Im Spreewald gilt sie als feste Institution, fast jeder kennt sie von ihren zahlreichen Auftritten bei den Spreewaldfesten. Ihre Plaudereien führten sie auch nach Schleswig-Holstein und an den Niederrhein, sie arbeitete mit Künstlern wie Klaus & Klaus und Michael Hirte. Ungezählt sind auch ihre Auftritte vor den Urlaubern, die sie in die Spreewaldwelt entführt und in sagenhafte Geschichten eintauchen lässt. Marlene Jedro trägt dabei die Leiper Tracht, eine Tracht des Lübbenauer Kirchspiels.
P.B.: Frau Jedro: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Tracht wieder öfter anzuziehen und daraus einen Beruf zu machen?
M.J.: Schon vor dreißig Jahren war ich oft mit dem Burger Chor unterwegs und hatte zahlreiche Auftritte vor den damaligen FDGB-Urlaubern in den Spreewälder Ferienheimen. Ich merkte, dass das Interesse der Gäste am Spreewald und besonders an den Traditionen groß war und allein mit dem Chor nicht befriedigt werden konnte. Ich baute mir ein kleines Programm auf und konnte damit erstmals auftreten. Die Resonanz war sehr positiv und Mut machend, so dass ich von nun an öfter, aber erst einmal rein hobbymäßig, denn ich war ja noch Verkäuferin im Leiper Dorfkonsum, mit viel Spaß und Freude den Urlaubern mehr über meine Heimat vermitteln konnte.
P.B. Die FDGB-Urlauber blieben ja dann mal weg – wie ging es weiter?
M.J.: Die politische Wende nahm nicht nur diese Form der Urlauberbetreuung, auch der Dorfladen wurde bald geschlossen und ich musste mich eine Zeit als Serviererin durchs Leben schlagen. Aber hier geschah genau das, was ich schon mit den „alten“ Urlaubern erlebte und nun mit den neuen Urlaubern aus Ost und West wieder erlebte: Der Wissendurst war groß und ich als Kellnerin konnte oft gar nicht alle Fragen beantworten, sonst wäre das Essen in der Küche stehen geblieben. Das war die Geburtsstunde meines Schrittes in die Selbständigkeit vor genau 15 Jahren. Erfahrungen hatte ich, das Zutrauen auch, mir fehlten nur noch das Detailwissen und eine bessere Kenntnis der wendischen Geschichte und Sprache. Schließlich wollte ich meine Gäste wenigstens auch immer in Wendisch begrüßen und verabschieden, was sehr gut ankommen sollte, wie ich später erleben durfte.
P.B.: Und wie gelangten Sie an das Wissen, welche Quellen zapften Sie an?
M.J.: Hier konnte ich sehr vom Wissen meiner traditionsbewussten Familie zehren. Was mir noch fehlte holte ich mir bei Kursen an der Niedersorbischen Sprachschule und am Wendischen Museum in Cottbus, ich verschlang damals auch Unmengen an Literatur und lerne noch heute dazu. Musikalisch stand und steht mir das Spreewald-Duo Lothar & Klaus aus Lübben zur Seite.
P.B.: Nach 15 Jahren auf den Spreewaldbühnen denken Sie doch gern an die Sternstunden zurück. Welche Erlebnisse waren da für Sie besonders prägend?
M.J.: Das sind natürlich die großen Veranstaltungen wie die Spreewaldfeste mit Tausenden Menschen, aber auch die regelmäßigen Buchungen durch Reiseveranstalter. Besonders froh und glücklich bin ich auch über die gute Zusammenarbeit mit der Leiper Trachtennäherin Traute Romke und mit der Burger Trachtenstickerei Dziumbla, die mir immer schnell und in bester Qualität bei der Vervollkommnung meiner Trachtenstücke zur Seite standen. Na und natürlich auch dann, wenn mir Gäste Komplimente machen wie erst jüngst: „Sind Sie noch die Marlene, die wir vor Jahrzehnten erlebt haben oder sind Sie schon deren Tochter?“ So etwas freut doch jeden!
P.B.: Aber es gab sicher nicht nur Höhepunkte und Erfolgserlebnisse. Was hat Sie geärgert, welche Pannen gab es?
M.J.: Wenn Gäste mit einer anderen Erwartungshaltung kommen und wenn sie mir dann vorwerfen, dass dies doch alles nur Kommerz sei. Wenn das auch große Ausnahmen sind, tut dies einer gestandenen Wendin immer weh. Ich sehe mich in der Pflicht, das fortzusetzen, was ich einmal selbst vorgelebt bekam. Daneben gibt es immer auch mal die eine oder andere kleine Panne rein technischer Art: Da rutscht die Haube beim Tanz ins Gesicht oder eine Stecknadel macht sich selbstständig und bohrt sich tief in Stellen, an die ich nicht gleich heran komme. Da hatte mir schon mal eine Urlauberin ein Taschentusch auf die Bühne gereicht, damit ich das Blut aufsaugen konnte. An den Tag, an den mir der Gummi des Unterrocks riss, will ich gar nicht gern zurückdenken…
P.B.: Wie lange wird es die Plauderei noch geben?
M.J.: Die „Zwanzig“ will und muss ich noch voll machen, denn ich bin ja noch keine Rentnerin. Dies ist aber nur der äußere Zwang. Viel mehr treibt mich an, dass Wissen über die Region zu vermitteln, auch den Einheimischen und hier besonders den Kindern wie etwa schon vor Jahren mit den „Leiper Tanzmäusen“ oder heute mit den Geschichten schreibenden Kindern aus dem Burger Amtsbereich. Ich kann auch gar nicht aufhören, denn ich habe einen Fuß in der Geschichte und sehe mich in der Pflicht meiner Mutter und Großmutter. Wer soll es denn machen? Es gibt nur noch ganz wenige, die den traditionellen Spreewald noch aus eigenem Erleben kennen und ihn auch wirklich im Herzen tragen. Bei allem Spaß an der Arbeit – mein Blick ist dennoch gelegentlich etwas sorgenvoll in die Zukunft gerichtet. Aber vielleicht geht doch noch die Saat, die ich mit pflanzen half, einmal auf und Jüngere setzen mein Werk fort.
Im Spreewald gilt sie als feste Institution, fast jeder kennt sie von ihren zahlreichen Auftritten bei den Spreewaldfesten. Ihre Plaudereien führten sie auch nach Schleswig-Holstein und an den Niederrhein, sie arbeitete mit Künstlern wie Klaus & Klaus und Michael Hirte. Ungezählt sind auch ihre Auftritte vor den Urlaubern, die sie in die Spreewaldwelt entführt und in sagenhafte Geschichten eintauchen lässt. Marlene Jedro trägt dabei die Leiper Tracht, eine Tracht des Lübbenauer Kirchspiels.
P.B.: Frau Jedro: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Tracht wieder öfter anzuziehen und daraus einen Beruf zu machen?
M.J.: Schon vor dreißig Jahren war ich oft mit dem Burger Chor unterwegs und hatte zahlreiche Auftritte vor den damaligen FDGB-Urlaubern in den Spreewälder Ferienheimen. Ich merkte, dass das Interesse der Gäste am Spreewald und besonders an den Traditionen groß war und allein mit dem Chor nicht befriedigt werden konnte. Ich baute mir ein kleines Programm auf und konnte damit erstmals auftreten. Die Resonanz war sehr positiv und Mut machend, so dass ich von nun an öfter, aber erst einmal rein hobbymäßig, denn ich war ja noch Verkäuferin im Leiper Dorfkonsum, mit viel Spaß und Freude den Urlaubern mehr über meine Heimat vermitteln konnte.
P.B. Die FDGB-Urlauber blieben ja dann mal weg – wie ging es weiter?
M.J.: Die politische Wende nahm nicht nur diese Form der Urlauberbetreuung, auch der Dorfladen wurde bald geschlossen und ich musste mich eine Zeit als Serviererin durchs Leben schlagen. Aber hier geschah genau das, was ich schon mit den „alten“ Urlaubern erlebte und nun mit den neuen Urlaubern aus Ost und West wieder erlebte: Der Wissendurst war groß und ich als Kellnerin konnte oft gar nicht alle Fragen beantworten, sonst wäre das Essen in der Küche stehen geblieben. Das war die Geburtsstunde meines Schrittes in die Selbständigkeit vor genau 15 Jahren. Erfahrungen hatte ich, das Zutrauen auch, mir fehlten nur noch das Detailwissen und eine bessere Kenntnis der wendischen Geschichte und Sprache. Schließlich wollte ich meine Gäste wenigstens auch immer in Wendisch begrüßen und verabschieden, was sehr gut ankommen sollte, wie ich später erleben durfte.
P.B.: Und wie gelangten Sie an das Wissen, welche Quellen zapften Sie an?
M.J.: Hier konnte ich sehr vom Wissen meiner traditionsbewussten Familie zehren. Was mir noch fehlte holte ich mir bei Kursen an der Niedersorbischen Sprachschule und am Wendischen Museum in Cottbus, ich verschlang damals auch Unmengen an Literatur und lerne noch heute dazu. Musikalisch stand und steht mir das Spreewald-Duo Lothar & Klaus aus Lübben zur Seite.
P.B.: Nach 15 Jahren auf den Spreewaldbühnen denken Sie doch gern an die Sternstunden zurück. Welche Erlebnisse waren da für Sie besonders prägend?
M.J.: Das sind natürlich die großen Veranstaltungen wie die Spreewaldfeste mit Tausenden Menschen, aber auch die regelmäßigen Buchungen durch Reiseveranstalter. Besonders froh und glücklich bin ich auch über die gute Zusammenarbeit mit der Leiper Trachtennäherin Traute Romke und mit der Burger Trachtenstickerei Dziumbla, die mir immer schnell und in bester Qualität bei der Vervollkommnung meiner Trachtenstücke zur Seite standen. Na und natürlich auch dann, wenn mir Gäste Komplimente machen wie erst jüngst: „Sind Sie noch die Marlene, die wir vor Jahrzehnten erlebt haben oder sind Sie schon deren Tochter?“ So etwas freut doch jeden!
P.B.: Aber es gab sicher nicht nur Höhepunkte und Erfolgserlebnisse. Was hat Sie geärgert, welche Pannen gab es?
M.J.: Wenn Gäste mit einer anderen Erwartungshaltung kommen und wenn sie mir dann vorwerfen, dass dies doch alles nur Kommerz sei. Wenn das auch große Ausnahmen sind, tut dies einer gestandenen Wendin immer weh. Ich sehe mich in der Pflicht, das fortzusetzen, was ich einmal selbst vorgelebt bekam. Daneben gibt es immer auch mal die eine oder andere kleine Panne rein technischer Art: Da rutscht die Haube beim Tanz ins Gesicht oder eine Stecknadel macht sich selbstständig und bohrt sich tief in Stellen, an die ich nicht gleich heran komme. Da hatte mir schon mal eine Urlauberin ein Taschentusch auf die Bühne gereicht, damit ich das Blut aufsaugen konnte. An den Tag, an den mir der Gummi des Unterrocks riss, will ich gar nicht gern zurückdenken…
P.B.: Wie lange wird es die Plauderei noch geben?
M.J.: Die „Zwanzig“ will und muss ich noch voll machen, denn ich bin ja noch keine Rentnerin. Dies ist aber nur der äußere Zwang. Viel mehr treibt mich an, dass Wissen über die Region zu vermitteln, auch den Einheimischen und hier besonders den Kindern wie etwa schon vor Jahren mit den „Leiper Tanzmäusen“ oder heute mit den Geschichten schreibenden Kindern aus dem Burger Amtsbereich. Ich kann auch gar nicht aufhören, denn ich habe einen Fuß in der Geschichte und sehe mich in der Pflicht meiner Mutter und Großmutter. Wer soll es denn machen? Es gibt nur noch ganz wenige, die den traditionellen Spreewald noch aus eigenem Erleben kennen und ihn auch wirklich im Herzen tragen. Bei allem Spaß an der Arbeit – mein Blick ist dennoch gelegentlich etwas sorgenvoll in die Zukunft gerichtet. Aber vielleicht geht doch noch die Saat, die ich mit pflanzen half, einmal auf und Jüngere setzen mein Werk fort.
Im Spreewald gilt sie als feste Institution, fast jeder kennt sie von ihren zahlreichen Auftritten bei den Spreewaldfesten. Ihre Plaudereien führten sie auch nach Schleswig-Holstein und an den Niederrhein, sie arbeitete mit Künstlern wie Klaus & Klaus und Michael Hirte. Ungezählt sind auch ihre Auftritte vor den Urlaubern, die sie in die Spreewaldwelt entführt und in sagenhafte Geschichten eintauchen lässt. Marlene Jedro trägt dabei die Leiper Tracht, eine Tracht des Lübbenauer Kirchspiels.
P.B.: Frau Jedro: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Tracht wieder öfter anzuziehen und daraus einen Beruf zu machen?
M.J.: Schon vor dreißig Jahren war ich oft mit dem Burger Chor unterwegs und hatte zahlreiche Auftritte vor den damaligen FDGB-Urlaubern in den Spreewälder Ferienheimen. Ich merkte, dass das Interesse der Gäste am Spreewald und besonders an den Traditionen groß war und allein mit dem Chor nicht befriedigt werden konnte. Ich baute mir ein kleines Programm auf und konnte damit erstmals auftreten. Die Resonanz war sehr positiv und Mut machend, so dass ich von nun an öfter, aber erst einmal rein hobbymäßig, denn ich war ja noch Verkäuferin im Leiper Dorfkonsum, mit viel Spaß und Freude den Urlaubern mehr über meine Heimat vermitteln konnte.
P.B. Die FDGB-Urlauber blieben ja dann mal weg – wie ging es weiter?
M.J.: Die politische Wende nahm nicht nur diese Form der Urlauberbetreuung, auch der Dorfladen wurde bald geschlossen und ich musste mich eine Zeit als Serviererin durchs Leben schlagen. Aber hier geschah genau das, was ich schon mit den „alten“ Urlaubern erlebte und nun mit den neuen Urlaubern aus Ost und West wieder erlebte: Der Wissendurst war groß und ich als Kellnerin konnte oft gar nicht alle Fragen beantworten, sonst wäre das Essen in der Küche stehen geblieben. Das war die Geburtsstunde meines Schrittes in die Selbständigkeit vor genau 15 Jahren. Erfahrungen hatte ich, das Zutrauen auch, mir fehlten nur noch das Detailwissen und eine bessere Kenntnis der wendischen Geschichte und Sprache. Schließlich wollte ich meine Gäste wenigstens auch immer in Wendisch begrüßen und verabschieden, was sehr gut ankommen sollte, wie ich später erleben durfte.
P.B.: Und wie gelangten Sie an das Wissen, welche Quellen zapften Sie an?
M.J.: Hier konnte ich sehr vom Wissen meiner traditionsbewussten Familie zehren. Was mir noch fehlte holte ich mir bei Kursen an der Niedersorbischen Sprachschule und am Wendischen Museum in Cottbus, ich verschlang damals auch Unmengen an Literatur und lerne noch heute dazu. Musikalisch stand und steht mir das Spreewald-Duo Lothar & Klaus aus Lübben zur Seite.
P.B.: Nach 15 Jahren auf den Spreewaldbühnen denken Sie doch gern an die Sternstunden zurück. Welche Erlebnisse waren da für Sie besonders prägend?
M.J.: Das sind natürlich die großen Veranstaltungen wie die Spreewaldfeste mit Tausenden Menschen, aber auch die regelmäßigen Buchungen durch Reiseveranstalter. Besonders froh und glücklich bin ich auch über die gute Zusammenarbeit mit der Leiper Trachtennäherin Traute Romke und mit der Burger Trachtenstickerei Dziumbla, die mir immer schnell und in bester Qualität bei der Vervollkommnung meiner Trachtenstücke zur Seite standen. Na und natürlich auch dann, wenn mir Gäste Komplimente machen wie erst jüngst: „Sind Sie noch die Marlene, die wir vor Jahrzehnten erlebt haben oder sind Sie schon deren Tochter?“ So etwas freut doch jeden!
P.B.: Aber es gab sicher nicht nur Höhepunkte und Erfolgserlebnisse. Was hat Sie geärgert, welche Pannen gab es?
M.J.: Wenn Gäste mit einer anderen Erwartungshaltung kommen und wenn sie mir dann vorwerfen, dass dies doch alles nur Kommerz sei. Wenn das auch große Ausnahmen sind, tut dies einer gestandenen Wendin immer weh. Ich sehe mich in der Pflicht, das fortzusetzen, was ich einmal selbst vorgelebt bekam. Daneben gibt es immer auch mal die eine oder andere kleine Panne rein technischer Art: Da rutscht die Haube beim Tanz ins Gesicht oder eine Stecknadel macht sich selbstständig und bohrt sich tief in Stellen, an die ich nicht gleich heran komme. Da hatte mir schon mal eine Urlauberin ein Taschentusch auf die Bühne gereicht, damit ich das Blut aufsaugen konnte. An den Tag, an den mir der Gummi des Unterrocks riss, will ich gar nicht gern zurückdenken…
P.B.: Wie lange wird es die Plauderei noch geben?
M.J.: Die „Zwanzig“ will und muss ich noch voll machen, denn ich bin ja noch keine Rentnerin. Dies ist aber nur der äußere Zwang. Viel mehr treibt mich an, dass Wissen über die Region zu vermitteln, auch den Einheimischen und hier besonders den Kindern wie etwa schon vor Jahren mit den „Leiper Tanzmäusen“ oder heute mit den Geschichten schreibenden Kindern aus dem Burger Amtsbereich. Ich kann auch gar nicht aufhören, denn ich habe einen Fuß in der Geschichte und sehe mich in der Pflicht meiner Mutter und Großmutter. Wer soll es denn machen? Es gibt nur noch ganz wenige, die den traditionellen Spreewald noch aus eigenem Erleben kennen und ihn auch wirklich im Herzen tragen. Bei allem Spaß an der Arbeit – mein Blick ist dennoch gelegentlich etwas sorgenvoll in die Zukunft gerichtet. Aber vielleicht geht doch noch die Saat, die ich mit pflanzen half, einmal auf und Jüngere setzen mein Werk fort.
Im Spreewald gilt sie als feste Institution, fast jeder kennt sie von ihren zahlreichen Auftritten bei den Spreewaldfesten. Ihre Plaudereien führten sie auch nach Schleswig-Holstein und an den Niederrhein, sie arbeitete mit Künstlern wie Klaus & Klaus und Michael Hirte. Ungezählt sind auch ihre Auftritte vor den Urlaubern, die sie in die Spreewaldwelt entführt und in sagenhafte Geschichten eintauchen lässt. Marlene Jedro trägt dabei die Leiper Tracht, eine Tracht des Lübbenauer Kirchspiels.
P.B.: Frau Jedro: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Tracht wieder öfter anzuziehen und daraus einen Beruf zu machen?
M.J.: Schon vor dreißig Jahren war ich oft mit dem Burger Chor unterwegs und hatte zahlreiche Auftritte vor den damaligen FDGB-Urlaubern in den Spreewälder Ferienheimen. Ich merkte, dass das Interesse der Gäste am Spreewald und besonders an den Traditionen groß war und allein mit dem Chor nicht befriedigt werden konnte. Ich baute mir ein kleines Programm auf und konnte damit erstmals auftreten. Die Resonanz war sehr positiv und Mut machend, so dass ich von nun an öfter, aber erst einmal rein hobbymäßig, denn ich war ja noch Verkäuferin im Leiper Dorfkonsum, mit viel Spaß und Freude den Urlaubern mehr über meine Heimat vermitteln konnte.
P.B. Die FDGB-Urlauber blieben ja dann mal weg – wie ging es weiter?
M.J.: Die politische Wende nahm nicht nur diese Form der Urlauberbetreuung, auch der Dorfladen wurde bald geschlossen und ich musste mich eine Zeit als Serviererin durchs Leben schlagen. Aber hier geschah genau das, was ich schon mit den „alten“ Urlaubern erlebte und nun mit den neuen Urlaubern aus Ost und West wieder erlebte: Der Wissendurst war groß und ich als Kellnerin konnte oft gar nicht alle Fragen beantworten, sonst wäre das Essen in der Küche stehen geblieben. Das war die Geburtsstunde meines Schrittes in die Selbständigkeit vor genau 15 Jahren. Erfahrungen hatte ich, das Zutrauen auch, mir fehlten nur noch das Detailwissen und eine bessere Kenntnis der wendischen Geschichte und Sprache. Schließlich wollte ich meine Gäste wenigstens auch immer in Wendisch begrüßen und verabschieden, was sehr gut ankommen sollte, wie ich später erleben durfte.
P.B.: Und wie gelangten Sie an das Wissen, welche Quellen zapften Sie an?
M.J.: Hier konnte ich sehr vom Wissen meiner traditionsbewussten Familie zehren. Was mir noch fehlte holte ich mir bei Kursen an der Niedersorbischen Sprachschule und am Wendischen Museum in Cottbus, ich verschlang damals auch Unmengen an Literatur und lerne noch heute dazu. Musikalisch stand und steht mir das Spreewald-Duo Lothar & Klaus aus Lübben zur Seite.
P.B.: Nach 15 Jahren auf den Spreewaldbühnen denken Sie doch gern an die Sternstunden zurück. Welche Erlebnisse waren da für Sie besonders prägend?
M.J.: Das sind natürlich die großen Veranstaltungen wie die Spreewaldfeste mit Tausenden Menschen, aber auch die regelmäßigen Buchungen durch Reiseveranstalter. Besonders froh und glücklich bin ich auch über die gute Zusammenarbeit mit der Leiper Trachtennäherin Traute Romke und mit der Burger Trachtenstickerei Dziumbla, die mir immer schnell und in bester Qualität bei der Vervollkommnung meiner Trachtenstücke zur Seite standen. Na und natürlich auch dann, wenn mir Gäste Komplimente machen wie erst jüngst: „Sind Sie noch die Marlene, die wir vor Jahrzehnten erlebt haben oder sind Sie schon deren Tochter?“ So etwas freut doch jeden!
P.B.: Aber es gab sicher nicht nur Höhepunkte und Erfolgserlebnisse. Was hat Sie geärgert, welche Pannen gab es?
M.J.: Wenn Gäste mit einer anderen Erwartungshaltung kommen und wenn sie mir dann vorwerfen, dass dies doch alles nur Kommerz sei. Wenn das auch große Ausnahmen sind, tut dies einer gestandenen Wendin immer weh. Ich sehe mich in der Pflicht, das fortzusetzen, was ich einmal selbst vorgelebt bekam. Daneben gibt es immer auch mal die eine oder andere kleine Panne rein technischer Art: Da rutscht die Haube beim Tanz ins Gesicht oder eine Stecknadel macht sich selbstständig und bohrt sich tief in Stellen, an die ich nicht gleich heran komme. Da hatte mir schon mal eine Urlauberin ein Taschentusch auf die Bühne gereicht, damit ich das Blut aufsaugen konnte. An den Tag, an den mir der Gummi des Unterrocks riss, will ich gar nicht gern zurückdenken…
P.B.: Wie lange wird es die Plauderei noch geben?
M.J.: Die „Zwanzig“ will und muss ich noch voll machen, denn ich bin ja noch keine Rentnerin. Dies ist aber nur der äußere Zwang. Viel mehr treibt mich an, dass Wissen über die Region zu vermitteln, auch den Einheimischen und hier besonders den Kindern wie etwa schon vor Jahren mit den „Leiper Tanzmäusen“ oder heute mit den Geschichten schreibenden Kindern aus dem Burger Amtsbereich. Ich kann auch gar nicht aufhören, denn ich habe einen Fuß in der Geschichte und sehe mich in der Pflicht meiner Mutter und Großmutter. Wer soll es denn machen? Es gibt nur noch ganz wenige, die den traditionellen Spreewald noch aus eigenem Erleben kennen und ihn auch wirklich im Herzen tragen. Bei allem Spaß an der Arbeit – mein Blick ist dennoch gelegentlich etwas sorgenvoll in die Zukunft gerichtet. Aber vielleicht geht doch noch die Saat, die ich mit pflanzen half, einmal auf und Jüngere setzen mein Werk fort.