In einer gemeinsamen Studie untersuchen die Brandenburgische Technische Universität Cottbus–Senftenberg und die Klinikum Niederlausitz GmbH die Verbreitung von Antikörpern gegen das Virus Sars-CoV-2 unter den Angestellten des Klinikums. Ziel der gemeinsamen Studie ist es herauszufinden, ob und wie lange Antikörper im Blut nachweisbar sind. Die Wissenschaftler*innen erhoffen sich Aussagen darüber, wie lange eine mögliche Immunität gegen das Virus bestehen bleibt. Interessant dafür sind auch die Fälle, bei denen unbemerkt und ohne Symptome Kontakt mit dem Virus bestand. Bislang gibt es nur wenige Hinweise aus anderen Studien über das mögliche Ausmaß des Infektionsgeschehens unter Klinikpersonal in Deutschland. Über 150 Freiwillige aus den verschiedenen Abteilungen des Klinikums meldeten sich zur Teilnahme.
Die als Verlaufsstudie angelegte Untersuchung startet im Juli und läuft bis Dezember 2020. Den Teilnehmenden wird dazu einmal im Monat Blut abgenommen. Die Studienverantwortlichen seitens des Klinikums Dr. H.-D. Gremmels und Juliane Schiebel vom Institut für Klinische Chemie, Labordiagnostik und Mikrobiologie, begleiten die Blutabnahme sowie die Durchführung der Tests auf Antikörper in den Laborräumen des Klinikums.
Dr. Gremmels, Direktor des Instituts für Klinische Chemie, Labordiagnostik und Mikrobiologie hebt die Bedeutung der Studie hervor: „Bislang ist unklar, ob zum Herbst/Winter 2020 eine zweite Welle der Pandemie kommt. Die bei uns im Klinikum erhobenen Daten liefern wertvolle Erkenntnisse bezüglich des weiteren Pandemie-Verlaufs und der Immunität in der Bevölkerung“.
Auswertung an der BTU
Begleitend zur Blutabnahme beantworten die Teilnehmenden einen ausführlichen Fragebogen, der helfen soll Ausbreitungswege und mögliche Risikofaktoren besser zu verstehen. Die Auswertung erfolgt durch die Studienverantwortlichen an der BTU Cottbus–Senftenberg Prof. Dr. Jacob Spallek und Stephanie Hoffmann vom Fachgebiet Gesundheitswissenschaften und dem Institut für Gesundheit am Standort Senftenberg.
Prof. Jacob Spallek, Epidemiologe und Prodekan des Institutes für Gesundheit hofft, mit der Studie ein weiteres wichtiges Puzzleteil für das Verständnis der Corona-Pandemie zu liefern: „Wir wollen herausfinden, welche Faktoren für eine Ansteckung bedeutsam sind und wie viele Menschen im Landkreis tatsächlich schon infiziert sind.“
Derartige Ansätze lassen sich ebenfalls aus der Studie ableiten, da bewusst ausgewählte Klinikbereiche eingeschlossen sind – wie etwa die Intensivstation oder auch die Verwaltung. So könnten die Mitarbeiter der Verwaltung in etwa ein Risikopotential haben, das mit dem der Allgemeinbevölkerung vergleichbar ist. Das Personal der Intensivstation hingegen ist häufiger mit dem Virus in Kontakt gekommen und war somit einem höheren Risiko ausgesetzt. Diese Vergleichszahlen – auch mit weiteren Klinikbereichen wie die Kardiologie oder Geriatrie – werden mit Spannung erwartet.
Auch Univ.-Prof. Dr. med. habil. Frank Hufert, ärztlicher Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Virologie der Medizinische Hochschule Brandenburg, begleitet die Studie mit seiner Expertise. Er wird der Frage nachgehen, welche Antikörper tatsächlich einen Immunschutz gewähren können.
Weiterer Austausch geplant
Die Studie stellt den Auftakt einer künftigen engen Zusammenarbeit zwischen der wissenschaftlichen Kompetenz der Universität und der medizinischen Expertise des Klinikums dar. Die BTU und die Klinikum Niederlausitz GmbH teilen sich die Kosten der Studie und werden die Ergebnisse gemeinsam publizieren.
Tobias Vaasen, Geschäftsführer des Klinikums: „Wir profitieren natürlich von den Ergebnissen der Studie, da wir Aussagen über die Immunität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die täglichen Arbeitsabläufe nutzen können.“
Hintergrund
Der pandemische Ausbruch des neuartigen Sars-CoV-2 stellt das deutsche Gesundheitssystem vor Herausforderungen. Zur Vorbeugung einer Infektion steht noch kein Impfstoff zur Verfügung, sodass Schutzmaßnahmen momentan den einzigen Infektionsschutz darstellen. Darüber hinaus bietet eine bereits durchgemachte Infektion durch die Ausbildung spezifischer Antikörper einen Immunschutz, dessen Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit aber bisher nicht bekannt ist.
Bild: Untersuchung der Blutproben auf Antikörper. Marion Keller, leitende MTA des Instituts für Klinische Chemie, Labordiagnostik und Mikrobiologie © KNL /Steffen Rasche