Die Planungen für den zweigleisigen Ausbau auf dem Streckenabschnitt der Bahnlinie Lübbenau-Cottbus können beginnen. Das Land finanziert die ersten beiden Planungsphasen mit 2,4 Millionen Euro. Eine entsprechende Vereinbarung haben Verkehrsministerin Kathrin Schneider und der Konzernbevollmächtige der Deutschen Bahn AG für das Land Brandenburg, Dr. Joachim Trettin, heute in Lübbenau unterzeichnet.
Verkehrsministerin Kathrin Schneider: „Der zweigleisige Ausbau des Streckenabschnitts ist dringend erforderlich. Nicht nur für die Verbesserung des Angebots zwischen der Lausitz und Berlin, sondern auch mit Blick auf die grenzüberschreitenden Verkehre nach Polen. Deshalb haben wir uns hier zu einer Vorfinanzierung der Planung entschlossen. Ich bin sehr froh, dass die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn zu diesem wichtigen Meilenstein erfolgreich abgeschlossen werden konnten.“
Dr. Joachim Trettin, Konzernbevollmächtigter der DB AG: „Mit dem Ausbau des Abschnitts Lübbenau – Cottbus auf zwei Gleise, soll der Engpass auf der Strecke beseitigt werden. Dadurch wird die Qualität der Angebote für die Fahrgäste verbessert. Außerdem entsteht eine ausreichend dimensionierte Schieneninfrastruktur für die Zukunft.“
Landrat Harald Alteküger, Landrat des Landkreises Spree-Neiße und Vertreter der Energieregion: “Ich bin sehr froh, das das Land in Vorleistung geht, um die Planungen voran zu treiben. Fretige Pläne sind entscheidend für eine schnelle Umsetzung. Seit 2009 wir über den zweigleisigen Ausbau gesprochen, nun könnte er endlich Realität werden. Der angesprochene grenzübergreifende Verkehr über Cottbus nach Breslau bedingt auch die Elektrifizierung der Strecke Cottbus – Forst, über die wir weiter reden müssen.”
Schon mit der Geschwindigkeitserhöhung im Streckenabschnitt Cottbus-Königs Wusterhausen auf 160 km/h und der damit verbundenen Fahrzeitersparnis von etwa 20 Minuten zwischen Cottbus und Berlin ist der Zugverkehr attraktiver geworden. Die Anzahl der Ein- und Aussteiger in diesem Abschnitt hat sich gegenüber der Zeit vor dem Streckenausbau etwa verdoppelt. Derzeit gibt es neben Touristen etwa 6.000 Pendler täglich, die die Strecke nutzen.
Die Linie RE2 bedient in Cottbus den wichtigen Umsteigeknoten zur vollen Stunde, so dass gute Anschlüsse zu den weiterführenden Zügen, zum Beispiel nach Görlitz, Forst und Senftenberg hergestellt werden können. Im Takt werden etwa 40 Züge pro Tag angeboten. Darüber hinaus verkehrt ein IC-Zugpaar zwischen Cottbus und Berlin. Im Rahmen einer Tarifkooperation können diese Züge auch mit Fahrausweisen des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg genutzt werden. Während der Sommermonate werden an den Wochenenden auch die Züge von Berlin nach Breslau, der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas, auf der Strecke unterwegs sein.
Zurzeit stellt der eingleisige Abschnitt Lübbenau-Cottbus einen erheblichen Engpass dar, der immer wieder zu Verspätungen führt. Dazu kommt, dass die Züge im Fahrtverlauf weitere Engpässe passieren müssen. Dies betrifft beispielsweise den Bahnhof Königs Wusterhausen, den Knoten Berlin und viele weitere Abhängigkeiten zu anderen Zügen im Netz.
Nach dem zweigleisigen Ausbau der Strecke Lübbenau-Cottbus, soll das Angebot im Schienenverkehr nochmals mit zusätzlichen Fahrtmöglichkeiten von Berlin nach Cottbus verbessert werden. Darüber hinaus hat die Deutsche Bahn im Rahmen ihrer Fernverkehrsoffensive angekündigt, die Strecke ab 2022 wieder im Zweistundentakt mit einer IC-Verbindung bedienen zu wollen. Außerdem werden die Bedingungen für den Güterverkehr ermöglicht.
Durchgeführt werden die Planungen für den zweigleisigen Ausbau von der Deutschen Bahn AG. Das Land Brandenburg hat das Projekt als Vorschlag für den Bundesverkehrswegeplan 2030 eingebracht, der am 16.03.2016 veröffentlich wird. Bis Ende 2017 sollen die ersten beiden Planungsphasen einschließlich Vermessung und Erstellung eines Baugrundgutachtens beendet sein. Die Bahn rechnet bei positiven Signalen vom Bund mit einem Baustart im Frühjahr 2020 und einer Eröffnung des ca. 70 Mio. Euro teuren Projekts im Frühjahr 2023. Nach Fertigstellung soll auch eine Regionalbahn von Cottbus nach Lübbenau geschaffen werden, die die Haltepunkte Kolkwitz, Kunersdorf und Raddusch tagsüber bedient. Lübbenaus Bürgermeister Helmut Wenzel sagte dazu: “Die Lausitz benötigt den Ausbau der Strecke. Vor allem die touristische Wirtschaft, die sich in den letzten Jahren auch zum Beispiel in Raddusch gut entwickelt hat, hat hier Bedarf.
Das Gesamtprojekt beinhaltet laut Deutscher Bahn etwa 25km Gleis und Oberleitung, 13 neue Weichen, 18 Durchlässe und 6 Brücken, die verbreitet oder ausgebaut werden müssen. Dazu kommt die Einbindung in das elektronische Stellwerk, Kabeltiefbau und Schallschutz entlang der Strecke.
Planungen zur direkten Anbindung von Cottbus an den neuen Flughafen BER gibt es laut Ministerin Schneider derzeit nicht.
Weitere Reaktionen:
Der Deutsche Bahnkundenverband: “Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurden wegen Fahrzeitproblemen die Halte in Raddusch, Kolkwitz und Kunersdorf gestrichen. Wenn der Abschnitt wieder zweigleisig ist, könnten dort wieder Züge halten, ohne dass zu Fahrplanproblemen kommt. Auf dem Weg von Cottbus nach Berlin bleibt ein “Flaschenhals” bestehen. Im Bahnhof Königs Wusterhausen gibt es für den Regional- und Fernverkehr nur ein nutzbares Bahnsteiggleis. Viele Verspätungen entstehen hier, weil die Taktfolgen der Züge inzwischen so dicht sind, dass auch nur die kleinste Verspätung die gesamten Fahrpläne durcheinanderbringt.” Der DBV hofft deshalb, dass als nächstes eine ähnliche Vereinbarung für den dringend notwendigen Umbau des Bahnhofs Königs Wusterhausen abgeschlossen wird.
Die Lausitzer Kreisverbände von Bündnis 90/ Die Grünen bezeichnen die Ankündigung, die Bahnstrecke zwischen Lübbenau und Cottbus zweigleisig auszubauen als „einen längst überfälligen Schritt“: Seit 2014 liegt ein Vorschlag der IHK-Cottbus und dem Fahrgastverband Pro Bahn vor. In einer Untersuchung sprechen sich Verbände für eine Aufteilung der Strecke des RE 2 von Wismar nach Cottbus aus. Wenn Züge aus Cottbus in Berlin enden würden, könne man wesentlich besser aus Verspätungen reagieren und die Abkopplung der drei Halte in der Lausitz wieder rückgängig machen. Durch Stillegung der Bahnhalte in Kolkwitz, Raddusch und Kunersdorf sollte jene vier Minuten herausgeholt werden, die der Regionalexpress 2 (RE2) ab dem Winterfahrplan 2015/2016 länger durch Berlin benötigt. „Von der versprochenen Pünktlichkeit merkt man kaum etwas“, sagt Renner. Der Kreisvorsitzende der Grünen Dahme-Spreewald Andreas Rieger mahnt zudem, das ein alleiniger Fokus auf den zweigleisigen Ausbau zwischen Lübbenau und Cottbus zu eng gefasst sei: „Die gesamte Strecke muss auf den Prüfstand, insbesondere der Verkehrsknoten Königs Wusterhausen mit seinem S-Bahn-Anschluss muss mit betrachtet werden“, fordert Rieger. Auch dort müsse die Beseitigung der Eingleisigkeit abgeschafft werden. In Königs Wusterhausen können von den Regionalzügen RE2, RB36 und RB22 nur ein Gleis genutzt werden. Mit Inbetriebnahme des Flughafen BER reichen die Kapazitäten definitiv nicht aus.
Energieregion Lausitz: „Die Verkehrsministerin machte beim Forum Infrastruktur Ende 2015 keine Versprechungen. Umso erfreulicher ist es für die Lausitz, dass Themen aus dem Forum positiv aufgegriffen wurden. Der Kulturzug der die Europäische Kulturhauptstadt 2016 Breslau ab Frühjahr anfahren soll, ist inzwischen beschlossen. Mit den 2,4 Mio. EUR Planungsmittel für den zweigleisigen Ausbau der Strecke Lübbenau-Cottbus wird endlich Geschwindigkeit in der Umsetzung aufgenommen. Mit der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung für die Planung werden die Weichen für die Bundesinvestition gestellt. Baureife Planungen sind hierfür die wesentliche Voraussetzung. Eine gute Strategie des Landes wäre ein ausreichender Planungsvorlauf. Regelmäßig werden durch das Bundesverkehrsministerium Konjunkturmittel und ähnliche Ausschüttungen vorgenommen. „Baureife Planungen bedeuten in diesen Fällen kein jahrzehntelanges Warten. Brennpunkte können unmittelbar bedient werden.“, macht Norman Müller, Geschäftsführer der Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH deutlich.