Die Glasindustrie in der Lausitz mit hunderten Jobs steckt in einer bedrohlichen Lage. Nach der neuesten Hiobsbotschaft richtet Spree-Neiße-Landrat Harald Altekrüger jetzt einen dringenden Hilferuf an die große Politik. So ist nun bekannt, dass das Ardagh-Glaswerk in Drebkau nach über 110 Jahren geschlossen werden soll, wodurch 163 Arbeitsplätze verloren gehen würden. Das teilte der Landkreis Spree-Neiße heute mit. Auch andere Standorte wie die Glashütte Stölzle Lausitz in Weißwasser und die Glasmanufaktur Brandenburg GmbH in Tschernitz sind von hohen Energiekosten und internationaler Konkurrenz vor allem aus China betroffen. Altekrüger fordert deshalb dringend Unterstützung von der Bundesregierung, um die Glasindustrie als wichtigen Teil des Strukturwandels zu erhalten. Ohne rasches Handeln drohen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische und klimatische Rückschläge. Wir können nicht auf der einen Seite von Strukturwandel und einer grünen Modellregion à la Net Zero Valley sprechen und auf der anderen Seite eine Branche sterben lassen, die in Teilen sogar beispielhaft für grüne Transformation steht. Wir richten uns erneut an die Bundesregierung und weitere politische Akteure und fordern ein sofortiges Eingreifen, um die Zukunft der Glasbranche in der Lausitz zu sichern”, so Altekrüger.
Vom Landkreis heißt es heute dazu:
Die Glasindustrie war einst der zweitwichtigste Wirtschaftszweig der Lausitzer Region, neben der Braunkohle. Nun scheinen auch die Tage der letzten Branchenvertreter in Drebkau/Drjowk, Weißwasser und Tschernitz gezählt. Ein Verlust, der weit über die Lausitz hinaus Auswirkungen hätte – für die Wirtschaft, die Energiewende und die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik – gegenüber Investoren sowie der Bürgerschaft.
Auf Initiative des Landrates von Spree-Neiße, Harald Altekrüger, geht deshalb erneut ein Ruf an die Bundespolitik, nicht zuzulassen, dass sich eine ganze Branche aus der Region verabschiedet. Denn das wäre eine Verwerfung, die kontraproduktiv besonders den im Gange befindlichen Strukturwandel und die Vision eines Net Zero Valley Lausitz beeinflussen würde.
Ardagh-Glaswerks soll schließen
Nach 110 Jahren Produktionsgeschichte droht dem Ardagh-Glaswerk in Drebkau/Drjowk das endgültige Aus. Am 10. Januar bestätigte die Unternehmensleitung das Vorhaben der vollständigen Schließung des Werks, das bis zuletzt 163 Mitarbeiter beschäftigte und Weißglasbehälter für die Lebensmittelindustrie produzierte. Bereits seit Monaten war die Belegschaft größtenteils in Kurzarbeit. Die Herausforderungen für Ardagh spiegeln die Krise einer ganzen Branche wider: Der Stopp russischer Gaslieferungen seit Beginn des Ukraine-Krieges hat die Umstellung der energieintensiven Schmelzwanne von Schweröl auf Erdgas verhindert. Gestiegene und weiterhin steigende Energiepreise und der Wettbewerbsdruck durch hochsubventionierte chinesische Anbieter belasten auch andere Betriebe der Region schwer.
In sächsischen Nachbarkreis, in der einstigen Glasmacherstadt Weißwasser, kämpft die Glashütte Stölzle Lausitz mit 330 Beschäftigten mit ähnlichen Schwierigkeiten. Prekär ist die Situation bei der Glasmanufaktur Brandenburg GmbH (GMB) in Tschernitz, dem mittlerweile einzigen europäischen Hersteller von Solarglas für die Modulproduktion. Dort wird ebenfalls eine mögliche Schließung in Erwägung gezogen – was auch ein schwerer Schlag für die Energiewende in Deutschland wäre.
Altekürger mit Hilferuf
Bereits vor einem Jahr appellierte Landrat Altekrüger gemeinsam mit Vertretern des Landes Brandenburg und regionalen Mitgliedern des Bundestags in einem Brandbrief an die Bundesregierung, Maßnahmen zur Rettung der Lausitzer Glasindustrie zu ergreifen. Bis heute blieb eine Reaktion jedoch aus. Stattdessen hat sich die Lage weiter zugespitzt. Landrat Harald Altekrüger: „Ein Scheitern der Glasindustrie wäre ein weiterer Vertrauensverlust in die Politik. Wir können nicht auf der einen Seite von Strukturwandel und einer grünen Modellregion à la Net Zero Valley sprechen und auf der anderen Seite eine Branche sterben lassen, die in Teilen sogar beispielhaft für grüne Transformation steht. Wir richten uns erneut an die Bundesregierung und weitere politische Akteure und fordern ein sofortiges Eingreifen, um die Zukunft der Glasbranche in der Lausitz zu sichern.“, so heißt es in der Mittelung des Landkreises.
Red. / Presseinfo