…es dunkelt früher.
Die Braun- und Goldtöne des Herbstes verblassen.
Nebel verschluckt alle Geräusche.
Schattenwelt.
Krähen taumeln durch die Luft.
Die Zeit rast davon.
“Wir müssen uns beeilen”, sagt der Sensenmann.
“Weihnachten ist immer so ein Gedrängel”.
Er blättert mit knochigem Gesicht im “Postillon” .
Aus der Beilage schauen ernste Gesichter: “Vorher an alles denken, bevor es zu spät ist”…
Ich würd’ gern eine rauchen.
Nokotin verengt die Gefäße. Nicht gut bei Glaukom.
Schadet dem Sehnerv.
Die grünen, grauen Stare wollten fortfliegen.
Der Augenarzt fing sie ein, steckte sie in Käfige.
“Wie würden Sie ihren Zustand beschreiben”?, fragt der Psychologe.
Ich denke nach. Nicht einfach, auf der unbequemen Couch.
Lass’ protokollieren, dass ich mich gefangen fühle.
Freud runzelt die Stirn, macht sich Notizen.
Ich höre nicht, wie du nach Hause kommst.
Stehst plötzlich hinter mir, legst die Hände um meinen Hals.
Wir küssen uns. Wie war der Tag?
Der Kater mauzt, schärft hungrig die Krallen an der Küchentür.
Im Fernsehen Geschichtsunterricht: beinahe hätten die Türken Wien erobert.
In letzter Minute wurden die Pulverfässer unter der Stadtmauer entdeckt.
Die Lunten brannten schon. Wir hießen jetzt Mesut oder Selina.
“Chicken oder Normalfleisch? Komplett, mit Käse, scharfe Soße?, Drei Euro fünzig , Chef” …
Jeder Kuss schmeckt anders.
Der Kater lärmt. Auf dem Fensterbrett pickt eine Blaumeise Krumen auf.
“Was würden Sie am liebsten sein”?, fragt der Psychologe.
“Clown, auf der Intensivstation: da, wo wir hingehören”.
Der “Sensenmann” hat einen neuen Hut. Ist emsig bei der Arbeit.
Auf dem Friedhof Buchstaben in Blattgold: “War freundlich zu den Leuten” , “Hat seine Habe geteilt”.
Links, den kannte ich, dort steht : “Fertig gemacht, bis sein Herz zerbrach!”
… der Winter naht.
Großmutter hat eine neue Zuckerdose. Die alte hat der Wind auf dem Gewissen.
Im Gegensatz zu dem, was sie erlebte, sind unsere Sorgen nichtig.
Meistens trifft es die Guten.
Schon immer – nicht nur im November ….