Der GOLDENE KUCKUCK, Brandenburgs einziger Kabarettpreis, ist flügge geworden – das zumindest ist der Eindruck nach der diesjährigem Preisverleihung im Restaurant „Zum Kuckuck“ in Groß Jamno. Über 1400 Stimmen wurden von dem Besuchern für 25 Künstler aus dem Bereich Kabarett und Comedy im vergangenen Jahr abgegeben. Der Freundeskreis „Kuckuck“ zählte die Stimmen aus und ermittelte den diesjährigen Gewinner.
Zur Preisverleihungsshow wurden den Gästen und Teilnehmern viele Überraschungen versprochen. Die Moderation des Abends übernahm die Veranstaltungschefin vom “Kuckuck“ persönlich, unterstützt von Torsten Dubrow, Schauspieler an der Cottbuser Studentenbühne „BÜHNE acht“, der sofort einen guten Draht zum Publikum herstellen konnte.
Wie Birgit Hendrischke informierte, traten seit 2002 insgesamt 176 unterschiedliche Künstler auf der kleinen Kabarettbühne auf, darunter auch solch Hochkaräter wie Olaf Schubert, Zärtlichkeiten mit Freunden, Olaf Böhme oder Kalle Pohl.
Unterbrochen wurde die Eröffnungsrede lediglich von Thorsten Hitschfel alias Martin Knöfel, der seine „Muddi“ suchte. Bereitwillig überließen die Moderatoren dem Kabarettisten aus Niedersachsen die Bühne. Hitschfel gab den Gästen im Saal ein paar Hinweise in Sachen „richtiges Margetting“, um sich anschließend über den Verfall deutschen Liedgutes lustig zu machen. Sofort brachte Thorsten Hitschfel, der perfekt Helge Schneider, Peter Maffay oder Marcel Reich-Ranicki imitieren kann, den Saal zum Toben und riss die Zuschauer zu Beifallsstürmen hin.
Auch Andrea Kulka aus Cottbus ist keine Unbekannte im „Kuckuck“. Sie übernahm ihre Paraderolle als strenge Politesse Ingrid Brettschneider, die überall ihre Knöllchen verteilt. „Bei mir ist das Knöllchen schon dran, da steht das Auto noch gar nicht da!“, drohte sie beim Gang durch das Publikum.
Thorsten Hitschfel und Andrea Kulka wurden nach ihren Auftritten zu ihrer Verblüffung mit dem SILBERNEN KUCKUCK für besondere Leistungen geehrt. „Die beiden sind immer zu Stelle, wenn wir kurzfristig Ersatz benötigen oder Reisegruppen etwas Besonderes wünschen.“, begründete Birgit Hendrischke die Entscheidung bei der Preisübergabe.
Nach einer kurzen Pause, in der die Küche ein süßes Dessert präsentierte, kam der eigentliche Höhepunkt des Abends, die Preisverleihung des mit 888,88 Euro dotierten GOLDENEN KUCKUCKSs 2015 an das Kabarett-Duo „Thekentratsch“ aus Dinslaken. In ihrer Laudatio auf die Heike Becker und Kerstin Sierp ging Freundeskreis-Mitglied Uta Krause auf die abgegebenen Zuschauermeinungen ein. Das Programm der beiden Kabarettisten sei ein „Angriff auf die Lachmuskeln“, bei dem man sich „sehr amüsiert“. Eine Besucherin fand den Auftritt damals „Mischwaldgeil“. Thekentratsch habe einen wunderbaren Hang zur Selbstironie und verschone im Programm Nichts und Niemanden, weder Männer noch Mütter.
Den Beweis trat Thekentratsch im Anschluß an die Preisübergabe mit Ausschnitten aus ihrem Programm an. Die Becker freute sich, im Publikum endlich ihren zukünftigen Sexualpartner getroffen zu haben. Und da ihr Therapeut ein Anti-Aggressionstraining verordnet habe, wolle sie es mit einem Friedenslied beginnen. „Ich würde gerne eine Bombe werfen“, war aber alles andere als ein friedliches Lied. Auch ein Telefongespräch zwischen Mutter und Tochter endete in lauter Mißverständnissen, dabei ging es nur um einen Kuchen und nicht um das Sexualleben der Mutter…
Das Interview mit den Siegern durfte das Publikum selbst gestalten. Auf Bierdeckeln konnten Fragen an die Gewinner notiert werden, die die Moderatoren im Anschluß an den Thekentratsch-Auftritt vorlasen. So erfuhren die Zuschauer, daß bei Kerstin Sierp immer eine Flasche Champagner im Kühlschrank steht, während Heike Becker eher ein gutes Pils bevorzugt. Der peinlichste Auftritt war bei einer Oktoberfest-Veranstaltung, als Kerstin Sierp im Gewusel der dunklen Künstlergarderobe ein Dirndl verkehrt herum anzog.
Nach gut dreieinhalb Stunden endete der stimmungsvolle Abend. Das Publikum forderte allerdings eine letzte Zugabe. Heike Becker von Thekentratsch war das letzte Wort vorbehalten: sie sang „Alle Leute gehen nach Haus“. Rührselig stimmte das Publikum ein.
Es muß nicht immer die große Gala sein mit Roten Teppich und Abendanzug. Der Freundeskreis „Kuckuck“ organisierte einen unterhaltsamen und humorvollen Abend, der gut bei den Gästen ankam, wie man an den überraschten Reaktionen während und nach der Veranstaltung ablesen konnte. Auch hier lernte man aus den Erfahrungen der Premiere vor zwei Jahren.
Bereits im Januar beginnt die Stimmabgabe für den GOLDENEN KUCKUCK 2017. Welche Kandidaten dafür in Fragen kommen könnten, verrät schon mal ein Blick in den neuen Veranstaltungskalender, der soeben erschienen ist.