Offener Brief des Landrates
an die Stadtverordneten der Stadt Cottbus und
die Kreistagsabgeordneten des Landkreises Spree-Neiße
zur gegenwärtigen Schul(standort)-Diskussion in der Stadt Cottbus
Die gegenwärtig bekannt gewordene Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler aus dem Anmeldeverfahren für die 7. Klassen weicht nur geringfügig von den am Jahresanfang zu Grunde gelegten Prognosezahlen ab. Die derzeit vorhandene Kapazität der Schulen reicht aus, um alle Schülerinnen und Schüler in der Region Cottbus aufnehmen zu können. Die Diskussion über die Schulstandorte in der Stadt Cottbus erneut zu eröffnen, hat daher keine sachliche Grundlage! Die Wortwechsel und Debatten über die Erhaltung eines einzelnen Standortes führt vielmehr zu einer für die Entwicklung des Schulprofils und die Umsetzung von Investitionsentscheidungen abträglichen Entwicklung an allen anderen Standorten.
Im Folgenden daher einige Anmerkungen aus Sicht des Landkreises Spree-Neiße zur gegenwärtigen Diskussion um die Frage der Schulstandorte in Cottbus:
* Maßgebender Faktor für die Schulentwicklungsplanung ist die Zahl der zu versorgenden Schülerinnen und Schüler. Gegenüber der Vergangenheit ist diese Zahl erheblich zurückgegangen. Die Konzentration auf weniger Schulstandorte ist daher unumgänglich. Alle Prognosen für die langfristige Bevölkerungsentwicklung in Brandenburg sagen einen weiteren Rückgang der Kinder- und Schülerzahlen in der Berlin-fernen Region wie Cottbus und Spree-Neiße voraus.
* Die Aufgabe des kommunalen Schulträgers, also der Städte und der Landkreise, ist es, die äußeren materiellen Voraussetzungen im Bildungsbereich, also die Schulgebäude und die Versorgung mit Lernmittel, bereitzustellen. Für die Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern und damit für die Qualität des Bildungsangebotes ist das Land verantwortlich.
* Das Profil einer Schule und die Qualität des Bildungsangebotes erfordern eine Kontinuität in der Entwicklung der Lehrerschaft am jeweiligen Standort. Versetzungen von Lehrerinnen und Lehrern und andauernde Standort-Unsicherheiten sind keine guten Voraussetzungen für die Entwicklung eines eigenständigen Profils.
* Aufgabe der Schulentwicklungsplanung ist es, durch langfristige Standort-Entscheidungen Planungs- und Arbeitssicherheit für die pädagogische Arbeit an den einzelnen Schulen zu schaffen.
* Langfristige Standort-Entscheidungen sind Voraussetzung, um zielgerichtet die zum Teil dringend notwendigen Investitionsmaßnahmen vornehmen zu können. Ein Wechsel in der Standort-Diskussion führt dazu, dass viele Schulen baulich nicht in Ordnung sind und gleichzeitig Finanzmittel in Standorte investiert werden, die später nicht mehr benötigt werden, wobei das Geld an anderer Stelle dann natürlich fehlt.
* Schulbau-Investitionsprogramme des Landes im eigentlichen Sinne bestehen nicht mehr. Investitionen müssen also im Wesentlichen aus kommunalen Mitteln finanziert werden.
* Standort-Entscheidungen im Bereich der Gymnasien wirken sich auf den Bereich der Oberschulen und der Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe aus. Der Anteil von Schulen, die zum Abitur führen, ist im Vergleich zu Schulen, die nach der 10. Klasse enden, in Cottbus im Landesvergleich überproportional hoch. Ein weiteres Gymnasium ans Netz nehmen und gleichzeitig eine unternachgefragte Oberschule erhalten zu wollen, steht daher im Gegensatz zueinander.
* Standort-Entscheidungen in der Stadt Cottbus wirken sich immer auch auf das Umland und die dortige Nachfrage bei den einzelnen Schulen aus.
* Der Landkreis Spree-Neiße hat auf Grund der absehbaren Entwicklung der Schülerzahlen bereits vor Jahren langfristige Entscheidungen zu den Standorten und zur Zügigkeit der Gymnasien vorgenommen. Die Gymnasien in Forst (L.), Guben und Spremberg waren seither in der Lage, ein klares Profil zu entwickeln. An allen drei Standorten im Landkreis sind die Gebäude grundlegend saniert worden.
* Für den Bereich Cottbus wurde in Übereinstimmung mit der Stadt die Entscheidung getroffen, zwei Cottbuser Gymnasien und das Spreeland-Gymnasium des Landkreises am Standort Hegelstraße zusammenzuführen. Bestandteil dieses Konzepts war es, eine weitere Cottbuser Schule zu schließen. Der Landkreis sieht nach seiner bisherigen Planung eine grundlegende Sanierung des Standortes Hegelstraße für das Pückler-Gymnasium vor. Der Landkreis beabsichtigt, für diese Schule auf dem Gebiet der Stadt Cottbus eine Investition in Höhe von 2,5 Mio. EUR vorzunehmen. Hierzu wurde in Abstimmung mit der Stadt bereits ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Wenn jetzt in Cottbus die Standort-Diskussion erneut eröffnet wird, fehlt es an der notwendigen Planungssicherheit für eine derartig hohe Investition. Die bereits konkret terminierten Planungsgespräche mit dem ausgewählten Architekturbüro Mitte Mai wird der Landkreis dann wieder absagen.
Dieter Friese
Landrat des Landkreises Spree-Neiße
Quelle: Landkreis Spree-Neiße
Offener Brief des Landrates
an die Stadtverordneten der Stadt Cottbus und
die Kreistagsabgeordneten des Landkreises Spree-Neiße
zur gegenwärtigen Schul(standort)-Diskussion in der Stadt Cottbus
Die gegenwärtig bekannt gewordene Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler aus dem Anmeldeverfahren für die 7. Klassen weicht nur geringfügig von den am Jahresanfang zu Grunde gelegten Prognosezahlen ab. Die derzeit vorhandene Kapazität der Schulen reicht aus, um alle Schülerinnen und Schüler in der Region Cottbus aufnehmen zu können. Die Diskussion über die Schulstandorte in der Stadt Cottbus erneut zu eröffnen, hat daher keine sachliche Grundlage! Die Wortwechsel und Debatten über die Erhaltung eines einzelnen Standortes führt vielmehr zu einer für die Entwicklung des Schulprofils und die Umsetzung von Investitionsentscheidungen abträglichen Entwicklung an allen anderen Standorten.
Im Folgenden daher einige Anmerkungen aus Sicht des Landkreises Spree-Neiße zur gegenwärtigen Diskussion um die Frage der Schulstandorte in Cottbus:
* Maßgebender Faktor für die Schulentwicklungsplanung ist die Zahl der zu versorgenden Schülerinnen und Schüler. Gegenüber der Vergangenheit ist diese Zahl erheblich zurückgegangen. Die Konzentration auf weniger Schulstandorte ist daher unumgänglich. Alle Prognosen für die langfristige Bevölkerungsentwicklung in Brandenburg sagen einen weiteren Rückgang der Kinder- und Schülerzahlen in der Berlin-fernen Region wie Cottbus und Spree-Neiße voraus.
* Die Aufgabe des kommunalen Schulträgers, also der Städte und der Landkreise, ist es, die äußeren materiellen Voraussetzungen im Bildungsbereich, also die Schulgebäude und die Versorgung mit Lernmittel, bereitzustellen. Für die Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern und damit für die Qualität des Bildungsangebotes ist das Land verantwortlich.
* Das Profil einer Schule und die Qualität des Bildungsangebotes erfordern eine Kontinuität in der Entwicklung der Lehrerschaft am jeweiligen Standort. Versetzungen von Lehrerinnen und Lehrern und andauernde Standort-Unsicherheiten sind keine guten Voraussetzungen für die Entwicklung eines eigenständigen Profils.
* Aufgabe der Schulentwicklungsplanung ist es, durch langfristige Standort-Entscheidungen Planungs- und Arbeitssicherheit für die pädagogische Arbeit an den einzelnen Schulen zu schaffen.
* Langfristige Standort-Entscheidungen sind Voraussetzung, um zielgerichtet die zum Teil dringend notwendigen Investitionsmaßnahmen vornehmen zu können. Ein Wechsel in der Standort-Diskussion führt dazu, dass viele Schulen baulich nicht in Ordnung sind und gleichzeitig Finanzmittel in Standorte investiert werden, die später nicht mehr benötigt werden, wobei das Geld an anderer Stelle dann natürlich fehlt.
* Schulbau-Investitionsprogramme des Landes im eigentlichen Sinne bestehen nicht mehr. Investitionen müssen also im Wesentlichen aus kommunalen Mitteln finanziert werden.
* Standort-Entscheidungen im Bereich der Gymnasien wirken sich auf den Bereich der Oberschulen und der Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe aus. Der Anteil von Schulen, die zum Abitur führen, ist im Vergleich zu Schulen, die nach der 10. Klasse enden, in Cottbus im Landesvergleich überproportional hoch. Ein weiteres Gymnasium ans Netz nehmen und gleichzeitig eine unternachgefragte Oberschule erhalten zu wollen, steht daher im Gegensatz zueinander.
* Standort-Entscheidungen in der Stadt Cottbus wirken sich immer auch auf das Umland und die dortige Nachfrage bei den einzelnen Schulen aus.
* Der Landkreis Spree-Neiße hat auf Grund der absehbaren Entwicklung der Schülerzahlen bereits vor Jahren langfristige Entscheidungen zu den Standorten und zur Zügigkeit der Gymnasien vorgenommen. Die Gymnasien in Forst (L.), Guben und Spremberg waren seither in der Lage, ein klares Profil zu entwickeln. An allen drei Standorten im Landkreis sind die Gebäude grundlegend saniert worden.
* Für den Bereich Cottbus wurde in Übereinstimmung mit der Stadt die Entscheidung getroffen, zwei Cottbuser Gymnasien und das Spreeland-Gymnasium des Landkreises am Standort Hegelstraße zusammenzuführen. Bestandteil dieses Konzepts war es, eine weitere Cottbuser Schule zu schließen. Der Landkreis sieht nach seiner bisherigen Planung eine grundlegende Sanierung des Standortes Hegelstraße für das Pückler-Gymnasium vor. Der Landkreis beabsichtigt, für diese Schule auf dem Gebiet der Stadt Cottbus eine Investition in Höhe von 2,5 Mio. EUR vorzunehmen. Hierzu wurde in Abstimmung mit der Stadt bereits ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Wenn jetzt in Cottbus die Standort-Diskussion erneut eröffnet wird, fehlt es an der notwendigen Planungssicherheit für eine derartig hohe Investition. Die bereits konkret terminierten Planungsgespräche mit dem ausgewählten Architekturbüro Mitte Mai wird der Landkreis dann wieder absagen.
Dieter Friese
Landrat des Landkreises Spree-Neiße
Quelle: Landkreis Spree-Neiße