Bereits am Freitag berichtete das Handelsblatt, dass angesichts des dramatisch gesunkenen Strompreises, die Interessenten nicht bereit seien, einen akzeptablen Preis zu bezahlen. Das Blatt beruft sich auf mit den Verhandlungen vertraute Personen. So hat die Steag kein Angebot vorgelegt, der tschechische Konzern ČEZ gab heute bekannt, ebenfalls kein verbindliches Angebot vorzulegen, die IGBCE hat stattdessen ein Stiftungsmodell zusammen mit der Steag vorgeschlagen. Der Strompreis ist seit Ende 2014, als Vattenfall die Verkaufsabsichten bekannt gab, von 35 Euro auf 20 Euro je Megawattstunde gefallen. Insider berichten, dass die Herstellungskosten je Megawattstunde Braunkohle derzeit auf ca. 23 Euro beläuft.
Das Stiftungsmodell soll einen sozialverträglichen Ausstieg zusammen mit dem Bund, sowie den Bundesländern Sachsen und Brandenburg ermöglichen. Die Steag würde als Betriebsführer und Stromvermarkter auftreten. Vattenfall würde für ein Stiftungsmodell allerdings keine Verkaufserlöse erzielen. Für die Lausitz wäre ein Stiftungsmodell von Vorteil, da durch die Gewinne regionale Projekte, der Ausbau regenerativer Energien und der spätere Rückbau sowie die Rekultivierung bezahlt werden könnten. Der Hauptunterschied zum vorgeschlagenen Stiftungsmodell von Greenpeace ist der Zeitpunkt des Ausstiegs und die Übernahme der Verantwortung. Das IGBCE Modell sieht Gewinne in den nächsten Jahren vor und eine Übernahme von Folgekosten im Zweifel durch den Staat, also am Ende den Steuerzahler, das Greenpeacemodell sah Vattenfall für Langzeitfolgen wie die braune Spree, Tagebaurekultivierung und Bergschäden in der Verantwortung, da weitere Gewinne mit dem Braunkohlegeschäft bezweifelt werden.
Die ebenfalls tschechische EPH-Gruppe (unter anderem MIBRAG) hält sich zur heute endenen Frist für ein verbindliches Angebot weiter bedeckt.
Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid: „Vattenfall muss einsehen, dass ein Braunkohlegeschäft in Deutschland heute unverkäuflich ist. Nach dem Pariser Klimabeschluss hat der klimaschädlichste aller fossilen Energieträger keine Zukunft mehr. Neben den drohenden Verlusten wachsen auch die wirtschaftlichen Risiken für die Betreiber. Eine Stiftung kann eine Lösung für das Problem Braunkohle sein. Sie muss einen verbindlichen und sozialverträglichen Ausstiegsplan bis spätestens 2030 festlegen. Und sie muss glasklar regeln, dass die Konzerne nach vielen lukrativen Jahren die Folgekosten vollständig übernehmen müssen. Selbst die IGBCE in Zusammenarbeit mit der Steag hat eingesehen, dass die Braunkohleverstromung kein geschäftsfähige Perspektive mehr bietet. Da hat Gewerkschaftsvorsitzender Michael Vassiliadis seine Leute voll gegen die Wand laufen lassen und viel zu lange gezögert, sich um die Zukunft Gedanken zu machen, anstatt an alten Seilen festzuhalten.“
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber: “Ich lege Wert auf die Feststellung, dass das von dem nordrhein-westfälischen Kraftwerksbetreiber Steag vorgeschlagene Modell einer Kohle-Stiftung nicht mit Brandenburg abgestimmt ist. Zwar hätten alle Kaufinteressenten für das Lausitzer Braunkohlerevier ihre Modelle im Wirtschaftsministerium vorgestellt. Eine Positionierung zu Gunsten oder zu Ungunsten eines Bieters gibt es von unserer Seite aber nicht“.
Der tschechische Bieter ČEZ, Barbora Půlpánová, Pressesprecherin: „Nach einer gründlichen Analyse aller Chancen und Risiken hat sich die Gesellschaft ČEZ entschieden, das verbindliche Angebot nicht vorzulegen. Die Gesellschaft ist aber bereit, auch in Zukunft über die Bedingungen und Varianten des Verkaufs zu verhandeln. Die Hauptgründe gegen die Vorlage eines verbindlichen Angebots sind die fortdauernde negative Entwicklung der Großhandelsstrompreise, die Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Indizes und die Betriebsdauer klassischer Elektrizitätswerke haben, sowie die anhaltende Unsicherheit im Hinblick auf die vorzeitige Drosselung des Einsatzes von Kohleressourcen in Deutschland.”
Foto: ideengruen.de