Erst vor wenigen Monaten verlegt und bereits mutwillig zerstört: Zwei Stolpersteine in der Mühlenstraße in Forst (Lausitz), die an das tragische Schicksal von Erna Perlich und ihrer Tochter Ilse Pick erinnern, wurden am vergangenen Wochenende gewaltsam aus dem Gehweg herausgerissen und erheblich beschädigt. Besonders schmerzlich für die Stadtgesellschaft: Schülerinnen und Schüler der Gutenberg-Oberschule hatten sich intensiv mit der Geschichte der beiden Opfer des Nationalsozialismus auseinandergesetzt und die Verlegung der Steine begleitet. Bürgermeisterin Simone Taubenek zeigte sich tief betroffen und sprach von einem „Angriff auf unsere Erinnerungskultur und unser menschliches Miteinander“. Die Polizei ermittelt nun und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Am Montagnachmittag wurde der Polizei zudem eine Sachbeschädigung an sechs Stolpersteinen in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Cottbus gemeldet (->> wie berichtet).
Die Stadt Forst teilte dazu mit:
Am vergangenen Wochenende wurden zwei Stolpersteine in der Mühlenstraße in Forst (Lausitz) mutwillig beschädigt. Die Gedenksteine erinnern an Erna Perlich, die im Gestapo-Gefängnis Frankfurt (Oder) ums Leben kam, und ihre Tochter Ilse Pick, die in Auschwitz ermordet wurde. Beide Steine wurden mit Gewalt aus dem Gehweg herausgehoben und dabei erheblich beschädigt. Der Fachbereich Betriebshof der Stadt hat die Steine gesichert. Zudem wurde umgehend Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Stolpersteine waren erst am 9. November 2024 im Gedenken an das Schicksal der Familie Perlich/Pick verlegt worden. Sie sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und das Andenken an jene wahren, die entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.
Besonders betroffen macht die Stadt auch der Umstand, dass die Verlegung der Stolpersteine durch das Engagement von Schülerinnen und Schülern der Gutenberg-Oberschule Forst (Lausitz) begleitet wurde. In einer schulischen Arbeitsgemeinschaft haben sich die Jugendlichen intensiv mit der Geschichte der Verfolgten und der Stolperstein-Initiative auseinandergesetzt und somit einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in Forst geleistet. Bürgermeisterin Simone Taubenek zeigt sich tief betroffen: „Diese Tat ist ein Angriff auf unsere Erinnerungskultur und auf unser menschliches Miteinander. Wer Stolpersteine herausreißt, versucht, das Gedenken an die Opfer zu beseitigen und das lassen wir nicht zu. Wir stehen als Stadtgesellschaft für Respekt, Würde und eine klare Haltung gegen jede Form von Extremismus.“

Auch der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Ingo Paeschke, äußert sich deutlich: „Die Stolpersteine sind Mahnmale gegen das Vergessen. Dass sie Ziel mutwilliger Zerstörung wurden, ist beschämend und macht uns zugleich entschlossener, unsere demokratischen Werte und das Gedenken an die Opfer des Holocaust zu verteidigen. Diese Tat wird uns nicht entmutigen, sondern bestärken.“ Die Stadt Forst (Lausitz) wird die beschädigten Stolpersteine restaurieren lassen und sich weiterhin aktiv an der Pflege des Gedenkens beteiligen.
Hinweise gesucht
Hinweis an die Bevölkerung: Wer sachdienliche Hinweise zur Tat oder zu den Tätern geben kann, wird gebeten, sich direkt an das Polizeirevier in Forst (Lausitz) unter der Telefonnummer 03562 920 oder an jede andere Polizeidienststelle zu wenden. Jeder Hinweis kann zur Aufklärung beitragen.
Ermittlungen nach Farbattacke auf Stolpersteine in Cottbus
Am Montagnachmittag wurde der Polizei zudem eine Sachbeschädigung an sechs Stolpersteinen in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Cottbus gemeldet. Unbekannte hatten dort einen schwarzen Davidstern auf die Gedenksteine gesprüht. Die Stadt Cottbus wird die Reinigung der Steine veranlassen, derweil ermittelt die Polizei zu den Hintergründen. ->> Hier weiterlesen
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsüberblick
Mehr Infos und News aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region sowie Videos und Social-Media-Content von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht
Red. / Presseinformation