Die international besetzte „Big Open Single Seater” (BOSS GP) Rennserie hat im Oktober ihre 29. Saison im italienischen Mugello beendet. Mit Rennfahrer Henry Clausnitzer aus Schipkau gab es in der SUPER LIGHTS-Kategorie den einzigen Titelgewinner aus Deutschland. Im Interview mit seinem Team WF-Racing blickt der 35-Jährige auf seine mehr als erfolgreiche Debütsaison in der Rennklasse zurück.
WF-Racing teilte dazu mit:
Insgesamt kämpfen die Fahrer in vier Klassen um den jeweiligen Klassensieg innerhalb der BOSS GP Racing Series. Während die F1-Klasse an Ingo Gerstl nach Österreich ging, wurde die Kategorie „OPEN“ für leistungsgesteigerte Fahrzeuge unterhalb der Formel 1 vom ehemaligen Formel 1-Fahrer Antonio Pizzonia aus Brasilien dominiert. In der FORMULA-Klasse entschied der Italiener Simone Colombo die Meisterschaft in einem GP2-V8 Dallara für sich. Henry Clausnitzer hatte seit dem ersten Rennen der Saison die Meisterschaftsführung mit einem Formel Renault V6 bei den SUPER LIGHTS inne und gab diese Führung auch bis zum letzten der insgesamt 14 Saisonrennen nicht mehr her. Er sicherte sich dabei beachtliche acht Saisonsiege und zwei zweite Plätze. Gefahren wurde in insgesamt sechs Ländern – begonnen im französischen Le Castellet, ging es weiter auf dem deutschen Hockenheimring, dem österreichischen Redbull Ring, im niederländischen Assen bis auf die italienischen MotoGP- und Formel 1-Strecken in Misano, Monza und Mugello. Zusätzlich wurden Demonstrationsläufe im tschechischen Brünn absolviert. Ende November findet im österreichischen Salzburg die Ehrung der Sieger aus dem Jahr 2023 in feierlichem Rahmen statt.
Rennfahrer Henry Clausnitzer
Clausnitzer begann seinen motorsportlichen Werdegang zunächst im Kartsport. Nach dem Gewinn der Vizemeisterschaft in der Ostdeutschen Kartmeisterschaft und der ADMV-Kartmeisterschaft stieg er im Jahr 2003 in die Nachwuchsformelserie Formel Ford Zetec um. Neben dem Gewinn des Austria Formel Ford Cups 2007 nahm Clausnitzer 2004 und 2005 als einziger deutscher Starter am Formel Ford Weltfestival im englischen Brands Hatch teil. 2006 fuhr er in der Schweizer Formel LISTA Meisterschaft und zeigte bereits in früheren Rennserien, dass er sich schnell auf neue Fahrzeuge einstellen kann. So gelang ihm nach dem Gewinn des Austria Formel Ford Cups 2007 der Umstieg in den Tourenwagensport 2008, inklusive ADAC-Nachwuchsförderung und erfolgreicher Polo Cup Sichtung von VW.
Seit 2020 fuhr Clausnitzer in der französischen sowie FFR Formel Ford Meisterschaft. 2023 stieg er in die BOSS GP mit einem Formel Renault V6 um. Zum Abschluss der diesjährigen Saison haben wir mit Henry Clausnitzer über seinen gewagten Umstieg auf ein ca. 260 PS-stärkeres Fahrzeug, seine Träume und Ziele im Motorsport und seine Momente der Saison gesprochen.
Interview des Teams WF-Racing mit Henry Clausnitzer über die Saison 2023
Wie bist du zur BOSS GP gekommen?
„Mich hat die BOSS GP als Rennserie immer fasziniert und der Traum, irgendwann einen „Big Open Single Seater“ zu bewegen, besteht bereits seit Kindheits- und Jugendtagen. Die Begeisterung habe ich, seitdem ich Anfang der 2000er Jahre die Nissan World Series Fahrzeuge mit diesem einmaligen Sound live am Lausitzring als Zuschauer, gemeinsam mit meinem Vater, erleben durfte. Damals war ich noch im Kartsport unterwegs. Nach meiner Rennfahrerpause und dem Wiedereinstieg in den Motorsport im Jahr 2020 fuhr ich zunächst wieder Formel Ford, der idealen Talentschmiede nach dem Kartsport. Im Jahr 2022 schaute ich mich nach Alternativen um, um den Sprung in eine größere Formelserie vorzubereiten. In diesem Zusammenhang reiste ich u. a. nach Brünn, um mir dort aktuelle Formelserien anzuschauen. Eine davon war die BOSS GP und es ergaben sich in der Winterzeit Wechselchancen, die einen Einsatz in der BOSS GP erst potenziell möglich und anschließend auch praktisch umsetzbar machten.“
Was sagst du Rückblickend zum Umstieg in die BOSS GP?
„Ich danke vor allem meinem Team WF Racing für die geleistete Arbeit im Jahr 2023 und den unermüdlichen Einsatz. Ohne diesen wäre ein derartiger Erfolg und die Konstanz in meiner Debütsaison in der BOSS GP Racing Series nicht möglich gewesen. Es war immer ein Traum von mir, in großen Formelwagen an den Start zu gehen. Eine Wertung der BOSS GP direkt zu gewinnen habe ich allerdings nicht zu träumen gewagt.“
Welche Herausforderungen hattest du im Umstieg von der Formel Ford zum Formel Renault V6?
„Der Umstieg vom 140 PS starken Formel Ford, welchen ich noch in der vergangenen Saison gefahren habe, in den 400 PS Formel Renault V6 in 2023 bedeutete einen großen Sprung. Auch die Abstimmung in Sachen Aerodynamik stellte eine neue Herausforderung dar. Hinzu kamen das Links-Bremsen wie früher im Kartsport und „Paddle Shift“ – das Schalten am Lenkrad. Diese Fahrzeuge sind auch in der Vorbereitung für das Team eine eigene Liga und vom Aufwand nicht zu vergleichen mit kleineren Nachwuchsformelserien.“
Was war dein Moment der Saison 2023 und welches Rennen hat dir am besten gefallen, warum?
„Bereits der Saisonstart im französischen Le Castellet, beim „Grand Prix de France Historique“, im April mit über 55.000 begeisterten Zuschauern und einem Gridwalk bei dem die Autos aufgrund der Menschenmenge nicht mehr zu erkennen waren, stellen eine überwältigende Erfahrung dar. Hinzu kamen dort gleich die ersten beiden Saisonsiege. Zur Siegerehrung durfte ich den ehemaligen französischen Formel 1-Fahrern Jean Alesi und René Arnoux die Hände schütteln, von denen ich auch die Pokale überreicht bekam. Dies waren definitiv Momente, bei denen ich mich selbst kneifen und fragen musste, ob das gerade wirklich passiert oder nur ein Traum ist.“
Wie würdest du deine Saison 2023 mit drei Worten beschreiben?
„Überwältigend, erfolgreich, aber auch lehrreich.“
Was war dein größter Erfolg in dieser Saison?
„Der Titelgewinn in der SUPER LIGHTS-Wertung insgesamt und das Antreten bei hochkarätigen Veranstaltungen mit großem Publikumsinteresse.“
Was planst du für 2024?
„Die nun beginnende Winterpause wird zur Vorbereitung auf die Saison 2024 genutzt und fühlt sich aktuell noch nicht wirklich als Pause an. Es stehen für mich noch weitere serienübergreifende Testfahrten im Herbst an und ich analysiere anschließend, was sich für das nächste Jahr ergibt. Im Mittelpunkt steht der erneute Start in der BOSS GP Racing Series. Ich bin auch offen für weitere Einsätze und Rennerfahrungen, allerdings ist alles budgetabhängig. Ich stehe in Verhandlungen, würde mich aber über weitere Unterstützung und Sponsoren freuen, um auch im Jahr 2024 erneut super Ergebnisse abliefern und an bestehende Erfolge anknüpfen zu können.“
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Red. / Presseinfo