In unserem Haus wohnen kluge Leute.
Ein Maler, ein Schauspieler, ein Regisseur, ein Ornithologe und ich.
Ich bin Erzieherin im städtischen Kinderheim.
Einmal hat mich der Maler porträtiert. Ich nahm das Bild mit ins Heim, fragte, wer da zu sehen sei.
Fast alle Kinder gaben die richtige Antwort.
Als der Maler dies erfuhr, lächelte er.
Heute ist Sonntag. Die Arbeit ruht.
Zumindestens für mich. Ich schaue aus dem Fenster. Es schneit.
Dicke Flocken trudeln zum Boden.
Vorbei am leeren Nistkasten an der alten Linde.
Zwei Autos fehlen, die von den Künstlern.
Am dritten füllt der Vogelkundler Frostschutzmittel auf.
Er bemerkt mich, zeigt auf den Nistkasten und ruft, bald kommen die Stare wieder.
Optimist, denke ich.
Wegen mir kann es noch eine Weile weiter so schneien.
Wir haben viel zu wenig Winter.
Außerdem haben mir die Stare im letzten Jahr alle Kirschen im Garten weggefressen.
Die lauern wie eine Räuberbande, sagt Oma Pöschke; schicken Späher aus, die melden, wenn die Früchte reif sind. Für einen Augenblick verdunkelt sich der Himmel, Flügelrauschen – Plünderung.
Vorbei der Traum von Kirschkuchen, Kirschmarmelade, Kompott, Kirschwasser.
Ich schließe das Fenster, rück’ die Gardine zurecht.
Jetzt fährt auch der Ornithologe weg, holt vielleicht seine Frau ab, die zur Kur war.
Die große Standuhr tickt. Ich bin allein zu Hause.
Morgen bemalen wir im Heim das Spielzimmer. Gute Ideen sind gefragt.
Mir fällt der Kirschbaum ein.
Vielleicht kann ich den Maler überreden mitzukommen.