Lauchhammer. Das Klinikum Niederlausitz bietet ein neuartiges Stent-Verfahren zur Behandlung von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts an. Damit kann minimalinvasiv und schonend eine Verbindung zwischen inneren Organen geschaffen werden. Martin-Günther Sterner, Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Klinikums Niederlausitz, hat mit diesem Verfahren bereits erste Therapieerfolge erzielt.
Die Bauchspeicheldrüse, die im mittleren Oberbauch zwischen Leber, Magen und Niere liegt, produziert lebenswichtige Verdauungsenzyme und Hormone. Eine akute Entzündung dieses Organs, wie sie jedes Jahr in Deutschland etwa 8.000 Mal vorkommt, hat in etwa jedem dritten Fall als ernsthafte Komplikation die Bildung einer sogenannten Pseudozyste zur Folge. „Eine solche Zyste ist nicht nur extrem schmerzhaft, sondern kann unbehandelt bis zum Organversagen führen. Wir können nun durch den Einsatz eines neuen Verfahrens diese Erkrankung noch schonender hier vor Ort behandeln“, informiert Martin-Günter Sterner, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Standort Lauchhammer des Klinikums Niederlausitz.
Stent fungiert als Drainage-System zwischen Organen
Der neuartige Stent ermöglicht die Ableitung der Flüssigkeit aus der Bauchspeicheldrüsen-Zyste in den Magen. Dafür führt der Arzt endoskopisch über ein elektrisches Sonden-Skalpell einen Katheter in die Zyste ein. Auf dem Katheter befindet sich der Stent aus einem flexiblen Metalldrahtgeflecht, das aufgrund seiner Beschichtung auch wieder entfernt werden kann. Dieses tunnelförmige Röhrchen wird über den Katheter als Verbindung zwischen Zyste und Magen eingebracht. So kann die Flüssigkeit aus der Zyste in den Magen ablaufen und abgestorbenes Bauchspeicheldrüsengewebe durch den Stent endoskopisch entfernt werden. Ein äußerer Schnitt ist nicht notwendig, denn das Endoskop wird über die Speiseröhre eingeführt. Die Zyste kann nun ausheilen, im Anschluss wird der Stent ohne großen Aufwand endoskopisch entfernt.
„Dank dieses Verfahrens ist bei den Patienten weder eine große Bauchoperation, noch eine Verlegung in ein weiter entferntes Krankenhaus notwendig. Die Technik lässt sich auch bei anderen Krankheitsbildern anwenden. Leidet ein Patient zum Beispiel an einem inoperablen Tumor am Magenausgang und damit an einem Magenverschluss, können wir mit diesem Verfahren eine Verbindung zwischen Magen und Dünndarm herstellen und so im Rahmen einer palliativen Versorgung die Lebensqualität deutlich verbessern, weil der Patient auf natürlichem Wege weiter ernährt werden kann. Auch eine Verbindung zwischen der Gallenblase und dem Dünndarm ist bei einer entsprechenden Tumorerkrankung möglich“, führt Martin-Günther Sterner aus. Heinrich L. (Name geändert), bei dessen Bauchspeicheldrüsen-Zyste dieses Drainage-System Mitte Dezember 2018 erstmals im Klinikum Niederlausitz zum Einsatz kam, konnte kurz nach dem Eingriff wieder nach Hause: „Nach der Entlastung der Zyste waren die Schmerzen weg, und ich habe mich schnell davon erholt“, berichtet er nach der Behandlung. Aktuell konnte ein Rezidiv der Zyste ebenso erfolgreich behandelt und zur Abheilung gebracht werden.
Bauchspeicheldrüsenentzündung: Ursachen und Nachsorge
Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung hat oft Gallenwegserkrankungen wie beispielsweise Gallensteine im Hauptgallengang zur Ursache. Diese Steine können den Flüssigkeitsabfluss aus der Bauchspeicheldrüse blockieren, was zu einer Schädigung des Organs bis zum Beginn einer Selbstzersetzung führen kann. Auch Alkoholmissbrauch und in seltenen Fällen Medikamente, Stoffwechselstörungen oder Virusinfektionen können eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung hervorrufen.
In die Therapie dieser und anderer gastroenterologischer Erkrankungen fließt in der Medizinischen Klinik I in Lauchhammer auch immer die körperliche wie seelische Gesamtkonstitution des Patienten ein, wie Martin-Günther Sterner erklärt: „Jeder Patient bedarf einer individuell an seiner Persönlichkeit orientierten therapeutischen Zuwendung, damit für die Genesung auch möglichst viel eigene Kraft freigesetzt werden kann. Mit der Integrativen Medizin unterstützen wir unsere Patienten dabei“. Bei der Integrativen Medizin fließen beispielsweise Verfahren der Anthroposophischen Medizin, der Manuellen Medizin oder der Phytotherapie in die schulmedizinische Behandlung ein. So erhielt Heinrich L. neben der Stent-Therapie auch ergänzende Therapien. „Dieses Konzept legen wir allen Therapieentscheidungen in unserer Klinik zugrunde – vor allem auch bei Krebspatienten, bei denen wir ergänzend zur leitlinienbasierten Medizin erfolgreich Verfahren der integrativen Onkologie anwenden“, informiert Martin-Günther Sterner über das Spektrum der internistischen Medizinischen Klinik I in Lauchhammer.
Foto: Klinikum Niederlausitz/Kristin Dolk
pm/red