Ja, ich glaube, besser als mit dem Titel des Puhdys-Albums von 2012 kann man diesen letzten Samstagabend beim porta Sport & Kultur Festival 2015 im Potsdamer Kirchsteigfeld beim Sport Club Potsdam e.V. nicht beschreiben. Den Entschluss, zu diesem letzten Open-Air-Konzert der Puhdys zu fahren, hatte ich ganz spontan gefasst, als mein Sohn mich fragte, ob ich als alter Puhdys-Fan nicht Lust hätte mitzukommen. Und die Entscheidung war echt gut.
Nach der offiziellen Eröffnung dieser bereits zum 5. Mal mit großem Erfolg stattfindenden Veranstaltung und der Begrüßung durch den brandenburgischen Finanzminister Christian Görke und dem Dank an den Hauptsponsor – dem Möbelhaus porta in Potsdam – stürmte (fast pünktlich) um 17 Uhr die Jüterboger Rockband SIX auf die Bühne, die ihre Fangemeinde mittlerweile in ganz Deutschland hat. Frontmann Stefan Krähe begrüßte seine vielen Fans auch sofort mit Ein Mann Ein Wort und Gebrannte Kinder aus dem gleichnamigen neuen Album. Dann folgte ein Klassiker – der aufgepeppter Ostsong Zeit, die nie vergeht – ein Song, der in jedem Konzert die Leute begeistert und den wir alle lautstark mitsangen. Danach sang er aus dem neuen Album noch das Lied für einen Freund, gefolgt von anderen, auch älteren, Hits der “Kapelle SIX”, wie sie sich selbst etwas ironisch bezeichnen, wie z.B. Geliebt und verletzt und Gefallene Engel. Und bei dem Einlaufsong des Eishockeyteams Eisbären Berlin Eiskalt waren die mitgereisten Fans natürlich besonders begeistert.
Dann zeigten auch alle anderen ihre Solo-Qualitäten – Andreas Giersch, der Keyboarder, Jürgen Schötz, der Drummer und Frank Engelmann, der “Quotenwessi”, der mit seiner Gitarre Robert Gläser bei Nööö passioniert begleitete. Nachdem Stefan Krähe den Fans, die von Anfang an laut mitsangen, oftmals kräftig mit “und Atmosphäre bitte” eingeheizt hatte, stieg die Stimmung von Song zu Song gewaltig. Wir hörten Das Leben ist hart und man muss Amboss oder Hammer sein, um zu überleben. Aber als Geiler isses hier erklang, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Nach der Info, dass SIX am 31.10.2015 im Nikolaisaal Potsdam beim “Rock trifft Klassik” wieder zu erleben ist, verließ die Band nach 90 Minuten und einem super Konzert unter großem Beifall die Bühne, leider ohne Zugabe, was die Fans nicht gut verstehen konnten.
Es folgte eine Umbaupause, ein Meet-and-Greet einiger ausgewählter Fans mit den Puhdys und eine weitere kleine Talkrunde, nochmals mit Christian Görke, der sich als über 40jähriger Puhdys-Fan outete, und mit den Sportlern des veranstaltenden SC-Potsdam; hier kamen u.a. die Bundesliga-Volleyballdamen zu Wort und die WM-Teilnehmer und Olympia-Hoffnungen Hagen Pole, Christopher Linke und Nils Brembach.
Pünktlich um 20 Uhr begann dann das (definitiv) letzte Open-Air-Konzert der Ost-Altrocker, die zusammengerechnet ein Alter von insgesamt 340 Jahren aufweisen, aufgeteilt auf 5 Schultern. Dieter “Maschine” Birr und seine Männer kamen gleich mit einem “Knaller” auf die Bühne – Geh zu ihr, ihrem legendären Song aus dem Film “Paul und Paula” von 1973, gefolgt von Melanie und dem Titel Die Welt ist ein Wunder vom letzten Album “Es war schön”. Dann zeigte Dieter “Quaster” Hertrampf in einem Gitarrensolo, was immer noch für Power in den “Alten Herren” steckt, als sie Wenn Träume sterben zu Gehör brachten. Was auch immer sie spielten – z.B. Denke ich an Deutschland (die “heimliche Hymne” der DDR, die nach Erscheinen im Jahr 1984 nicht im Radio oder Fernsehen der DDR gespielt werden durfte), dem Titelsong des gleichnamigen Albums Es war schön, oder auch Sternstunden aus dem Album “Rocklegenden” von 2014 – die über 4000 Fans waren begeistert und textsicher und sangen enthusiastisch mit. Maschine und Quaster, Keyboarder Peter Meyer und Bassist Peter “Bimbo” Rasym sowie der “Jüngste” – Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt – nahmen uns mit auf eine musikalische Reise Bis ans Ender der Welt, auf der keine Langeweile aufkam, die aber unsere Lust auf Abenteuer weckte. Als sich dann aber der Abend der Stille neigte, wurden die Boote der Jugend zu Wasser gelassen, und zwar mit einem tollen Bass-Solo von Bimbo. Als Klaus Scharfschwerdt samt seinem Schlagzeugpodest an den Bühnenrand gerollt wurde und ein Solo par excellence an den Tag (bzw. in die Nacht) legte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Anschließend nahmen sich alle Bandmitglieder selbst noch ein wenig auf die Schippe, indem z.B. Quaster, der Gründungsmitglied der Puhdys ist, einen alten Schlager zum Besten gab, und Peter Meyer – der “älteste Puhdy der Welt” – erstaunliches Stimmvolumen zeigte, als er auf die (gesungene) Frage Lebt denn der alte Holzmeyer noch, sekundenlang Jaaaaaaaaaaaa, ich leb’ noch zum Besten gab. Die Fans tobten! Auch sein Saxophon-Solo erntete großen Beifall.
Natürlich wollten wir Fans die alten Lieder hören – und wir kamen voll auf unsere Kosten mit Wenn ein Mensch lebt, Lebenszeit, Alt wie Baum und, was nicht fehlen durfte, Rockerrente. Damit verabschiedeten sich die Puhdys dann unter einem nicht enden wollenden Beifall und Zugabe-Rufen. Als von den Fans dann die Eisbären angestimmt wurde, war die Stimmung auf dem absoluten Siedepunkt und die Puhdys kamen noch einmal auf die Bühne. Nach den Eisbären gab es, wie immer beim Konzert als Zugabe und letzten Song, Das Buch. Mit diesem sehr nachdenklichen und eindrucksvollen Titel von 1984 endete das wirklich tolle letzte Open-Air-Konzert der Puhdys und ein für mich völlig ungeplanter Konzertabend überhaupt. Und wie bereits gesagt … “Es war schön – einfach schön”.
Fotos: Holger Bergmann