„Familie sucht Mitglied“ heißt es in einer der zahlreichen Jobanzeigen, die Said Seltmann über die letzten Monate geschaltet hat. Bisher mit nur mäßigen Erfolg. Said Seltmann ist Geschäftsführer eines Trägerverbundes für Kinder- und Jugendhilfe namens „future generation“ und er sucht dringend einen Erzieher oder eine Erzieherin für eine Innewohnende Einrichtung.
„Das ist der Job, für den man geschaffen sein muss“ seufzt er. „Eine Fachkraft für IWE ist quasi 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche für die kleinen Klienten da. Das sagt der Name schon. Die Sozialpädagogen oder Erzieher/innen leben mit den Kindern und Jugendlichen unter einem Dach. Sie sind Familienoberhaupt, Vertrauensperson und geschulte Fachkraft in einem. Das ist zwar speziell aber auch sehr erfüllend.“ Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern bietet er deshalb ein Gehalt über Tarif, regelmäßige Schulungen und Fortbildungen und etliche Frei-Tage im Monat zusätzlich zum bezahlten Urlaub. Doch trotz allen Anreizen gibt es bisher wenig Bewerbungen. Woran das liegt, kann der 41jährige Geschäftsführer nur vermuten. „Auch wenn wir selbst das anders empfinden mögen, scheint doch die Region nicht die erste Wahl für junge Menschen zu sein. Viele suchen Arbeit in den alten Bundesländern oder in den urbanen Zentren.“ Als Metropole lässt sich Lauchhammer, der Einsatzort für die neue IWE-Kraft, wahrscheinlich nicht bezeichnen. Dieser Ort ist aber genau deswegen ausgewählt worden. „Die Wohnung liegt sehr ruhig und naturnah. Ausserdem gibt es eine besondere nachbarschaftliche Gemeinschaft mit den Anwohnern.“
Said Seltmann setzt nun verstärkt auf Rückkehrer und erfahrene Kräfte. „Tatsächlich wäre mir eine Bewerberin in den besten Jahren am liebsten. Die Erfahrungen zeigen, dass Frauen ab 45 oder 50 + am besten für diese Stelle geeignet zu sein scheinen. Die Kinder, viele aus einem zerrütteten Familienverhältnis oder Missbrauchsfälle, scheinen so häufig besser Vertrauen fassen zu können. Aber auch Männer erweisen sich oft als vertrauenswürdig und gut geeignet für diese Position. Wichtig ist eines: die Bewerberin oder der Bewerber muss ein echtes Pädagogenherz haben.“ Zu den Aufgaben einer IWE-Fachkraft zählen neben den alltäglichen Aufgaben eines Familienoberhaupts auch die Anleitung zur Rückkehr in ein geordnetes Leben. Dafür werden Aufgaben wie der Wocheneinkauf oder das Kochen des Essens gemeinsam geplant und erledigt. Zudem plant der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin gemeinsame Aktivitäten vom Ausflug bis hin zum Therapiegespräch und gibt regelmäßig Rückmeldung über die Entwicklung des Kindes. Die Aufgabe des Geschäftsführers für die nächsten Wochen ist zumindest klar: die Stelle für eine IWE-Fachkraft in Lauchhammer möglichst schnell besetzen. Denn den Kindern fehlt in der Zwischenzeit eine beständige Vertrauensperson, die „den Unterschied ausmachen kann“.
mehr Infos: www.future-generation.info