühle oder doch lieber grüne Tische herstellt. Aber für einen Konzern, der ungefragt tief in die Zukunft und die Lebensplanung Tausender Menschen eingreift, reichen vage Antworten nun mal nicht aus.
Herr Platzeck, vergessen sie bei aller Beglückung nicht die Menschen, die sie gewählt haben!
Deutlicher als auf diese Weise können SPD und Linke im Brandenburger Landtag nicht zeigen, dass es ihnen tatsächlich um das Wohl Brandenburg geht, nicht aber um das des Schweden Staates.
Und in Bezug auf Herrn Øystein Løseth bleibt mir nur zu sagen – Fünf, setzen!
Foto 1: Kraftwerk Jänschwalde
Foto 2: Kirche in Atterwasch
Fotos: Archivbilder
Als Einwohner von Atterwasch, dem Dorf, das neben Kerkwitz und Grabko durch Vattenfalls Tagebauplanungen für das Feld Jänschwalde- Nord bedroht wird, hoffte ich in dieser Woche auf eine richtungsweisende Entscheidung aus Stockholm – Vattenfall bekennt sich endlich zum Ende der Braunkohlenverstromung.
Am Dienstag trat Vattenfallchef Øystein Løseth vor die Mikrofone der Weltöffentlichkeit, um zu verkünden, wie der Energiekonzern die jüngst ausgegebene Direktive seines Eigners, dem Schwedischen Staat, umzusetzen gedenkt. Grüner soll Vattenfall werden. Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Energieerzeugung schrieb die schwedische Regierung Vattenfall ins Hausaufgabenheft und Løseths Aufgabe war und wird es sein, dies in die Firmenrealität umzusetzen.
Aber Konzernchef Øystein Løseth schludert wohl gern, wie ein Pennäler, der nur widerwillig seine Freizeit an fleißraubenden Schularbeiten verschwendet. Denn Løseths Vortrag zur Grünwerdung Vattenfalls hinterlässt mehr Fragen, als er Antworten liefern kann. Der Konzernchef schwärmte zwar drauf los von Biomasse und Windenergie, von Kern- und Wasserkraft, er spricht über Konsolidierung, einem Ende des Zukaufs neuer Geschäftsfelder und massive Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens.
Als er aber auf die Kohlekraftwerke in Deutschland zu sprechen kommt, verblasst plötzlich Løseths Versuch, Vattenfall einen umweltfreundlichen Anstrich zu verpassen. Denn nach seinen Worten wolle man unbedingt an Deutschland und den hiesigen Braunkohlenstandorten festhalten.
Wie jetzt? – Grüner ja, aber nur mit Braunkohle? Wird die nicht in schmutzigen und ineffizienten brandenburgischen Wärmekraftwerken verbrannt, deren gigantische CO2-Ausstoßmengen an der Spitze der europäischen Kraftwerke rangieren?
Angesichts dieser offensichtlich paradox anmutenden Versuchsanordnung möchte man Herrn Løseth gern zurufen: Thema verfehlt! Aber nicht so die brandenburgische Landesregierung. Matthias Platzeck und sein kohleaffiner Wirtschaftsminister Ralf Christoffers klatschen eifrig Beifall, den klar erkennbaren Widerspruch gönnerhaft übersehend. Für sie zählt nur, dass Vattenfall vorerst in Brandenburg bleibt, denn damit bleibt vorerst auch für sie alles beim Alten und gut.
Oder nicht gut, jedenfalls – wenn alles beim Alten bleibt, wozu dann der ganze Aufstand in der Stockholmer Vattenfallzentrale? Selbst Øystein Løseth sollte zu der Erkenntnis gelangen können, dass man mit schwarzer Farbe eben keinen grünen Pinselstrich hinterlässt. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass in der neuen Konzernstrategie nur wieder die Farbe des Geldes eine tragende Rolle spielt, sehr vermutlich wegen der knapp eine Milliarde Gewinn, die die hiesige Braunkohlenverstromung bisher jedes Jahr in die schwedische Staatskasse spülte.
Im Grunde könnte es mir egal sein. Normalerweise, wenn ich kein Einwohner von Atterwasch wäre, würde ich mich mir wohl kaum den Kopf darüber zerbrechen, ob die neue(alte) Richtung Vattenfalls, in die Konzernchef Øystein Løseth deutet, sinnvoll oder doch eher weniger überzeugend sein kann.
Aber mir kann es nicht egal sein, denn meine Zukunft, die Zukunft meiner Familie, meiner Kinder und die meiner Heimat hängen daran, was Løseth auf einer Pressekonferenz in Schweden sagt oder eben nicht sagt. In meinen Ohren klingen seine jetzigen Worte wie: Kann sein, dass eure Häuser und Gärten in Atterwasch abgebaggert werden und eure Heimat vernichtet wird – kann aber auch nicht sein. Dann, wenn Vattenfall irgendwann feststellt, dass die Braunkohlenverstromung unrentabel wird.
Noch liefert die brandenburgische Braunkohlenverstromung Gewinne in Schweden ab, aber mit dem, was in den kommenden Jahren auf Vattenfall zukommt, wird sich dies schon sehr bald ändern: CO2-Zertifikate ab 2013, CCS-Forschung und -Erkundung, CCS-Anlagen, CO2-Verpressung, CO2-Pipelines, Kraftwerksneubau, Tagebauaufschlüsse, Umsiedlung von Dörfern, Spundwänden, Ausgleichmaßnahmen für abgebaggerte und beeinträchtigte FFH-Schutzgebiete, Erhalt des grubennahen Grundwassersystems, weiterer Imageverlust des Unternehmens – dies und mehr steht auf Vattenfalls Braunkohlenagenda und wird gewaltige Summen verschlingen, entgegen dem nun ausgerufenen Sparkurs des Unternehmens. Dazu kommen, dank der Verlängerung der Atomlaufzeiten, sieben, zehn oder mehr deutsche Atomkraftwerke, die billigen und bereits überschüssigen Strom in das europäische Verbundnetz einspeisen.
Wer braucht dann noch teuren Braunkohlenstrom?
Deshalb kann es nicht angehen, dass Herr Platzeck und Herr Christoffers eifrig Beifall klatschen, anstatt kritische Fragen in Richtung Schweden zu stellen. Sie sind die gewählten Volksvertreter Brandenburgs und nicht die heimischen Cheflobbyisten Vattenfalls. Denn hier geht es nicht nur um Kerkwitz, Grabko und Atterwasch, sondern auch um die Beschäftigten in der Braunkohlenindustrie, die wohl auch gern wüssten, wohin die Konzernreise geht.
Zukunft und Lebensplanung Tausender hängt von Vattenfalls weiteren Zielen ab, ganz besonders in den von Abbaggerung bedrohten Orten, für die mehr noch als ein Arbeitsplatz auf dem Spiel steht. Ich bin der Meinung, dass diese Menschen ein Recht auf klare Antworten haben, denn nicht mehr oder weniger als ihr Lebensfriede hängt davon ab.
Eine Wischi-Waschi-Ansprache, wie sie Øystein Løseth in dieser Woche ablieferte, mag für einen Konzern in Ordnung gehen, der darüber befinden muss, ob er nun schwarze Stühle oder doch lieber grüne Tische herstellt. Aber für einen Konzern, der ungefragt tief in die Zukunft und die Lebensplanung Tausender Menschen eingreift, reichen vage Antworten nun mal nicht aus.
Herr Platzeck, vergessen sie bei aller Beglückung nicht die Menschen, die sie gewählt haben!
Deutlicher als auf diese Weise können SPD und Linke im Brandenburger Landtag nicht zeigen, dass es ihnen tatsächlich um das Wohl Brandenburg geht, nicht aber um das des Schweden Staates.
Und in Bezug auf Herrn Øystein Løseth bleibt mir nur zu sagen – Fünf, setzen!
Foto 1: Kraftwerk Jänschwalde
Foto 2: Kirche in Atterwasch
Fotos: Archivbilder
Als Einwohner von Atterwasch, dem Dorf, das neben Kerkwitz und Grabko durch Vattenfalls Tagebauplanungen für das Feld Jänschwalde- Nord bedroht wird, hoffte ich in dieser Woche auf eine richtungsweisende Entscheidung aus Stockholm – Vattenfall bekennt sich endlich zum Ende der Braunkohlenverstromung.
Am Dienstag trat Vattenfallchef Øystein Løseth vor die Mikrofone der Weltöffentlichkeit, um zu verkünden, wie der Energiekonzern die jüngst ausgegebene Direktive seines Eigners, dem Schwedischen Staat, umzusetzen gedenkt. Grüner soll Vattenfall werden. Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Energieerzeugung schrieb die schwedische Regierung Vattenfall ins Hausaufgabenheft und Løseths Aufgabe war und wird es sein, dies in die Firmenrealität umzusetzen.
Aber Konzernchef Øystein Løseth schludert wohl gern, wie ein Pennäler, der nur widerwillig seine Freizeit an fleißraubenden Schularbeiten verschwendet. Denn Løseths Vortrag zur Grünwerdung Vattenfalls hinterlässt mehr Fragen, als er Antworten liefern kann. Der Konzernchef schwärmte zwar drauf los von Biomasse und Windenergie, von Kern- und Wasserkraft, er spricht über Konsolidierung, einem Ende des Zukaufs neuer Geschäftsfelder und massive Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens.
Als er aber auf die Kohlekraftwerke in Deutschland zu sprechen kommt, verblasst plötzlich Løseths Versuch, Vattenfall einen umweltfreundlichen Anstrich zu verpassen. Denn nach seinen Worten wolle man unbedingt an Deutschland und den hiesigen Braunkohlenstandorten festhalten.
Wie jetzt? – Grüner ja, aber nur mit Braunkohle? Wird die nicht in schmutzigen und ineffizienten brandenburgischen Wärmekraftwerken verbrannt, deren gigantische CO2-Ausstoßmengen an der Spitze der europäischen Kraftwerke rangieren?
Angesichts dieser offensichtlich paradox anmutenden Versuchsanordnung möchte man Herrn Løseth gern zurufen: Thema verfehlt! Aber nicht so die brandenburgische Landesregierung. Matthias Platzeck und sein kohleaffiner Wirtschaftsminister Ralf Christoffers klatschen eifrig Beifall, den klar erkennbaren Widerspruch gönnerhaft übersehend. Für sie zählt nur, dass Vattenfall vorerst in Brandenburg bleibt, denn damit bleibt vorerst auch für sie alles beim Alten und gut.
Oder nicht gut, jedenfalls – wenn alles beim Alten bleibt, wozu dann der ganze Aufstand in der Stockholmer Vattenfallzentrale? Selbst Øystein Løseth sollte zu der Erkenntnis gelangen können, dass man mit schwarzer Farbe eben keinen grünen Pinselstrich hinterlässt. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass in der neuen Konzernstrategie nur wieder die Farbe des Geldes eine tragende Rolle spielt, sehr vermutlich wegen der knapp eine Milliarde Gewinn, die die hiesige Braunkohlenverstromung bisher jedes Jahr in die schwedische Staatskasse spülte.
Im Grunde könnte es mir egal sein. Normalerweise, wenn ich kein Einwohner von Atterwasch wäre, würde ich mich mir wohl kaum den Kopf darüber zerbrechen, ob die neue(alte) Richtung Vattenfalls, in die Konzernchef Øystein Løseth deutet, sinnvoll oder doch eher weniger überzeugend sein kann.
Aber mir kann es nicht egal sein, denn meine Zukunft, die Zukunft meiner Familie, meiner Kinder und die meiner Heimat hängen daran, was Løseth auf einer Pressekonferenz in Schweden sagt oder eben nicht sagt. In meinen Ohren klingen seine jetzigen Worte wie: Kann sein, dass eure Häuser und Gärten in Atterwasch abgebaggert werden und eure Heimat vernichtet wird – kann aber auch nicht sein. Dann, wenn Vattenfall irgendwann feststellt, dass die Braunkohlenverstromung unrentabel wird.
Noch liefert die brandenburgische Braunkohlenverstromung Gewinne in Schweden ab, aber mit dem, was in den kommenden Jahren auf Vattenfall zukommt, wird sich dies schon sehr bald ändern: CO2-Zertifikate ab 2013, CCS-Forschung und -Erkundung, CCS-Anlagen, CO2-Verpressung, CO2-Pipelines, Kraftwerksneubau, Tagebauaufschlüsse, Umsiedlung von Dörfern, Spundwänden, Ausgleichmaßnahmen für abgebaggerte und beeinträchtigte FFH-Schutzgebiete, Erhalt des grubennahen Grundwassersystems, weiterer Imageverlust des Unternehmens – dies und mehr steht auf Vattenfalls Braunkohlenagenda und wird gewaltige Summen verschlingen, entgegen dem nun ausgerufenen Sparkurs des Unternehmens. Dazu kommen, dank der Verlängerung der Atomlaufzeiten, sieben, zehn oder mehr deutsche Atomkraftwerke, die billigen und bereits überschüssigen Strom in das europäische Verbundnetz einspeisen.
Wer braucht dann noch teuren Braunkohlenstrom?
Deshalb kann es nicht angehen, dass Herr Platzeck und Herr Christoffers eifrig Beifall klatschen, anstatt kritische Fragen in Richtung Schweden zu stellen. Sie sind die gewählten Volksvertreter Brandenburgs und nicht die heimischen Cheflobbyisten Vattenfalls. Denn hier geht es nicht nur um Kerkwitz, Grabko und Atterwasch, sondern auch um die Beschäftigten in der Braunkohlenindustrie, die wohl auch gern wüssten, wohin die Konzernreise geht.
Zukunft und Lebensplanung Tausender hängt von Vattenfalls weiteren Zielen ab, ganz besonders in den von Abbaggerung bedrohten Orten, für die mehr noch als ein Arbeitsplatz auf dem Spiel steht. Ich bin der Meinung, dass diese Menschen ein Recht auf klare Antworten haben, denn nicht mehr oder weniger als ihr Lebensfriede hängt davon ab.
Eine Wischi-Waschi-Ansprache, wie sie Øystein Løseth in dieser Woche ablieferte, mag für einen Konzern in Ordnung gehen, der darüber befinden muss, ob er nun schwarze Stühle oder doch lieber grüne Tische herstellt. Aber für einen Konzern, der ungefragt tief in die Zukunft und die Lebensplanung Tausender Menschen eingreift, reichen vage Antworten nun mal nicht aus.
Herr Platzeck, vergessen sie bei aller Beglückung nicht die Menschen, die sie gewählt haben!
Deutlicher als auf diese Weise können SPD und Linke im Brandenburger Landtag nicht zeigen, dass es ihnen tatsächlich um das Wohl Brandenburg geht, nicht aber um das des Schweden Staates.
Und in Bezug auf Herrn Øystein Løseth bleibt mir nur zu sagen – Fünf, setzen!
Foto 1: Kraftwerk Jänschwalde
Foto 2: Kirche in Atterwasch
Fotos: Archivbilder