Von Winfried Böhmer, NABU-Projektleiter im Weißstorchzentrum Vetschau, hatten wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, am 23. Juni eine E-Mail als Newsletter in unserem Postfach mit der Nachricht, dass am heutigen Freitag, den 27. Juni, ab 9 Uhr die Jungstörche Finja und Apoll beringt werden. Und so machten wir uns heute früh auf den Weg, um dieses Ereignis zu beobachten und im Bild festzuhalten. Hier die ersten Fotos und beschriebenen Eindrücke von uns – brandaktuell. Ein Team des rbb-Fernsehens mit Reporter und Moderator Attila Weidemann war auch vor Ort. Seinen Wetterbericht u.a. können interessierte Zuschauer heute Abend ab 19.30 Uhr bei rbb – aktuell sehen und erleben. Nachfolgend geben wir den Inhalt dieser Newsletter in der Vergangenheitsform wieder, weil das Ereignis ja nun schon stattgefunden hat:
Die Beringung nahm Frau Katharina Illig aus Luckau vor. Sie hat große Erfahrung und die Zulassung zum Beringen. Die erforderliche Hebetechnik stellte enviaM bereit. Im Internet konnte die Beringung ebenfalls live verfolgt werden. Die Beringung erfolgte, damit die Tiere jederzeit identifiziert werden können. Damit lässt sich beispielsweise ermitteln, wann sie wo mit wem brüten oder wie alt sie werden. Oft besteht die in der Bevölkerung die Sorge, dass die Jungen aus dem Nest springen könnten oder die Altstörche die Jungen verlassen. All das ist nicht zu befürchten. Im Falle einer drohenden Gefahr, so auch beim Erscheinen eines Beringers, drücken sich die Jungen spontan flach in die Nestmulde und verharren bewegungslos, Kopf und Hals vorgestreckt. Dieses angeborene Verhalten, die Akinese, täuscht den Verlust der Bewegungsfähigkeit bzw. den Tod vor und bietet den geringsten Anreiz für Feindseligkeiten. Bei der Beringung der Jungstörche in den Vorjahren war dieses Verhalten ausgezeichnet zu beobachten. Problemlos erhielten sie den Ring angelegt. Innerhalb von 15 Minuten war die ganze Aktion erledigt. Die Starre der Jungen löste sich nach 20 Minuten bzw. sobald ein Altstorch am Horst eintraf. Auch im Fall, dass die Altstörche kurzzeitig gestört werden, ist deren Bindung zu ihren Jungen so stark, dass sie nach kurzer Zeit zurückkehren.
Wie bereits in den Vorjahren kam der neue ELSA-Ring zum Einsatz. An diesen Plastringen setzt sich weniger Harnsäure beim Bekalken der Beine ab und bei Feuchtigkeit lösen sich eventuelle Verklebungen. Damit kann oberhalb des Intertersalgelenks beringt werden, nicht wie bisher am Fuß. Diese Oben-Beringung hat den großen Vorteil, dass der Ring besser am Storch zu erkennen ist. Die Ringnummer kann dann problemlos mit einem guten Fernglas abgelesen werden.
Soweit zur inhaltlichen Wiedergabe des Textes dieser E-Mail.
Kurz vor 9 Uhr waren wir am Ort des Geschehens. Offensichtlich schliefen die Jungstörche noch. Erst eine Viertelstunde später reckte sich der erste Storchenkopf über den Nestrand. Schlaftrunken riss der Jungstorch gähnend seinen Schnabel ganz weit auf. Der Zweite folgte dem Schauspiel nach wenigen Minuten. Die Beringung wurde im Nest vorgenommen. Irgendwie muss der erste Jungstorch geahnt haben, dass Attila Weidemann ein Frosch ist, wenn auch nur ein Wetterfrosch. Er hat gleich nach ihm geschnappt, als der in seine Reichweite kam…
Anschließend wurden die beiden Jungtiere zu weiteren Untersuchungen einzeln nach unten gebracht. Sie wurden geröntgt und ihnen wurde Blut abgenommen. Die „Sonnenkäferkinder“ aus der benachbarten Kita „Sonnenkäfer“ in Vetschau waren ebenfalls vor Ort und haben den Störchen, dem rbb-Fernsehteam sowie anderen Helfern und Zuschauern mit dem Storchenlied ein Ständchen gesungen. Die ganze Aktion war noch nicht ganz abgeschlossen, da kreiste Storchenvater Cico schon am Himmel, mit einem dicken Brocken im Schnabel. Ob es Futter war oder Moos zum Auspolstern des Nestes, das war von der Erde aus mit bloßen Augen nicht zu erkennen. Weitere Einzelheiten dazu finden Sie unter www.storchennest.de sowie viele Fotos hier unter „Bilder der Region“ – Oberspreewald-Lausitz : Vetschau. Und bitte nicht vergessen: Heute Abend ab 19.30 Uhr unbedingt rbb-Fernsehen gucken!!!!
Gerd Laeser
Lübbenau
Attila Weidemann singt mit den Sonnenkäferkindern das Storchenlied
Der erste Jungstorch wird vom “Wetterfrosch” nach unten gebracht
Blutabnahme beim ersten Jungstorch nach der Röntgenaufnahme