Im März trafen sich rund 300 Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte, Patienten und Angehörige im Konrad-Zuse-Medienzentrum der BTU Senftenberg, um über Behandlungspfade bei Schlaganfällen zu sprechen.
Unter dem Titel Schlaganfallbehandlungspfade im NeuroNETZ Lausitz präsentierten namenhafte Referenten unter anderem die Vernetzung in der Region zur Schlaganfallforschung, wie weit die Medizinlogistik und Teleneurologie auf dem Gebiet entwickelt ist sowie lokale Angebote zur Therapie, zum Beispiel in Form der Reittherapie auf dem FamilienCampus LAUSITZ. Bereits am Vorabend der Jubiläumstagung fand ein Referentenabend mit den Akteuren, Rednern und Organisatoren sowie geladenen Gästen statt. Ziel war ein gemeinsames Kennenlernen sowie die Diskussion der Hauptthemenschwerpunkte der Jahrestagung im Rahmen von Arbeitsgruppen, um dann Verabredungen für die zukünftige Zusammenarbeit zu treffen.
Dr. Thomas Urban, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Schmalkalden sprach über Informations- und Kommunikationsplattformen und die damit verbundenen Interaktionen auf dem ersten und zweiten Gesundheitsmarkt, welche mit intelligenten Apps und eHealth aufwarten. Diese sollen mit Hilfe von Smartphones oder Tablets für ein neues Gesundheitsbewusstsein sowie schnelleres Erkennen von frühzeitigen Anzeichen sorgen. Zum zweiten Mal bei den Senftenberger Schlaganfallgesprächen zu Gast war Prof. Dr. med. Darius G. Nabavi aus dem Vivantes Klinikum Neukölln. Er referierte über Neurovaskuläre Netzwerke in Deutschland. Ein zukunftsweisendes Projekt zur Schlaganfallforschung, das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO), stellte Dr. Martin Ebinger von der Charité Berlin vor. Das Stroke-Einsatz-Mobil ist ein Fahrzeug, das mit einem mobilen Computertomographen (CT) sowie mit modernster Labortechnik und telemedizinischer Vernetzung ausgestattet ist. Daneben verfügt es über eine notfallmedizinische Ausstattung. Damit ist man in der Lage, nach radiologischer Absicherung der Diagnose ischämischer Schlaganfall, direkt vor Ort mit der Akut-Lyse-Therapie zur Behandlung des Schlaganfallpatienten zu beginnen und diesen anschließend auf die nächstgelegene Schlaganfallstation (Stroke Unit) zu transportieren. Denn je früher nach einem Schlaganfall die Behandlung begonnen wird, umso größer sind die Chancen des Betroffenen, dass nur wenige Schäden zurückbleiben oder die Beeinträchtigungen sich im Laufe der Zeit sogar vollständig zurückbilden.
Nach einer Führung durch den Laborneubau Physiotherapie und Medizintechnik der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) am Standort Senftenberg, welcher einen wichtigen Beitrag in der Forschung bei der Schlaganfall-Nachsorge leistet, fand am Nachmittag in gewohnter Tradition das Bürgerforum für Patienten, Angehörige und Interessierte statt. Hier kamen die Teilnehmer im direkten Austausch mit den Experten ins Gespräch. Wie wichtig das soziale „Auffang-Netz“ nach einer Schlaganfalldiagnose ist, beschrieb Heide Christel Hornig, selbst Betroffene und Mitbegründerin der Senftenberger Schlaganfall-Selbsthilfegruppe, in einem persönlichen Bericht.
Im Klinikum Niederlausitz werden jährlich etwa 600 Menschen mit einem Schlaganfall behandelt. Die Stroke Unit in Senftenberg ist nach dem Qualitätsstandard der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Deutschen Schlaganfall-Hilfe zertifiziert und steht somit für eine qualifizierte Behandlung von Schlaganfallpatienten.
Die Senftenberger Gespräche zum Schlaganfall setzen seit nunmehr 20 Jahren ein Zeichen in der Region und sind als innovative Veranstaltung etabliert. Das Klinikum Niederlausitz bot mit Prof. Dr. Fritjof Reinhardt, Leitender Arzt der Stroke Unit im Zentrum für Neurologie und Schmerzbehandlung, in den vergangenen Jahren eine Plattform für Experten, Patienten und Angehörigen, die auch bundesweit Anerkennung findet. Unterstützt wurde die Tagung von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik der BTU Cottbus – Senftenberg. Die Senftenberger Gespräche finden bereits seit vielen Jahren am Hochschulstandort Senftenberg statt. Die BTU ist ein wichtiger Partner im Bereich der Wissenschaft und Forschung. Das Klinikum und die Uni arbeiten unter anderen gemeinsam an Projekten zur Schlaganfalltherapie.
Fotos: Klinikum Niederlausitz / Anne Herrmann
Quelle: Klinikum Niederlausitz