Ab Ende Februar können unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur” historische Bauten wieder zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals angemeldet werden. Die Sanierung eines Gebäudes mit Geschichte im Landkreis Oberspreewald-Lausitz wurde kürzlich, von der einheimischen Bevölkerung fast unbemerkt, erfolgreich fertiggestellt. Das umfangreiche, in mehrere Abschnitte unterteilte Bauprojekt des Landkreises – die Komplettsanierung des denkmalgeschützten Kreishauses in Calau – ist nach nunmehr 20 Jahren mit der energetischen Sanierung der Fassade abgeschlossen worden.
Das ursprünglich im Neo-Renaissance-Stil um die Jahrhundertwende erbaute Verwaltungsgebäude ist nach dem Krieg nur notdürftig repariert worden. Nur wenige finanzielle und materielle Möglichkeiten standen zur Verfügung, um dem Gebäude nach den Zerstörungen 1945 wieder Leben einzuhauchen. Vor dem Krieg war die Fassade stark gegliedert, Treppentürme und Ziergiebel gaben dem Gebäude seinen Charakter. Besonders die Haupteingangsseite an der Cottbuser Straße war mit Ziegelformsteinen im Bereich der Gesimse und Fenster ausgestattet. 1920 ist der ursprüngliche Bau um einen schlichteren Ostflügel erweitert worden. In den 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Dach- und Kellergeschosse ausgebaut sowie Luftschutzräume eingerichtet. Im Krieg wurde das Gebäude dann stark zerstört. Insbesondere die Nord- und Ostseiten erlitten massive Brandschäden, die heute noch nach der Sanierung an der Fassade ablesbar und partiell als „Geschichtsfenster“ erhalten blieben. Nach 1945 wurde das Gebäude mit einfachen Mitteln als schlichter, zweckmäßiger Verwaltungsbau wieder repariert. Es bildet mit einem Hauptgebäude an der Nordseite, einem kurzen West- und einem längeren Ostflügel ein U mit unterschiedlich langen Schenkeln.
Chronologie der vorherigen Baumaßnahmen
Ab 1999 wurden die zu DDR-Zeiten stark vernachlässigten Büroräume instandgesetzt. Hierbei wurden die Bürotüren nach historischem Vorbild erneuert. Im Jahr 2007 erhielten das Verwaltungsgebäude und das daneben befindliche frühere Kutscherhaus neue Dacheindeckungen aus Biberschwanzziegeln. Ab 2012 wurde ein neues Brandschutzkonzept umgesetzt. Hierzu gehörten Brandmeldeanlagen, Vollglastüren als Brand- und Rauchschutztüren in den öffentlichen Fluren, Flucht- und Rettungswegtreppen sowie ein außenliegender Personenaufzug. In diesem Zuge wurden alle öffentlichen Flure nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Sanierung der Gewölbedecken mit ihren Ziegelrippen und Malereien dar.
Die Fassadensanierung
Als letzte Baumaßnahme folgte schließlich in einzelnen Abschnitten von 2016 bis 2018 die energetische Ertüchtigung der Fassade des gesamten Gebäudes unter denkmalrechtlichen Bedingungen. „Dies bedeutet gerade bei denkmalgeschützten Fassaden nicht unbedingt, nachträglich eine Dämmung zu ergänzen“, erklärt die zuständige Calauer Sachverständige Kirsten Schneider. „Die Sanierung folgte dem Motto ´Wärmeschutz ist gleich Feuchteschutz‘“, ergänzt die Ingenieurin. Vor Beginn der Arbeiten regnete es durch die Fenster. Feuchtigkeit und Wind drangen durch fehlende Mauerwerksfugen in Innenräume ein. Auf den sonnenbeschienen Süd-, Ost- und Westseiten war durch fehlenden Sonnenschutz an den Computerarbeitsplätzen das Arbeiten im Sommer stark erschwert. „Es ging darum, zu verhindern, dass weiterhin Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringt und Wind, Kälte, Hitze und übermäßiges Sonnenlicht ausgesperrt werden“, erläutert Christine Paulan, Sachgebietsleiterin für Bau und Unterhaltung des Landkreises.
Ein wichtiger Baustein bei der energetischen Fassadensanierung war der komplette Austausch der zahlreichen Holzfenster am Objekt. 280 historische Holzfenster und 12 Eingangstüren, zum Teil mit Stichbögen, Kämpfern und Sprossen galt es zu ersetzen. Große Schwierigkeiten bereiteten dabei die schiefen Maße sowie unterschiedlich großen Fenster, wie sie bei historischen Gebäude die Regel sind. Um dem Arbeitsschutz der Mitarbeiter gerecht zu werden, wurden nicht nur hochmoderne Wärmeschutzgläser, sondern auch eine Sonnenschutzverglasung eingebaut.
Am 1. August 2016 begannen die Bauarbeiten an der Nordseite. Im November 2018 konnte die Fassadensanierung an der Poststraße erfolgreich abgeschlossen werden. Da alle Arbeiten während der Büroarbeitszeiten der Kreisverwaltung durchgeführt wurden, kam dem Projekt besonders die hohe Flexibilität und Erfahrung der ausführenden Firmen zugute, berichtet Wilfried Brödno, Dezernent für Bildung, Finanzen und innere Verwaltung und hebt zudem die konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis als Bauherren, der Unteren Denkmalbehörde und der Bauleitung, dem Calauer Ingenieur- und Sachverständigenbüro Kirsten Schneider, hervor. Für die gesamte Fassadensanierung wurden knapp eine Million Euro über Fördermittel des Bundes und Landes Brandenburg (
Foto: Komplettsanierung des denkmalgeschützten Verwaltungsgebäudes des OSL-Kreises abgeschlossen
pm/red