Der angehende Arzt Lukas Richter reiste für ein Praktikum im Rahmen seines Studiums nach Tansania und berichtet nun von seinen Erlebnissen
Lauchhammer. Medizin zu studieren bedeutet mehr als nur Auswendiglernen und Stunden voller Theorie im Hörsaal: Ab dem 5. Semester steht vor allem der praktische Unterricht auf dem Programm.
Die angehenden Ärzte sollen in den sogenannten Famulaturen, einem Praktikum im Rahmen von vier bis sechs Wochen, durch die Mitarbeit im Krankenhaus, in Ambulanzen sowie in der hausärztlichen Versorgung Einblicke und Erfahrungen sammeln. Lukas Richter, 25 Jahre, absolvierte ein Praktikum in einem Krankenhaus in Tansania. Er erlebte, wie die Gesundheitsversorgung unter Armutsbedingungen geleistet wird und berichtet von seinen Erlebnissen. Der junge Lauchhammeraner studiert Medizin an der Universität Freiburg im Breisgau. Seit 2012 lebt er im Badischen, blieb jedoch seiner Heimat und der Region stets verbunden. Er leistete einen Teil seiner Famulaturen in Lauchhammer und Tettau ab. Doch warum absolviert man ein Praktikum in einem Land wie Tansania? „Ich möchte die Möglichkeit nutzen, mich in verschiedenen Fachbereichen und Formen der Gesundheitsversorgung auszuprobieren.“, sagt Lukas Richter, „Aus diesem Grund wollte ich auch in ein Land mit begrenzten Ressourcen reisen, um unter solchen Bedingungen Erfahrungen zu sammeln.“ Durch den regelmäßigen Kontakt zur evangelischen Kirchengemeinde Lauchhammer-Mitte erfuhr er von der langjährigen Partnerschaft zum Lugala Lutheran Hospital in Tansania. „Als ich von dieser Verbindung gehört hatte, entschied ich mich schnell dafür, mein Praktikum in diesem Krankenhaus abzuleisten.“, erzählt Lukas Richter.
Das Land ist vor allem als Urlaubsziel für Safaris, Kilimanjaro-Besteigungen und Sansibar-Aufenthalte bekannt. Doch Abseits der Touristenorte leiden die Menschen unter Armut und kämpfen täglich ums Überleben. „In Vorbereitung auf mein Praktikum beschäftigte ich mich sehr mit der medizinischen Versorgung in der Region rund um das Krankenhaus. Schnell kam mir die Idee, Spenden für das Hospital zu sammeln.“, berichtet der junge Medizinstudent. So wandte er sich an die Gemeindekirchenräte von Lauchhammer-Mitte und Grünewalde. In Zusammenarbeit wurde ein Aufruf zur Unterstützung des Krankenhauses gestartet. Insgesamt konnten 7000 € gesammelt werden, die vollständig dem Krankenhaus zugutekamen. „Ich freue mich sehr, dass weit über die Grenzen von Lauchhammer hinaus Interesse an dem Projekt geweckt und es dermaßen unterstützt wurde.“, sagt Lukas Richter. Mit Hilfe der gesammelten Gelder konnte die Etablierung eines Krankenhausinformationssystems zu einem großen Teil finanziert werden. Es erleichtert die Verwaltungsarbeit und trägt damit nachhaltig dazu bei, die Abläufe zu vereinfachen und die Erträge zu steigern.
Dass die medizinische Versorgung in Tansania mit anderen Problemen als in Deutschland zu kämpfen hat, merkte Lukas Richter schnell. Fünf Prozent der Erwachsenen sind mit dem HI-Virus infiziert. 85 Prozent der kindlichen Patienten leiden unter Malaria, Durchfällen und Infektionen der Atemwege. Die Ernährung der Bevölkerung ist sehr einseitig und somit zeigen viele Menschen Mangelerscheinungen. „Am Lugala Lutheran Hospital kann sehr vielen Patienten geholfen werden.“, sagt Lukas Richter voller Freude. In den letzten Jahrzehnten konnte das Krankenhaus Dank großzügiger Spendengelder aus Europa apparativ gut ausgestattet werden. Dennoch sind die finanziellen Möglichkeiten des Hospitals selbst in wirtschaftlich guten Zeiten so knapp, dass meistens nicht ausreichend Medikamente für die Behandlung zur Verfügung stehen. „Es ist beeindruckend, wie trotz der knappen Ressourcen die medizinische Versorgung der Menschen geleistet wird. Den Patienten wird eine Spitzenmedizin unter Armutsbedingungen garantiert.“ Die Menschen in der gesamten Region sind dankbar für die gebotene Hilfe. Lukas Richter arbeitete für viereinhalb Wochen im Krankenhaus mit und reiste anschließend durch das Land an der Ostküste Afrikas. „Mit den gesammelten Erfahrungen sieht man viele Probleme im Land mit anderen Augen.“, resümiert Lukas Richter. Die Touristenorte seien nicht repräsentativ für das gesamte Land, führt er weiter aus. Voller Dankbarkeit und Freude für alle Begegnungen und Erlebnisse, die sein späteres Berufsleben sehr prägen werden, blickt Lukas Richter auf diese Unterbrechung des Studiums zurück.
pm/red