Am Samstagabend wurde der alternative Jugendclub „Jamm“ in Senftenberg von mehreren vermummten Personen mit Steinen beworfen. Nach Polizeiangaben trafen Einsatzkräfte – unterstützt von der Bundespolizei – kurz darauf am Tatort ein, konnten jedoch keine Verdächtigen antreffen. Verletzte gab es nicht, auch das Gebäude blieb wohl unbeschädigt. Der betreibende Jamm e.V. und der Brandenburger Hinterland e.V. als ständiger Nutzer schätzen die Tat als politisch motiviert von rechts ein. Weil ein politischer Hintergrund auch seitens der Polizei nicht ausgeschlossen wird, ist der Staatsschutz in den Ermittlungen involviert. Auch aus der Politik gibt es erste Reaktionen zum Vorfall. Die Lausitzer SPD-Bundestagsabgeordneten Maja Wallstein und Hannes Walter fordern Konsequenzen.
Die Polizei teilte dazu mit:
Die Polizei wurde am Samstagabend gegen 23:00 Uhr zu einem Jugendclub in der Güterbahnhofstraße gerufen. Besucher hatten gemeldet, dass eine Personengruppe das Gebäude mit Steinen beworfen habe. Entsprechend viele Polizeikräfte trafen kurz darauf ein, auch Streifenwagen der Bundespolizei kamen zur Verstärkung. Die Beamten konnten jedoch weder vor Ort noch im Umfeld Tatverdächtige antreffen. Vor dem Gebäude lagen mehrere Steine. Nach ersten Erkenntnissen wurde das Haus nicht beschädigt, auch Personen wurden nicht verletzt. Noch am Abend wurden Gäste des Clubs befragt und auch Zeugen, die den Sachverhalt bestätigten. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu den Hintergründen dauern an. Weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen wird, ist auch der polizeiliche Staatsschutz mit dem Vorgang befasst.
Vom Brandenburger Hinterland e.V. heißt es dazu:
In der Nacht vom 1. März auf den 2. März 2025 wurde der alternative Jugendclub „Jamm“ in Senftenberg angegriffen. Etwa 35 vermummte Personen versuchten in den Club einzudringen und bedrohten die Gäste. Verletzungen konnten abgewehrt werden. Die Räumlichkeiten des „Jamm“ stellen für mehrere Vereine ein Zuhause dar. Auch der Brandenburger Hinterland e.V. nutzt die Räume im Jamm, u.a. für regelmäßige Stammtische mit Beschäftigten der Sozialen Arbeit. Der Verein setzt sich aber auch für eine regelmäßige Erinnerungskultur ein und wirkt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren der Stadt.
Die Vereinsmitglieder des Jamm e.V. ordnen den Vorfall vom Samstagabend als politisch motiviert ein. Es wurden Parolen wie „Scheiß Zecken“ skandiert, als die Gruppe auf den Club zukam. Im Umfeld des Ortes kam es in letzter Zeit vermehrt auch zu rechten Schmierereien. Nicht mal eine Woche nach den Bundestagswahlen und der Anfrage an die Bundesregierung bezüglich der Gemeinnützigkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen, folgen den Wahlergebnissen auch gefährliche Taten.
„Als Verein machen wir uns Sorgen um unsere Arbeit. Wir laden regelmäßig Gäste nach Senftenberg und ins Jamm ein. Dass wir nun mit einer solchen Stimmung in der Stadt und potentiellen Angriffen rechnen müssen, schockiert uns. Dieses Mal hat es die Jugendclubbesucher getroffen, beim nächsten Mal ist es vielleicht unsere Aktion zum Stolpersteine putzen.“, lässt der Verein Brandenburger Hinterland e.V. verlauten. Für die zivilgesellschaftliche Organisation ist klar: Angegriffen wurde gestern der Jugendclub Jamm, aber gemeint sind wir alle. Zivilgesellschaftliches Engagement ist heute wichtiger denn je. Der Brandenburger Hinterland e.V. steht solidarisch an der Seite des Jamm e.V. und allen anderen Betroffenen von rechter Gewalt.
„Wir haben die Leute aus dem „Jamm“ stets als freundliche Gastgeber wahrgenommen. Der Club ist ein oƯener Ort. All unsere Ideen finden hier Gehör und dazu auch tatkräftige Unterstützung. Wir wissen, dass es nicht nur uns so geht.“, heißt es aus dem Verein Brandenburger Hinterland e.V.
Lausitzer SPD-Bundestagsabgeordneten Maja Wallstein und Hannes Walter zum Vorfall
Reaktionen zum Vorfall in Senftenberg gibt es auch aus der Politik. Die beiden Lausitzer SPD-Bundestagsabgeordneten Maja Wallstein und Hannes Walter äußern sich in einem gemeinsamen Statement wie folgt:
“Wenn 30-40 vermummte Rechtsextreme mit Skandierungen in den Abendstunden einen linken Jugendclub umzingeln und diesen angreifen wollen, dann erinnert mich das an die Baseballschlägerjahre unserer Jugend in den 90er Jahren. Auch damals kam es reihenweise zu Übergriffen und Anschlägen von Rechtsextremen gegen andersdenkende Menschen und Einrichtungen,” erklärt Hannes Walter. Jugendclubs sind Orte, in denen junge Menschen zum Austausch und als Ort der Gemeinschaft und Bildung zusammenkommen. Solche Orte zu bedrohen zeigt mal wieder: “Aus Worten werden Taten. Es erinnert mich an die Vorfälle in Berlin-Neukölln, wo das Anton-Schmaus-Haus ein Kinder- und Jugendtreff der Falken von Rechtsextremen angezündet wurde, nur einen Tag nachdem dort eine Kindergruppe übernachtet hatte”, so Maja Wallstein, die auch Sprecherin der SPD Bundestagsfraktion für Strategien gegen Rechtsextremismus ist.
Die Reaktion des Jamm e.V. die Gäste schnell ins Gebäude zu holen und die Türen zu schließen, hat Schlimmeres verhindert. Die Bedrohungslage ist jedoch real und es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Situation in Südbrandenburg kurzfristig entspannen wird. “Die Rechtsextremen, die hier in der Region eng mit der AfD vernetzt sind, fühlen sich durch die Wahlergebnisse der Bundestagswahl in ihrer Gewaltbereitschaft bestärkt. Als Demokratinnen und Demokraten müssen wir weiter zusammenhalten und stehen solidarisch mit dem Jamm e.V.,“ führt Hannes Walter aus, aus dessen Wahlkreis der Verein kommt.
Alle Parteien des demokratischen Spektrums müssen sich klar und deutlich an die Seite der Zivilgesellschaft und damit an die Seite von Vereinen wie dem Jamm e.V. stellen, so Maja Wallstein: “Die Union täte gut daran, sich in den Sondierungen klar zur Zivilgesellschaft zu bekennen, statt zivilgesellschaftliche Organisationen subtil und konkret mit kleinen Anfragen zu bedrohen.” Mit einer Kleinen Anfrage vom 21.03.2025 hatte die CDU/CSU Fraktion die Gemeinnützlichkeit sämtlicher zivilgesellschaftlicher Organisationen und Vereinigungen, die gegen sie im Januar protestiert hatten, in Frage gestellt. Die Anfrage löste in der Bevölkerung große Bestürzung aus. “In dieser schwierigen Phase der Sondierungen müssen sich alle Parteien fragen, was sie für Schlüsse aus dem Wahlergebnis ziehen und für mich ist klar, dass es ein noch stärkeres Bekenntnis und auch wirkungsvolle, finanzielle Unterstützung der Zivilgesellschaft braucht, denn der Vorfall in Senftenberg zeigt erneut: Aus Worten werden Taten und das werden wir niemals akzeptieren.“, so Maja Wallstein.
Weitere Polizeimeldungen aus Oberspreewald-Lausitz:
Senftenberg, Ruhland, Großräschen: Aufgrund eines Vorfahrtfehlers sind am Samstagvormittag zwei Autos auf einem Parkplatz in der Grünstraße von Senftenberg zusammengestoßen. Dabei wurde niemand verletzt und bei einem Sachschaden von rund 7.000 Euro blieben beide Fahrzeuge fahrbereit. Aus Unaufmerksamkeit krachte es Nachmittag am Markt in Ruhland zwischen zwei Autos. Hier beläuft sich der Sachschaden auf etwa 3.000 Euro. Nicht mehr fahrbereit war ein Motorrad, nachdem es am Sonntagmittag in Senftenberg am Laugkfeld mit einem Auto zusammengestoßen war. Dabei entstand ein Schaden von geschätzten 3.000 Euro. Ebenfalls ein Abschleppwagen musste am Montagmorgen in die Rudolf-Breitscheid-Straße in Großräschen gerufen werden. Hier waren ein MAZDA und ein FORD zusammengestoßen. Der “Fiesta” war im Anschluss nicht mehr fahrbereit, die Schäden summierten sich auf mindestens 7.000 Euro.
Schipkau, Reuden: Ein Dachs stoppte am Sonntagmorgen die Fahrt eines Autos auf der Landstraße 60 zwischen Schipkau und Hörlitz. Das Tier verendete an der Unfallstelle, der HYUNDAI blieb bei einem Sachschaden von rund 2.000 Euro fahrbereit. Zur Waffe greifen mussten Polizisten am Mittag zwischen Koßwig und Reuden. Hier quälte sich ein Reh nach einem Unfall mit einem PKW SKODA. Der “Octavia” blieb mit etwa 2.000 Euro Schaden fahrbereit.
Vetschau: Die Polizei wurde am Sonntagabend durch die Bundespolizei darüber informiert, dass ein Auto gegen die geschlossene Schranke am Bahnübergang Richtung Märkisch Heide gefahren war. Ein Zug musste eine Notbremsung einlegen, Personen wurden nicht verletzt, die Schranke blieb funktionsfähig. Kurz darauf meldete sich ein Autofahrer bei der Polizei und gab an, wegen der tiefstehenden Sonne die Schranke gerammt zu haben. Der HYUNDAI war nicht mehr fahrbereit, der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 10.000 Euro.
Schwarzheide: Beim Verlassen des Parkplatzes in der Schipkauer Straße ist eine Frau mit ihrem FORD-Kleinwagen mit einem OPEL zusammengestoßen. Der Fahrer des “Crossland” wurde im Anschluss in ein Krankenhaus gebracht. Für den “Fiesta” musste ein Abschleppwagen gerufen werden. Der Schaden beträgt mindestens 6.000 Euro.
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Red. / Presseinformation