In vielen Dörfern der Lausitz findet in der Fastnachtszeit noch heute die alte sorbische Tradition des Zempern statt. In Verkleidungen und mit musikalischer Begleitung zieht man von Haus zu Haus um Speck, Eier oder Bargeld zu “erheischen”.
So stammt denn auch das Wort Zempern vom sorbischen Camprowanje, welches heischen bzw. einfordern bedeutet.
Der Brauch basiert auf vorchristlichen Glaubensformen, wo er dem Vertreiben böser Geister und Dämonen diente. Auch der Winter sollte damit verjagt und der Frühling empfangen werden. Seit der Christianisierung waren solche Bräuche als “heidnische Abgötterei” unerwünscht. Dies ist auch im Dobrilucum Redivivum nachzulesen, einer Dobrilugker Chronik, die 1719 von Christoph Richter geschrieben wurde. Darin findet sich folgende Passage: (Transkription des Originals, Erläuterungen in Klammern)
“Nachdem aber der allein weise Gott die Zeit der Unwißenheit übersehen, und sonderl. (sonderlich) im X. und XI. Seculo (Jahrhundert) das Christenthum nach und nach mit saurer Mühe und harter Wiederstrebung des Satans und allen haydnischen Geschmeißes eingeführet worden, gleichwohl aber doch daßelbe nicht festen Stand halten wolte, stifftete man nach Römischer Kirchen Gebrauch Clöster, auf daß auch derer Mönche exemplarisches Leben auch die Soraber (Sorben) und andere Heyden bey den Christenthum erhalten werden möchten, und hat hauptsächlich unser Closter Dobrilugk die Ehre, daß es das erste hiesiges Landes oder des Marggraffthums Niederlausitz war, welchen eine geraume Zeit darauff das Closter Neuzelle folgete. Nun wurde durch gottliche Gnaden Verleihung und Erbauung solcher Clöster der groben Abgötterey und Teuffels Dienste Einhalt gethan; Gleichwohl aber blieben deßen ungeacht noch viele Sublito (hohe bzw. bedeutende) Aberglauben übrig, und müßen diejenigen, welche da sonderlich noch biß itzo (jetzt) mit gemeinen Land Volcke umbgehen, ein freywillig Zeugnüß ablegen, daß vielmahl auch noch zu unsern Zeiten hie und da eine Wurtzel solcher alten Aberglauben und des Heydenthums käumen (keimen) und grünen würde, falls nicht alsofort durch die Wachsamkeit und Sorgfalt derer geistlichen und Priester dieselbe unterdrükt und erstikt würde. Was ist wohl hiesiger Gegend bey dem gemeinen Pöbel das so genannte und sehr Bekannte Kohl-Waßer? Was sind die Elbische und derselben Cur? Was das Verzehrung und die wieder solches angeordnete Hauß Mittel anders als alte heydnische und abergläubische Reliqvien? Das so genannte Zempern ist nicht eine Haar beßer, da Knechte und Mägde Donnerstags vor Fast-Nacht vor denen Häußern herumb gehen, theils geistliche, theils aber auch weltliche Zschumpen Lieder (Scherz- bzw. Spottlieder) singen. Was sie nun von denen Haußwirthen colligvirt (gesammelt) haben, verzehren sie nachmahlen zusammen beym Tantze, springen und singen, wobey offters große Leichtfertigkeit und liederliches Wesen mit unterläufft. Wer weiß, von was vor einen Feste des Svantewith (slawischer Kriegsgott) solches abstamme? Denn ich finde daß die Feste dieses Abgotts meistentheils mit Freßen und Sauffen seyn celebriret (gefeiert) und vor (es für) Sünde und Schande gehalten worden, wenn man an solchen Feste nicht solte einen Rausch gehabt haben oder bezecht gewesen seyn.”