…. als sich der Mond in der Pause über den Senftenberger See erhebt – bleich und unergründlich; die Wellen an den Strand rollen, als murmelten sie eine Botschaft – bliebst du schweigend stehen und schienst über uns nachzudenken.
Das machte mir Angst: unsere simple Abmachung lautet: wir tauschen Ehrlichkeit gegen Ehrlichkeit, Offenheit gegen Offenheit, verschweigen aber auch nicht schmerzhafte Erfahrungen, keiner kommt ohne Schrammen durch’s Leben – wir Scheidungskinder.
Sag doch was!
Ringsum Stimmengewirr, Korkenknallen – gute Laune; es riecht nach Bratwurst, Bier, Mückenspray, die Abende am See sind kühl; obwohl das luftige Theater ja wie in einem Kessel liegt.
Klingeln. Die Kapelle, alle im Frack, nimmt würdevoll Platz. Applaus.
Das Musical swingt weiter. Der Mond steigt höher.
Wie toll die spielen! Eliza als struppig – frecher Punk zum Anfang, ist schon originell, und einer von den versoffenen Kumpels ihres Vater ähnelt haargenau meinem letzten Verflossenen, charmant bis in die Haarwurzeln, wenn der Pegel stimmte, sonst ein Kotzbrocken übelster Sorte.
Tilo verfolgt fasziniert das Geschehen. Sieht stopplig aus im Gegenlicht. Bei dem, dachte ich, wird alles anders, hab’ rangeklotzt, mir solche Mühe gegeben – Pustekuchen, was mach’ ich falsch, ich doofe Henne?
Als Henry Higgins zum Schluss das Blumenmädchen heiratet, seufzt das Publikum erleichtert, nur einige jüngere Männer gönnen dem versnobten Professor die schöne Eliza nicht. Wie graziös die sich verbeugt, das Haar hochgesteckt, ein roter Flamingo: bewundert, verehrt, beneidet … was würde Tilo sagen, wenn ich solch ein Kleid anziehe und .. “ich sehe Rehe in der Nähe …” flüstern würde?
Auf dem Heimweg triller ich den Ohrwurm: “hei, heute morgen mach’ ich Hochzeit – vor mich hin, hake mich ein und sage: Doolittle hat’s richtig gemacht”. Tilo schaut mir in die Augen , schmunzelt .
Der Mond hängt bleich über den See, Wellen rollen an den Strand, hört sich an, als murmelten sie eine Botschaft ….