„DTM trifft SUPERBIKE*IDM” – mit diesem Slogan warben beide Rennserien für ein besonderes Spektakel. Sogar der Begriff „Lausitzrennen” fiel in diesem Zusammenhang. Im Rahmen des 8. Laufes des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) starteten nicht nur die 500-PS-starken Rennwagen der erfolgreichsten Tourenwagenserie der Welt, sondern mit der SUPERBIKE*IDM auch die höchste deutsche Zweiradrennsport-Serie. In der gesamtdeutschen Rennsportgeschichte gab es so etwas noch nicht, daß Rennautos und Motorräder gemeinsam an einem Rennwochenende ihre Wertungsläufe austragen.
Für die Lausitz ist die Idee kein Novum. In der DDR war es üblich, daß die Zuschauer an den wenigen Rennwochenenden im Jahr Zwei- und Vierräder erleben konnten. Doch was hat sich in diesem Vierteljahrhundert an der Faszination geändert?
Am 7. Oktober 1989 wagte der MC Kahsel im ADMV den Versuch und initierte das 1. Lausitzrennen auf einem Autobahnabschnitt zwischen Forst und Bademeusel nahe der deutsch-polnischen Grenze. Gefahren wurde dabei auf jenem Autobahn-Behelfsflugplatz, den ansonsten die DDR-Luftverteidigung für Start- und Landeübungen ihrer Militär-Jets nutzte.
Da der Platz begrenzt war, gab es im Gegensatz zum „Sachsenring” oder „Schleizer Dreieck” kein Rundstreckenrennen, sondern ein Einzelzeitfahren über 2 Läufe à 3 km.
10 000 Zuschauer erlebten bei strömenden Regen die Premiere. Gefahren wurde damals bei den Motorrädern in den Rennklassen bis 125 ccm (heute vergleichbar mit der Moto3) und 250 ccm (heute Moto2) sowie bei den Autos in den Tourenwagen-Klassen bis 600 ccm (die beliebten Trabi-Rennen), bis 1300 ccm (für Wartburg, Lada, Skoda) sowie Rennwagen bis 1300 ccm.
Ironie der Geschichte: Auch bei der Neuauflage auf dem modernen Lausitzring 25 Jahre später wurden die Zuschauer naß.
Bei der zweiten Austragung 1990 gab es sogar schon ein Rahmenprogramm. Angekündigt war eine Flugschau mit Fallschirmspringern, Motor- und Segelkunstflug. Außerdem gab es Sonderläufe für Fahrer der BRD.
Das „Lausitzrennen” 2014 war größer, bunter und spektakulärer. 58 000 Zuschauer verfolgten die Rennen. Waren bei den ersten beiden „Lausitzrennen” nur Amateurfahrer am Start, gingen auf dem Lausitzring mit Timo Glock oder Paul Di Resta Piloten mit Formel 1 – Erfahrung an den Start. Im Rahmenprogramm gab es Stunt-Shows, Autogrammstunden mit den Fahrern, Taxifahrten mit den Rennboliden und vieles mehr. Mit dem Porsche Carrera-Cup und der deutschen Formel 3 standen weitere Rennserien auf dem Programm. Dank TV und Internet werden die Rennen weltweit übertragen. Standen damals die Fahrzeuge in einer Schlange hintereinander und warteten auf ihren Start, werden heutzutage jeder Fahrer und jedes Fahrzeug von einem sogenannten Grid-Girl präsentiert. Die Boxen waren damals eher provisorische Behelfsunterkünfte, heute sind es Sicherheitszonen.
Was bleibt, ist die Anziehungskraft des Motorsports. Die Idee, Zwei- und Vierräder an einem Rennwochenende zusammen zu führen, hatte noch einen anderen Vorteil: Gewöhnlich verlassen die meisten Zuschauer nach Rennende der DTM den Lausitzring und interessen sich nicht mehr für die nachfolgenden Rennserien. Diesmal blieben viele Besucher auf ihren Sitzen und verfolgten auch noch das anschließende Rennen der Motorräder.
„Alles richtig gemacht!”, möchte man den Initiatoren von DTM und SUPERBIKE*IDM zurufen. Bleibt nur zu hoffen, daß nicht wieder 25 Jahre bis zum 4. „Lausitzrennen” vergehen.