Es war die große Zukunftshoffnung für den ehemaligen Vestas-Standort in Lauchhammer, doch nun folgt ein herber Rückschlag. Der Batteriezellenhersteller SVOLT hat aufgrund des unbeständigen Automobilmarktes und fehlender Planungssicherheit seine Standortstrategie überarbeitet. Der geplante Standort in Lauchhammer, so das Unternehmen, wird deshalb nicht realisiert. Stattdessen konzentriert sich SVOLT nach eigenen Angaben auf den Standort Heusweiler im Saarland, dessen Übergabe für den 1. Juli diesen Jahres geplant ist. Ursprünglich wollte SVOLT auch in Brandenburg bis zu 1.000 Arbeitsplätze schaffen und eine Milliarde Euro in den Standort investieren. Wie genau es mit dem dafür geplanten Gelände weitergeht, ist noch ungewiss.
SVOLT Europe teilte dazu mit:
SVOLT Europe erweitert seinen vertrieblichen Fokus und hat in diesem Kontext auch seine Standortstrategie neu bewertet. Hintergrund ist unter anderem ein aktuell sehr volatiler Automobilmarkt, eine derzeit nach wie vor fehlende Planungs- und Rechtssicherheit für die Errichtung von Produktionsstätten, sowie der Umstand, dass ein umfangreiches Kundenprojekt nicht wie geplant realisiert wird.
„Der Automobilmarkt hat aktuell, hauptsächlich getrieben durch die Transformation zur Elektromobilität, überall auf der Welt mit erheblichen Schwankungen und Herausforderungen zu kämpfen“, sagt Kai-Uwe Wollenhaupt, President SVOLT Europe & Senior Vice President of SVOLT Energy Technology Company Ltd. „Dies führt bei manchen Automobilherstellern zu teilweise drastischen Strategieanpassungen. Bei SVOLT ist neben einer ohnehin geringen Planungssicherheit auf unterschiedlichsten Ebenen – von international drohenden Strafzöllen bis hin zu Marktverzerrungen durch langwierige sowie ungleich verteilte Fördermittel – nun außerdem ein signifikantes Kundenprojekt weggefallen. Hinzu kommen die wieder aufflammenden Diskussionen über das Verbrenner-Aus in der EU, die sich kontraproduktiv auf die geplanten Lokalisierungsbemühungen auswirken.“
Standortstrategie neu bewertet
Um dieser volatilen Marktsituation Rechnung zu tragen und weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, hat SVOLT Europe seinen vertrieblichen Fokus erweitert und seine Standortstrategie neu bewertet: Dies hat zur Folge, dass der Standort Lauchhammer in Brandenburg nicht wie geplant umgesetzt wird. Die Nutzung des Standortes im saarländischen Heusweiler ist im Kontext der nun beschlossenen, vertrieblichen Erweiterung weiterhin in Planung. Die vollständige schlüsselfertige Übergabe des Standortes wird am 01. Juli 2024 stattfinden. „Wir möchten uns an dieser Stelle sehr herzlich für die Unterstützung, die Kooperation sowie das erbrachte Vertrauen auf lokaler als auch auf Landesebene in Brandenburg und dem Saarland sowie bei unseren Partnern bedanken. Ganz besonders hervorheben möchte ich auch das Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen, die sich für den Erfolg von SVOLT in Europa so stark eingesetzt haben“, sagt Kai-Uwe Wollenhaupt. „Trotz dieser Entwicklungen betreibt SVOLT weiterhin ein starkes Engagement in Europa. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, um positive Impulse für Wirtschaft und Umwelt gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern umzusetzen.“
Keine Veränderung im saarländischen Überherrn
Entgegen anders lautenden Berichten in der Presse gibt es derzeit keine Veränderung in Überherrn. Der Satzungsbeschluss des Gemeinderats Überherrn liegt nach wie vor zur Genehmigung beim zuständigen Ministerium. Es wurde also noch kein Baurecht geschaffen. Darüber hinaus wurden bereits Klagen gegen das Bauvorhaben angekündigt, sobald das Baurecht geschaffen wurde. Wann finale Rechtssicherheit besteht, ist also derzeit nicht absehbar. Rechtssicherheit ist jedoch eine unabdingbare Voraussetzung und somit die entscheidende Grundlage für die Planung zum weiteren Vorgehen. Sobald Rechtssicherheit besteht, ist der nächste, darauffolgende Schritt die finale Wirtschaftlichkeitsprüfung. Dieser Prozess wird nach Einschätzung von SVOLT Europe noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Eine genauere Auskunft zum zeitlichen Ablauf wäre reine Spekulation, da vieles nicht in der Verantwortung und außerhalb des Wirkungsbereichs von SVOLT Europe liegt. Zum jetzigen Zeitpunkt entstehen in Überherrn für SVOLT Europe darüber hinaus keine unmittelbaren Pflichten. Die Struktur Holding Saar (SHS) ist aktuell für das Linslerfeld verantwortlich.
Erweiterung des vertrieblichen Fokus gibt neue Perspektive
Ab sofort wird SVOLT Europe neben dem Vertrieb von individualisierten Batteriesystemen für Elektroautos einen zusätzlichen Fokus auf Geschäftsfelder legen, in denen standardisierte Batterien und deren Systeme Anwendung finden können, die leichter skalierbar und schneller umsetzbar sind. Dazu gehören Antriebsbatterien für Nutzfahrzeuge, stationäre Energiespeichersysteme sowie deren Batteriezellen (so genannte Energy Storage Solutions, kurz: ESS) und Anwendungen im Non-Automotive-Bereich. Damit stellt sich SVOLT Europe breiter auf und sichert eine höhere Resilienz und verbesserte Zukunftsfähigkeit.
Ziel der vertrieblichen Erweiterung ist neben der Diversifizierung des eigenen Angebotsportfolios die bereits heute bestehende, hohe Nachfrage nach hochwertigen Energiespeicherlösungen abseits des Pkw-Sektors agiler bedienen zu können. Das starke, internationale Netzwerk von SVOLT garantiert hierbei die schnelle Umsetzbarkeit von Projekten. Mit dieser breiteren, strategischen Ausrichtung sieht sich SVOLT Europe gut aufgestellt, um auch in einem sich stetig ändernden Marktumfeld optimal agieren zu können.
„Technologische Innovationen sind weiterhin das Fundament unserer Strategie. Wir haben in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in die Forschung und Entwicklung neuer Batterietechnologien vorgenommen, die für vielfältige Anwendungen geeignet sind. Diese Innovationskraft fokussieren wir künftig stärker auf Geschäftsfelder aus dem Non-Automotive-Bereich“, sagt Kai-Uwe Wollenhaupt.
Antriebsbatterien für Elektro-Pkw weiterhin wichtig
SVOLT Europe zählt auch weiterhin Hersteller von Elektro-Pkw zu seinen Zielkunden. Mit den nun angekündigten Anpassungen werden jedoch darüber hinaus Kapazitäten beispielsweise für den Vertrieb von ESS-Lösungen in Europa eingesetzt. „Wir verstehen uns auch weiterhin als Innovations-Partner der Automobilindustrie. Die aktuelle Marktsituation legt jedoch eine Diversifikation nahe, um auch mittelfristig unsere wirtschaftliche Zukunft sichern zu können“, sagt Kai-Uwe Wollenhaupt. „Das ist ein entscheidender Schritt, um widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen zu werden und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur globalen Energiewende zu leisten. Die Anpassung unserer vertrieblichen Ausrichtung ist damit eine Investition in die Zukunft. Sie zeigt unser breit gefächertes Engagement, als Vorreiter technologischer Entwicklung innovative Lösungen anzubieten, die nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sind, sondern darüber hinaus einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt haben.“
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Red. / Presseinformation