Am 1.3.2023 in den Abendstunden kurz vor 21 Uhr explodierte etwas in der Nähe von Raddusch, Vetschau und Koßwig. Was es war, ist bis heute nicht bekannt. Die Polizei ermittelte, Niederlausitz aktuell fragte bei Himmelsforschern nach, da neben der Theorie einer alten Weltkriegsbombe, die von allein detoniert ist, auch ein Meteorit als Ereignis in Frage kam, nach der Beschreibung des Ereignisses durch Anwohner. Auch die Bundeswehr als “Verursacher” geriet in den Fokus und antwortete auf Nachfrage.
Niederlausitz aktuell berichtete am 2.3.2023 erstmals über die Explosion ->> Hier lesen
Videobilder von Überwachungskameras an Häusern in der Region zeigen um exakt 20:57:49 Uhr einen kurzen hellen Schein am Horizont, eine andere Kamera am selben Haus aber mit Ton nahm den Schall fünf Sekunden später, um 20:57:54 Uhr auf. Niederlausitz aktuell hat zu den drei Theorien Meteorit, Überschallflug und selbst detonierende Bombe nachgefragt:
Meteorit über der Lausitz?
Gerd und Sebastian Thiele vom Planetarium in Cottbus kennen sich aus mit Himmelsereignissen und recherchierten in ihren Netzwerken nach der Möglichkeit eines Meteoriteneinschlags oder Explosion in der Luft. “Wir haben leider keine Ursache für die Detonation gefunden.”
Ihre Erkenntnisse aus den Beschreibungen von Lesern: “Eine Druckwelle und einen solchen Knall verursacht ein Meteorit in der Regel nicht beim Aufschlagen auf der Erde, sondern bei seiner Explosion in einigen Kilometern Höhe. Ein Bolide mit solcher Sprengkraft wie beschrieben hätte beim Eindringen in die Erdatmosphäre beobachtet werden müssen.” Die Cottbuser fragten beim Allsky7-Network nach. Dieses beobachtet mit verschiedenen Stationen den Himmel um eindringende Boliden festzustellen. Die Antwort: Die Aufnahmen der am nächsten gelegenen AllSky7-Stationen in Lindenberg (Tauche) und Hoyerswerda zeigten nichts Auffälliges. Die Forscher vermuten daher eher einen ‘irdischen’ Ursprung.”
Bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) fiel die Antwort ähnlich aus: “Ein Ereignis am 1. März diesen Jahres gegen 20 Uhr – 20:30 Uhr, das vielleicht im Zusammenhang mit einem Meteoriten stehen könnte, kann ich leider weder bestätigen noch gesichert ausschließen. Die BGR betreibt in Deutschland inzwischen drei Infraschallarrays (in der Nähe von Bremen, Rostock und Passau), ich habe mir den Abend des 01. März angesehen, konnte jedoch kein kohärentes Signal (wie von einem größeren Feuerball) auch nur einem der drei Arrays identifizieren, das aus der Richtung Spreewald/Cottbus kommen könnte. Zwischen 18 und 24 Uhr hat keine der Stationen Signale die auch nur ungefähr aus dieser Himmelsrichtung kommen könnten. Eine zumindest anteilige Begründung dafür ist die Tatsache, dass unsere Arrays in den Wintermonaten deutlich sensitiver in westliche Richtungen sind, als in östliche. Allerdings hat auch unsere Station nahe Passau, für die das Signal dann fast aus Norden käme, nichts Entsprechendes registriert, was in Konsequenz gegen ein stärkeres Drucksignal sprechen würde. Auch die nächstgelegenen, uns zur Auswertung direkt verfügbaren Seismometer (nahe Berlin und Dresden) haben in dem von ihnen genannten Zeitraum keine herausragenden Erschütterungssignaturen registriert. Dagegen spricht allerdings auch, dass diese Seismometer sich für eine lokale Druckwelle bei ihnen, selbst mit wackelnden Wänden und Beschädigungen, zu weit weg befinden.”
Überschallflug?
Auch die Theorie eines Überschallfluges wurde in den Raum gestellt. In der Nähe befindet sich der Fliegerhorst Holzdorf, Heimat des Hubschraubertransportgeschwaders 64 und des Einsatzführungsbereichs 3 der Bundeswehrluftwaffe. Eine Nachfrage dort, ob ein Luftereignis, zum Beispiel ein Überschallflugzeug, die Ursache für die “Detonation” sein könnte, antwortete Oberstabsfeldwebel Markus Montag: “Zu dem Vorgang liegen mir keine Erkenntnisse vor.”
Selbst detonierende Bombe?
Die Polizei war in den Tagen nach den Berichten über eine mögliche Detonation in der Region, hat am Boden und per Drohne mittels Luftbildern nach nach Bombentrichtern oder Kuhlen gesucht. “Die Witterung der letzten Wochen erschwerte die Suche. Wir hatten Schnee und Regen, da ist es schwer, mögliche Bombentrichter zu finden, da jede Pfütze einer sein könnte.” sagt Polizeisprecher Maik Kettlitz auf Nachfrage von Niederlausitz aktuell. Die Beamten hoffen nun auf besseres Wetter und wollen die Suche fortsetzen. “Wir wollen auch wissen, was die Ursache ist, gerade wenn Menschen von wackelnden Wänden erzählen, daher gehen wir der Sache weiter nach und hoffen auf eine Klärung der Ursache.” sagt Maik Kettlitz von der Polizeidirektion Süd. Selbstdetonierende Weltkriegsbomben sind ungewöhnlich, aber nicht gänzlich auszuschließen. In Brandenburg gibt es laut Recherchen von Niederlausitz aktuell lediglich drei bekannte Fälle, alle in Oranienburg, in den 70ern, den 80ern und die letzte Detonation im Jahr 1993.