Lange wussten die Striesower nicht, wie alt ihr Dorf eigentlich ist. Im Zuge einer AB-Maßnahme vor rund 13 Jahren wurde für eine Dorfchronik recherchiert. Seither „geisterte“ die Jahreszahl 1464 durch den Ort. Erst 2013 gab es die Bestätigung aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin: Striesow ist im so genannten Lausitzkopial des Markgrafen Friedrichs II. von Brandenburg genannt, dass die wichtigsten, die Lausitz betreffenden Dokumente aus der Mitte des 15. Jahrhunderts enthält.
Für den 6. Juli 1464 ist vermerkt, dass Witche Kotwitz mit Gütern in der Herrschaft Cottbus belehnt wird. Dazu gehörten Werben, „Strißo“ und Dissen. Seine „eheliche Hausfrau“ Dorothea erhält das Dorf Streso als „Leibgedinge mit Hebungen“.
Aus den ersten Jahrhunderten der Geschichte ist wenig bekannt. Was sich jedoch seit 1839 im Dorf zugetragen hat, das ist in der Schulchronik niedergeschrieben worden. Um diese rankt sich eine spannende Geschichte. Denn sie galt, so wie der Adler vom Kriegerdenkmal, viele Jahrzehnte als verschollen. Seit dem Ende der 80er-Jahre hatte Matthias Zempel nach der Chronik gesucht, herumgefragt und geforscht. Eines Tages fanden die Gemeindearbeiter sie – ganz unerwartet – unter einem Kehrichthaufen auf dem Dachboden der alten Schule. Kurios ist der Fund deshalb, weil genau an dieser Stelle schon des Öfteren gesucht worden war. Die Freude war dennoch riesengroß. Denn nun konnte man viel Wissenswertes aus der Geschichte des Dorfes erfahren. Zudem enthält die Schulchronik als besonderes „Bonbon“ aus „mündlichen Überlieferungen“ einen Rückblick bis ins das Jahr 1839.
Die Aufzeichnungen der Lehrer selbst über das Leben im Dorf und den Schulalltag beginnen 1893 und reichen bis zum 22. März 1955. Die Seiten 85 bis 98 sind – so ein handgeschriebener Hinweis – auf Anordnung des Kreisschulamtes aus der Chronik entfernt worden. Hier sind die Berichte von 1933 bis 1944 zu vermuten. Der letzte Eintrag 1955 lautet „Das Frühjahr ist dieses Jahr sehr spät. Noch Ende März blühen die Schneeglöckchen.“
Im Dorf kursierenden Geschichten zufolge soll es sogar eine zweite Chronik über Striesow geben, einst geführt von den Bürgermeistern. Doch dafür gibt es keine gesicherten Aussagen oder Beweise, weiß Matthias Zempel.
Das Jubiläumsfest
Ganz sicher beurkundet ist die Ersterwähnung vom 6. Juli 1464. Bislang sind in Striesow keine Ortsjubiläen gefeiert worden. Erst nach der Wende gab es überhaupt Bestrebungen in diese Richtung. Die Idee, den 550. Geburtstag zum Anlass für ein großes Fest werden zu lassen, entstand 2012. Im August 2013 gründete sich das Festkomitee, in dem Vertreter aller Striesower Vereine, der Kita, der Feuerwehr etc. mitarbeiten. In den monatlichen Treffen wird das Festjahr vorbereitet. Alle traditionellen Veranstaltungen im Jahreslauf wie der Zapust mit Zampern und Fastnacht oder das Maibaumstellen rankten und ranken sich um das Jubiläum. Höhepunkt ist das Festwochenende am 6. und 7. September. Am Samstag geht es dabei eher gemütlich zu mit Kinderzirkus, Kaffeetafel und Theaterabend mit dem Bauernschwank „Das Kälberbrüten“. Das Heimatmuseum Dissen und „Stary lud“ gehen am Samstagabend auf Reisen und laden anlässlich der 10. Museumsnacht im Landkreis Spree-Neiße nach Striesow ein zu einer „Nacht des offenen Museumsarchivs“ in der alten Dorfschule.
Der Festumzug am Sonntag verspricht ein besonderes Erlebnis zu werden. In den Umzugsbildern werden Geschichte und Alltagsleben von Striesow dargestellt. Auch viele Gäste werden sich beteiligen, so natürlich die Nachbarn aus Dissen.
Der Traditionsverein Striesow gestaltet im Anschluss ein Druschfest und an der historischen Dreschmaschine und mit Dreschflegel vorführen, wie das Korn aus den Ähren geschlagen wird. Die Frauen werden dazu ihre beliebte Vesper zeigen. Die Striesower Jugend hat sich etwas Besonderes für das Jubiläum einfallen lassen. Sie wird einen alten Erntebrauch beleben: das Kranzstechen.
So bringen sich Jung und Alt in das große Jubiläumsfest ein. Die Striesower freuen sich auf viele Gäste und laden herzlich ein.