Neuzelle. Gelb, blau, weiß: Frühmesse um Vier, Morgenandacht, Arbeit, eine halbe Stunde Mittagsruhe, Arbeit, Gebet, Vesper, Spätgottesdienst;um 18 Uhr gehen wir in unsere Zellen.
Manche meditieren, andere versuchen sich als Dichter oder in der Kalligraphie.
Zugleich gilt es die Sachen in Ordnung zu halten; die Nähte an den Sandalen überprüfen, ausgefranste Stellen an der Kutte zu umsäumen.
Das Talglicht flackert. Wenn die Turmuhr acht Mal schlägt, ruft der älteste Bruder zur Nachtruhe.
Der Schlaf kommt sofort, traumlos.
Eulen, die lautlos um’s Gemäuer streifen, fangen die Träume mit gespreizten Klauen und Schnäbeln ab: gute, wie schlechte.
Die Regeln im Kloster sind streng, entsagungsreich, aber gerecht. Wer das tiefe Schauen und Erkennen nicht bewältigt, kann jederzeit ohne Häme gehen.
Die äußere Ordnung hat einen tieferen Sinn. Eine kleine Kapelle gehört dazu. Nischen in den Gängen, Bänke, umrankte Gartenlauben.
Mittelpunkt im Bemühen um die Stille im Kloster ist zweifellos der Kreuzgang, wo Ruhe und Zeit buchstäblich fühlbar sind.
Rufen, Türenschlagen, Hast, Eile sind verpönt. Das scheinbar Passive ist in Wahrheit wache Aufmerksamkeit.
Ich bin bei Gott, zweifellos. Doch mein Herz findet keine Heimstatt.
Du fehlst!